Juckreiz, rote Stiche am Körper, kleine schwarze Punkte auf der Matratze: Das sind Zeichen für Bettwanzen. Die kleinen Insekten sind leider nicht nur in südlichen Ländern zu Hause, auch in Deutschland treten sie häufig auf.

In den letzten Wochen bekommen die kleinen blutsaugenden Insekten besonders viel Aufmerksamkeit. Nach den Berichten über Bettwanzen im Nachbarland Frankreich wird auch in Deutschland besonders darauf geachtet, ob Bettwanzen häufiger auftreten. Die bundesweit tätige, unabhängige Sachverständigerin für Schädlingsbekämpfung, Bianca Mitmeier, gibt Entwarnung: Bettwanzen kämen seit vielen Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau vor. Mitmeier ist von der Industrie- und Handelskammer Dresden öffentlich bestellt und vereidigt, sie agiert somit unparteiisch und unabhängig. Während der Covid-19-Pandemie habe es einen leichten Rückgang gegeben, weil weniger Menschen reisen konnten. Nachdem die Beschränkungen aufgehoben wurden, war das Niveau allerdings wieder so hoch wie zuvor. In Großstädten, wo es eine große Tourismusbranche gibt, haben Schädlingsbekämpfer*innen laut Mitmeier in der Regel ein- bis zweimal die Woche mit Bettwanzen zu tun.

Alle wichtigen Infos über Bettwanzen auf einen Blick

  • Bettwanzen, lateinischer Name Cimex lectularius, sind blutsaugende Insekten.
  • Sie treten ganzjährig und weltweit in bewohnten Innenräumen auf.
  • Ihre Hauptwirte sind Menschen – dennoch werden auch Haustiere, Fledermäuse und Vögel befallen. Bettwanzenstiche sind in der Regel ungefährlich, da sie keine Krankheiten übertragen können, so das Umweltbundesamt. Es können jedoch Entzündungen auftreten, wenn man an den Stichen kratzt.
  • Die kleinen Insekten verbreiten sich über befallene Matratzen, Bettwäsche, Kleidung, Gebrauchtmöbel und Gepäck.
  • Weibliche Bettwanzen werden zwischen 4,5 bis 8,5 Millimeter groß; die Männchen kommen auf eine Größe von 4 bis 6,5 Millimeter.
  • Bettwanzen leben etwa sechs Monate und können lange Zeit ohne Nahrung überleben.
Bettwanzen auf einem Lineal. Foto: Bianca Mitmeier
Bettwanzen werden zwischen 4 und 8,5 Millimeter groß. Foto: Bianca Mitmeier

„Im Hostel würde ich nicht mehr übernachten”

Besonders häufig seien Bettwanzen in Studierendenwohnungen und Hostels zu finden, denn hier gäbe es in der Regel eine große Fluktuation, so Manfred Wülfken. Er ist in Hamburg für eine Schädlingsbekämpfungsfirma tätig. „Im Hostel würde ich nicht mehr übernachten”. Das Problem laut Wülfken: Die Zusammenarbeit zwischen Schädlingbekämpfer*innen und Hostels funktioniere oft nicht gut. Die Bekämpfung von Bettwanzen ist sehr eitintensiv, oft müssen Schädlingsbekämpfer*innen zwei bis drei Mal kommen. In dieser Zeit dürfen die Zimmer nicht belegt werden.

Stattdessen würden Insektizide aber frühzeitig abgewischt und die Zimmer wieder verbucht. Auch in Hotels steige die Zahl der Einsätze, das werde nach außen aber nicht kommuniziert, sagt Wülfken. Auf Anfrage liegen dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) keine Daten, Zahlen oder Rückmeldungen aus der Branche vor. Mitmeier erklärt, dass Schädlingbekämpfer*innen Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnen müssen: „Da liegt ein Deckmantel des Schweigens drüber”. Zwar klären Schädlingsbekämpfer*innen Hotels und andere Kunden über Bettwanzen auf, aber öffentlich werde dazu keine Stellung bezogen.

Bettwanzen in Kinos und Bahnen – überzogen oder Realität?

Anders als teilweise in Paris vermeldet, muss man in Hamburger U- und S-Bahnen eher nicht mit Bettwanzen rechnen. „Wir reinigen unsere Züge in regelmäßigen Intervallen; Bettwanzen oder andere Parasiten sind bei uns kein Thema, so ein Bahnsprecher. Auch nach Kenntnisstand der Hochbahn gäbe es in Hamburg aktuell keinen konkreten Anlass zur Befürchtung einer übermäßigen bzw. ungewöhnlich hohen Ausbreitung von Bettwanzen. Mitmeier hingegen berichtet über die Situation in Deutschland: „In der Vergangengeit waren Züge betroffen, teilweise auch Flugzeuge”. Es sei aber nicht so, dass man sich in die Bahn setzt und sofort von Bettwanzen attackiert wird. Das Risiko sei wirklich sehr gering. Zu 100 Prozent auszuschließen sei es aber nie. Kolleg*innen hätten außerdem Bekämpfungsmaßnahmen in Berliner Kinosälen durchgeführt.

Reisen, Secondhand-Klamotten, Gebrauchtmöbel – ein Paradies für Bettwanzen

Mit der zunehmenden Globalisierung treten auch Bettwanzen häufiger in Ländern wie Deutschland auf. Neben Tourismus und Migration, stellt der Handel in diesem Zusammenhang ein großes Problem dar, so das Umweltbundesamt. Besonders gut können sich Bettwanzen über Secondhand-Kleidung und Gebrauchtmöbel verbreiten. Auch kommen die ungebetenen Gäste aus dem Urlaub mit, da sie Zuflucht in Koffern und Reisetaschen finden.

Mangelnde Hygiene hingegen steht nicht im Zusammenhang mit den Schädlingen. Es ist aber schwieriger, sie aus unaufgeräumten und unübersichtlichen Räumen zu entfernen. Ein weiteres Problem: Wirksame Insektenbekämpfungsmittel (Insektizide) mit Langzeitwirkung seien laut Umweltbundesamt teilweise nur eingeschränkt verfügbar, so können sich die Insekten immer weiter ausbreiten. Schädlingsbekämpfer*innen hätten, so wie viele Branchen in Deutschland, mit Lieferengpässen zu bekämpfen. Zudem sei die Auswahl oft eingeschränkt, da nicht jedes Insektizid gegen Bettwanzen eingesetzt werden könne.

Als Hauptauslöser für die Verbreitung von Bettwanzen sieht das Umweltbundesamt aber eine zunehmende Resistenz gegen chemische Insektizide. Trotz der Resistenzen gäbe es in Deutschland jedoch genügend zugelassene Biozide, gegen die die Bettwanzen nicht resistent sind, so Mitmeier.

Flohmarkt mit Bildern und Kleidung. Foto: salutfromparis, Pixabay
Bettwanzen verbreiten sich oft über Gebrauchtwaren. Foto: salutfromparis, Pixabay

Tipps zur Prävention von Bettwanzen

Kommt man in eine Ferienwohnung oder in ein Hotelzimmer, sollte man den Koffer erst einmal nicht auspacken, rät Mitmeier. Stattdessen solle man sich zunächst kritische Stellen wie die Matratze und den Lattenrost anschauen. Das rät auch der Deutsche Schädlingsbekämpfer Verband. Sind auf der Matratze circa ein Millimeter große schwarze Flecken zu sehen, die in den Stoff oder ins Holz eingezogen sind, könne es sich um Bettwanzenkot handeln. Geht man mit einem leicht angefeuchteten Tuch darüber und verfärben sich die Flecken ganz leicht rötlich, sind das mögliche Hinweise auf Bettwanzen. In dem Falle müsse man sich nicht scheuen, dem Hotel Bescheid zu geben und das Zimmer zu wechseln.

Bettwanzen kleben ihre Eier an Gegenstände wie Holz an. Foto: Bianca Mitmeier
Bettwanzen kleben ihre salzkorngroßen Eier an Gegenstände an. Foto: Bianca Mitmeier

Ein weiterer Tipp: Benutzte Wäsche möglichst immer getrennt vom Koffer aufbewahren und weit weg vom Bett. Auch bei Gebrauchtwaren muss eine Sichtkontrolle gemacht werden. Oft holt man sich nämlich nicht die lebende Bettwanze ins Haus, sondern deren Eier. Die sind salzkorngroß und werden an Gegenstände wie Möbel, Bilder oder elektrische Geräte angeklebt, erklärt Mitmeier. Ist die Bettwanze trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch ins Haus gelangt, sollte man Ruhe bewahren.

„Bitte nicht selber rumprobieren, in den meisten Fällen macht man das Problem noch schlimmer.”

Privatpersonen sollten keine Insektizide aus der Drogerie verwenden, die seien bei Fehlanwendung oft schädlich, so Mitmeier. In der Regel werden die Tiere dadurch auch nicht getötet, sondern vertrieben. Waren sie also vorher beispielsweise nur am Bett aufzufinden, fliehen sie in Steckdosen, hinter Fußleisten oder losgelöste Tapete. Besonders wichtig: Nichts aus dem befallenen Raum bewegen, sonst droht Verschleppungsgefahr.

Schädlingsbekämpfer Wülfken gibt Ratschläge, um Bettwanzen so schnell wie möglich wieder loszuwerden:

  • Regelmäßig staubsaugen, auch hinter Fußleisten.
  • Das Bett von der Wand abziehen und doppelseitiges Klebeband drumherum kleben, vor allem um die Füße. Die Hoffnung: Bettwanzen bleiben daran kleben. Allerdings kann es passieren, dass weitere Bettwanzen über die bereits kleben gebliebenen rüberlaufen.
  • Befallene Matratzen entsorgen.
  • Boxspringbetten entsorgen, Lattenroste hingegen können behandelt werden.

Eine professionelle Behandlung eine*r Schädlingsbekämpfer*in ist dennoch unumgänglich.

Die Branche ist überlastet

Wülfkens Prognose: „Mit Bettwanzen werden noch einige zu kämpfen haben.” Dabei sei die Branche jetzt schon überlastet: „Viele nehmen schon gar keine Privatkunden mehr“. Andere würden keine Schädlingsbekämpfungen in Gastronomien durchführen, da sich hier, ähnlich wie bei den Hostels, nicht an Regeln gehalten wird. Die Einsätze sind ohnehin schon sehr zeitintensiv. Findet keine Zusammenarbeit zwischen Mieter*in und Schädlingsbekämpfer*in statt, wird es immer schwieriger, Bettwanzen vollständig zu entfernen. Zudem seien die Behandlungen immer teurer geworden, das liege an den gestiegenen Preisen für die Insektizide, so Wülfken.

Laura Krone, geboren 1999 in Rotenburg (Wümme), weiß, wie Weizen und Wasser harmonieren. Bei einer Reise durch Australien ernährte sie sich fast nur von Nudeln mit Pesto, zu Hause hat sie eine eigene Nudelmaschine. In Bremen studierte Laura Medien- und Politikwissenschaft, in Bordeaux den lokalen Wein. Bei der ELBFISCHE Content Group bloggt sie über das, was andere kochen. In einem eigenen Podcast sprach sie mit einer Freundin über Themen von Astrologie bis Gen Z. Gerne würde sie auf weiteren Reisen Insekten probieren. Und dann darüber schreiben, wie man auch daraus eine gute Pasta-Soße machen kann. (Kürzel: kro)