Das Nordlicht als Inspiration: In ihrer Kollektion “Aurora” überträgt HAW-Studentin Anna Mehnert (25) das Naturschauspiel auf ihre Modedesigns. FINK.HAMBURG begleitete sie bei der Entstehung der Outfits.
“Bei dem Pulli dachte ich: Das muss jetzt komplett explodieren”, sagt Anna über das erste Stück aus ihrer Kollektion “Aurora”. Sie ist eine von sechs Studierenden des Master-Studienganges Modedesign, die im Kurs “Forum – Projekt” jeweils mindestens drei Kleidungsstücke produzieren mussten – und sie am Ende in einer selbst konzipierten Modenschau präsentierten.
Bei den Themen für die Kollektionen gab es keine Vorgaben. “Irgendwie bin ich bei der Bildrecherche auf ein Foto von den Nordlichtern gestoßen und war total fasziniert.” Insbesondere die Aurora namens “The Hem Of His Garment” habe es ihr angetan. “Sie sieht aus wie ein Vorhang, der aus dem Himmel hängt”, sagt Anna. “Auch die Farbwelt des Naturschauspiels, die bunten Lichter auf schwarzem Hintergrund, hat mir gefallen.”
Übersetzt in die Modewelt ergab das in Annas Designs eine Kombination aus schwarzem Strick, buntem Kammzug und Volants. Fotos und erste Stoffproben sammelte sie in ihrem Skizzenbuch. “Strick mochte ich schon immer gerne. Im Bachelor habe ich an der HAW einen Laborkurs dazu gemacht und mir eine Strickmaschine für zu Hause gekauft”, sagt sie. Die uralte Technik biete bessere und freiere Gestaltungsmöglichkeiten als normaler Stoff: “Mit Strick kann ich eine eigene Fläche für meine Designs erschaffen.”
Bei den Projektarbeiten ist es den Studierenden selbst überlassen, mit welchen Stoffen sie arbeiten – allerdings muss das Material aus eigener Tasche bezahlt werden. Bei Leder oder aufwändigen Applikationen kann das teuer werden. “Generell mache ich mir über die Kosten lieber keine Gedanken, dann wird mir schlecht”, sagt Anna lachend. Grob überschlagen lagen die Basiskosten ihrer Kollektion für Wolle, Stoffe und Kammzug bei rund 300 Euro. “Als ich einkaufen war, habe ich eher zufällig noch rosa Cord gefunden. Den musste ich haben. Die Farbe und das Material bieten den perfekten Gegenpol zu den eher schweren Stricksachen.” Außerdem passe Rosa visuell zu dem Gefühl, das in der Kollektion mitschwingen soll: “Ich wollte diese kindliche Begeisterung umsetzen, die einen packt, wenn man die Nordlichter sieht.”
Im nächsten Schritt fertigte sie Aquarelle und technische Zeichnungen an, dann wurde die Kollektion wirklich hergestellt. Gerade zum Ende der Produktionszeit saß Anna fast täglich an Strick- und Nähmaschine. Einen Pullover schaffe sie in einem Tag, sagt sie. Ein Kleid brauche auch schon mal drei, und das ist dann nur die Strick-Basis. “Eigentlich ist man nie fertig und könnte immer noch etwas verbessern”, sagt sie rückblickend. “Aber es gibt eine Deadline und irgendwann muss man sich auch selber sagen: Jetzt ist Schluss.”
Am Ende des Semesters fand in der Aula am Campus Armgartstraße die Modenschau statt. Auch einige Bachelorstudierende zeigten dort ihre Designs. Die Organisation übernahmen Anna und ihre Kommilitonen: Vom Make-Up über die Verpflegung bis hin zu Licht und Ton bereiteten sie alles selbst vor. Anna kümmerte sich um das Casting der Models. Hinter den Kulissen wurde es am Tag der Schau dann ziemlich eng: 20 Models plus “Dresser” in einem winzigen Backstagebereich.
Nach der Modenschau zeigten die Studierenden ihre Abschluss-Outfits im Rahmen einer Ausstellung in der Aula. Dort wurden die Arbeiten auch den Professoren präsentiert, die am Ende die Noten vergeben. “Ich bin auf jeden Fall zufrieden mit meiner Kollektion”, sagt Anna. Ihre eigenen Outfits werde sie zwar eher nicht anziehen – sie versucht aber zumindest, dafür in ihrem schon überfüllten Kleiderschrank Platz zu schaffen.