Es gibt Hoffnung für den Schierlings-Wasserfenchel – sagt zumindest die Stadt Hamburg. Sie will eine neue Fläche für das seltene Ufergewächs gefunden haben, dessen Überleben die Elbvertiefung gefährdet. Umweltverbände sind skeptisch.
Oenanthe conioides – Das kleine, grüne Doldengewächs Schierlings-Wasserfenchel lässt am Hamburger Hafen die Bagger für eine erneute Elbvertiefung weiterhin stillstehen. Die seltene Pflanzenart, die nur noch in der Tide-Elbe existiert, ist einer der Hauptstreitpunkte bei der geplanten Fahrtrinnenvertiefung. Seit Jahren schon diskutieren Wirtschaftsvertreter und Umweltaktivisten über das Bauvorhaben. Die Umsiedlung des Elbfenchels wurde dabei zum Symbol des Konflikts.
In unseren #FINKaboutit zur Hamburger Elbvertiefung erklärt FINK.HAMBURG zehn wichtige Fakten zur geplanten Fahrrinnenanpassung der Elbe. Neben News und Hintergruninformationen finden sich hier auch die einzelnen Standpunkte der beteiligten Interessensvertreter.
Während Gegner der Elbvertiefung die Debatte nicht nur auf eine bedrohte Pflanzenart reduziert wissen wollen, entwickelte die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Stadt Hamburg immer wieder neue Konzepte um das seltene Gewächs zu retten. Dies ist eine Auflage des Bundesverwaltungsgerichts, damit mit der Elbvertiefung begonnen werden darf. Noch am 9. Februar lehnte das Gericht hierzu ein Vorhaben der Stadt ab: Das vorgeschlagene Ausgleichsgebiet Kreetsand/Spadenländer Busch stuften die Richter damals als “rechtswidrig und ungeeignet” ein.
“Meilenstein für die Elbvertiefung”
Doch nun scheint eine Lösung gefunden. Wie die “Hamburger Morgenpost” berichtet, soll ein Bereich nahe der Billwerder Insel die geeignete Fläche für die Neuansiedlung des Schierlings-Wasserfenchel werden. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) spricht in diesem Zusammenhang von einem “Meilenstein für die Elbvertiefung”. Laut Horch sollen dabei alle Partner einbezogen werden: “Wir unterrichten auch die EU-Kommission über das Urteil und die neue Maßnahme ‘Tideanschluss Billwerder Insel’. Zudem haben wir die anerkannten Naturschutzverbände über unsere Planungen im Bereich der Billwerder Insel informiert und diese darüber hinaus zu einem Gespräch eingeladen“, sagte Horch laut “Morgenpost”.
Der Naturschutzbund Hamburg (NABU) erklärt dagegen: „Wir wissen noch nichts über den Standort“, so der Leiter der Umweltpolitik Malte Siegert zu FINK.HAMBURG. Auch zu der geplanten Eignungsprüfung wollte sich Siegert noch nicht äußern: „Wir haben noch keinen Untersuchungsumfang gesehen. Insofern ist eine fachliche Bewertung über die Tauglichkeit der Maßnahme nicht möglich.“ Eine erneute Klage sei jedoch nicht ausgeschlossen.
Schierlings-Wasserfenchel reicht den Verbänden nicht
Der Umweltverband BUND geht auf Twitter sogar noch einen Schritt weiter und kritisiert Wirtschaftssenator Horch für dessen Informationspolitik in der ‘Causa Elbfenchel’. Laut BUND sei man weder informiert worden, noch habe es eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch gegeben.
Fachliche Unterlagen fehlen, vom Ausgleichsvorschlag zur #Elbvertiefung erfahren wir aus der Presse. Mindestens kein guter Stil, Herr Horch!
— BUND Hamburg (@bund_hh) 16. Juni 2017
Wie die neue Heimat des auf der der Roten Liste stehenden Gewächses aussehen soll, teilt die Stadt auf ihrer Webseite auch bereits mit: An der ehemaligen Trinkwasseranlage auf der Billwerder Insel sollen zwei der vier vorhandenen Becken an die Tide angeschlossen werden. Dabei sollen Priele, Wattflächen und Gehölzinseln entstehen, damit der Sicherlings-Wasserfenchel optimale Bedingungen vorfindet.
Sowohl BUND als auch NABU sind grundsätzlich zu weiteren Gespräche mit der Stadt bereit. Die Umweltverbände lehnen die Elbvertiefung jedoch weiterhin grundsätzlich ab und favorisieren stattdessen eine Kooperation der drei norddeutschen Seehäfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven. Dies sei die ökologisch und volkswirtschaftlich beste Lösung. Bis zur abschließenden Urteilsverkündigung und Genehmigung des neuen Lösungsvorschlags wird der Schierlings-Fenchel jedenfalls weiterhin die Tide-Elbe bewohnen – und die Elbvertiefung verhindern.