Die krebskranke Jo träumt davon, eine Superheldin zu sein – und das ganze Dorf unterstützt sie. Der kenianische Kinderfilm „Supa Modo“ schwankt zwischen herzerwärmenden und herzzerreißenden Momenten – und wurde mit dem Michel-Filmpreis ausgezeichnet.
Zwei etwa zehnjährige Kinder sitzen zusammen auf ihren Krankenbetten und diskutieren über ihre liebsten Superhelden. Ihre Köpfe sind kahl von den Krebs-Medikamenten. Ihre Wände sind zugeklebt mit bunten Postern. Egal ob Iron Man, Superman oder Bruce Lee bei den Kids die Nase vorne hat, sind sie sich in einem Punkt einig: Superhelden sterben nicht.
Wer einmal quer durch die Marvel- und DC-Comics liest, muss zu diesem Fazit kommen. Stürze aus mehreren Metern, regelmäßige Ohnmacht oder Jahrzehnte im Eis – kaum etwas hat Konsequenzen für Helden. Die kleine Jo kennt und liebt all diese Filme und Comics. Sie ist die Heldin des Films „Supa Modo“, aber für sie gilt diese Regel nicht. Sie ist eine der Patientinnen im Hospiz und wird in zwei Monaten sterben.
Verdrängung oder Fantasie?
Über 70 Minuten lang ist es nun die Aufgabe, mit diesem Schicksal umzugehen – für die Figuren im Film und für die Zuschauer. Eine Frage steht gerade in der ersten Filmhälfte im Mittelpunkt: Wie sehr darf man „so tun als ob“? Verhält sich die Mutter des Mädchens richtig, die der Tochter kaum Informationen gibt und die Krankheit verdrängt? Oder ist es besser, wie Jos große Schwester Mwix, Superkräfte vorgaukelt, um ihr so schöne Stunden zu bereiten?
Es ist rührend zu beobachten, wie sich das gesamte Dorf verabredet und für einige Momente komplett stillzustehen scheint – als könnte Jo wirklich die Zeit einfrieren. Gleichzeitig ist es kaum zu ertragen, dass dieses Mädchen in Kürze sterben wird. Während beim Zuschauer Tränen fließen, ist die kleine Jo tapferer als alle Erwachsenen zusammen. Jo ist einfach da und will Spaß haben.
Wann wird der Tod zum Thema?
Verläuft das erste Drittel der Handlung noch in den vorhersehbaren Bahnen eines Kinderfilms, bricht der in Russland geborene und in Kenia lebende Regisseur Likarion Wainaina danach mehrmals Erwartungen und gewohnte Strukturen. „Supa Modo“ ist halb so lang wie der letzte Avengers-Film, aber hat mindestens doppelt so viele Twists, Überraschungen und große Thesen.
Doch nicht nur in der Dramaturgie, sondern auch in der Schwere ist „Supa Modo“ weit weg vom Mainstream-Kinderfilm. Auch Disney oder Dreamworks touchieren harte Themen und behandeln Depression, Verlust und Tod. In “Bambi” wird die Hirschmutter erschossen – aber nie stehen die eigentlichen Heldinnen oder Helden vor dem Tod. Bei „Supa Modo“ ist das anders. Liebenswürdig und ausdrucksstark spielt sich Hauptdarstellerin Stycie Waweru ins Herz der Zuschauer und macht den unausweichlichen Verlust so nur noch schlimmer.
Auf den ersten Blick wirkt der Film fast zu belastend für Kinder. Aber auch schon im Grundschulalter sind Tod und Trauer Themen. Sei es durch die Großeltern oder manchmal sogar bereits über den Freundeskreis. Der Film schafft über die tieftraurige Prämisse hinweg doch eine positive Botschaft zu vermitteln. Am Ende hatte Jo nämlich Recht: Superhelden sterben wirklich nicht.