HAW-Studenten starten Fundraising-Kampagne für eine Schule in Afrika
Hamburger Studenten starten eine Fundraising-Kampagne für eine Schule in Ghana. Foto: Julia Nordholz.

Zwischen Bananen- und Kakaobäumen soll in Ghana eine Schule entstehen – keine normale, sondern eine, in der sich die Kinder frei entfalten können. Drei Studenten aus Hamburg wollen helfen, das zu ermöglichen.

Eigentlich ist die HAW-Studentin Christina Sjut nach Ghana geflogen, um mit drei Kommilitonen für ein Kakao-Projekt zu pitchen. Doch dann treffen sie einen Mann, der mit einer NGO in einem kleinen Dorf eine Schule für 1000 Kinder bauen will. Die Hamburger entschließen sich, das Yonso-Project von Kwabena Danso zu unterstützen. In ihrem Forschungssemester starten sie eine Fundraising-Kampagne, um Geld für den Bau der Schule zu sammeln. Bald stoßen sie jedoch an ihre Grenzen. Wie Christina Sjut diese Zeit erlebt hat, erzählt sie im Interview.

FINK.HAMBURG: Wie kann man sich den Ort, an dem die Schule entstehen soll, vorstellen?

Christina Sjut: Er liegt mitten im Busch. Man fährt von Ghanas Hauptstadt Akkra vier oder fünf Stunden auf einer Schotterpiste bis zur nächstgrößeren Stadt Kumasi, die etwa die Größe Hamburgs hat. Ab da fährt man weiter ins Landesinnere. Man muss sich zu dem Dorf durchfragen, sonst findet man es nicht. Dort angekommen, ist man umgeben von rotem Sand, Bananen- und Mangobäumen und Kakaoplantagen. Es ist noch sehr verwildert. Der Standort ist aber logistisch klug gewählt: Die angrenzenden Dörfer haben alle keine Schulen.

Was ist das Ziel des Yonso-Projects?

Eine Schule mit 45 Klassenräumen über drei Stockwerke mit 1000 Schülerinnen und Schülern zu betreiben. Im Moment ist es für afrikanische Kinder auf dem Land noch ein Privileg, eine Schule zu besuchen. Zum einen gibt es nicht genug Schulen in der Nähe, zum anderen müssen viele Kinder auf der elterlichen Farm arbeiten. Viele Eltern sehen den Nutzen von Schule nicht. Das Yonso-Project will diesen Armutskreislauf durchbrechen.

Was ist das Besondere an der Schule?

Sie soll anders aufgebaut sein, als es das gängige Schulsystem in Ghana vorsieht. Laut Projektgründer Kwabena Danso ist die Lehre in Ghana darauf fokussiert, Tests zu schreiben und die Schule schnell zu beenden. Was dabei zu kurz käme, sei die Menschen zu selbstständig denkenden Individuen zu machen, die Dinge kritisch hinterfragen. Kwabeno ist überzeigt: Die Menschen auf dem Land sind nicht dumm – sie haben nur nicht die Chance auf Bildung.

Das Yonso Projekt: Die Grundmauern der Schule stehen schon.
Die Grundmauern der Schule in Ghana stehen schon. Foto: Christina Sjut.
HAW-Studenten mit dem Gründervater des "Yonso-Project"
HAW-Studenten mit dem Gründervater des Yonso-Project, Kwabena Danso (mitte rechts). Foto: Christina Sjut.
Die Grundmauern des Yonso-Project
Umgeben von rotem Sand ensteht hier eine Schule für 1000 Kinder. Foto: Christina Sjut.

Was ist Kwabena für ein Typ?

Er hatte die besten Voraussetzungen, ein erfolgreiches Leben in der Stadt zu führen. Sein Großvater aus England hat ihn auf seinem Bildungsweg gepusht. Er hat eine Schule besucht, und sogar ein Studium abgeschlossen. Trotzdem hat er sich entschieden aufs Land zu gehen, eine NGO zu gründen und sich für die Ärmsten stark zu machen.

Wie kommt ihr als Studenten aus Hamburg ins Spiel?

Wir haben auf der Onlineplattform Leetchi eine Fundraising-Kampagne gestartet. Sie ist ein Teil unseres Forschungsprojekts an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Durch unser Studium der Medien und Information wissen wir, wie man Social Media nutzt, Sponsoren anschreibt und Kontakte herstellt – das können wir nun in der realen Welt anwenden. Wir haben ein anderes Netzwerk als die NGO vor Ort in Ghana.

Was wollt ihr konkret mit dem Fundraising erreichen?

Das Ziel ist 35.000 Euro für das Projekt einzusammeln. Damit kann die erste Bauphase beendet werden. Dann kann die Schule schon für 500 Kinder starten – quasi auf Sparflamme.

Welchen Schwierigkeiten seid ihr begegnet?

Ein Problem war, eine geeignete Spendenplattfrom zu finden. Da die NGO in Ghana registriert ist, konnten wir nicht auf die üblichen großen Seiten in Deutschland zurückgreifen. Mit Leetchi haben wir eine Plattfrom gefunden, auf der man spenden und das Geld auch nach Ghana überweisen kann. Der Nachteil: Wir können keine Spendenbelege ausstellen. Außerdem ist die Community nicht so groß.

Wie seid ihr vorgegangen?

Wir haben viele E-Mails geschrieben und uns dabei auf Sponsoren konzentriert, die ohnehin für ähnliche Projekte spenden. Daneben haben wir auch viele Kleininvestoren angeschrieben und andere NGOs, die mit Ghana kooperieren. Wir haben Telefonate geführt, Mails verschickt, uns mit Leuten getroffen.

Wie haben die Leute reagiert?

Viele haben uns gesagt, dass sie das Projekt toll finden – doch Geld haben die wenigsten überwiesen. Viele sagten auch, so böse es klingen mag: “Was interessieren mich die Leute in Ghana?” Sie wären eher bereit, Projekte zu unterstützen, die sie persönlich betreffen.

Welche Rolle hat Social Media für eure Kampagne gespielt?

Wir hatten zu wenig Zeit um eine Facebook-Seite oder eine Homepage anzulegen. Eine Überlegung war, den Leuten einen Anreiz zum Spenden zu geben, so eine Art Ice-Bucket-Challenge. Deshalb haben wir einen Facebook-Aufruf gestartet: “Top Up Your Karma”. Leute konnten ihre Freunde markieren. So richtig viral ist es aber nicht gegangen.

Warum sollte man ausgerechnet für eine Schule in Ghana spenden?

Wir betonen immer, dass das Geld, definitiv beim Projekt ankommt. Bei größeren Organisationen bleibt viel in der Verwaltung hängen. Die Schule ist kein Hirngespinst. Sie ist schon im Bau und wird irgendwann der nächsten Generation zu Bildung verhelfen. Für uns persönlich ist da diese enge Verbindung, weil wir den Mann hinter dem Projekt kennen. Wir würden es nicht machen, wenn wir nicht voll überzeugt wären.

Welche Erfahrung nehmt ihr aus dem Fundraising-Projekt mit?

Unter “lessons learned” können wir schreiben, dass es in der Praxis nicht immer so einfach ist, wie in der Theorie. Die Vorstellung, man verschickt ein paar Mails und dann läuft alles, hat sich als falsch erwiesen. Für viele Ideen fehlte die Zeit. Wir hätten auch noch Spendenpartys oder ein Benefizkonzert machen können. In Sachen E-Mail-Marketing war es teilweise auch frustrierend, die zehntausendste Absage zu bekommen.