Der Hamburger Hafen war Drehscheibe des deutschen Kolonialismus. Jetzt ruft die Hansestadt mit einem Runden Tisch zum offenen Diskurs auf – und will sich mit ihrem kolonialen Erbe auseinandersetzen.
Die Stadt Hamburg will sich weiter mit ihrer Rolle während der deutsche Kolonialzeit beschäftigen und hat dafür einen Runden Tisch gegründet. „Wir müssen den Kolonialismus als Teil unserer Geschichte annehmen und in seinen bis heute prägenden Auswirkungen verstehen“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Mittwochabend im Völkerkundemuseum. Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte brauche den Dialog möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen. Ein Runder Tisch soll zudem Rahmenbedingungen für einen offenen Diskurs schaffen.
Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. sagte: „Die Notwendigkeit der Aufarbeitung liegt vor allem darin, dass Rassismus, Ungleichheit, die aktuelle Migrationsbewegung und die strukturellen Ausschlüsse schwarzer Menschen in dieser Epoche ihren Ursprung haben.“
Der nächste Runde Tisch soll im Frühjahr 2018 im Museum für Hamburgische Geschichte stattfinden.
Hamburg spielte zentrale Rolle
Hamburg hatte sich 2014 als erste deutsche Metropole zur Aufarbeitung ihres kolonialen Erbes entschieden. Noch im selben Jahr wurde an der Universität Hamburg eine Forschungsstelle eingerichtet, die die wissenschaftliche Grundlage für ein umfassendes Erinnerungskonzept schaffen sollte. Auch die städtischen Museen wollen sich nun vermehrt mit Themen der Kolonialgeschichte auseinandersetzen. Als Hafen- und Handelsstadt spielte Hamburg eine zentrale Rolle für die deutsche Kolonialpolitik zwischen 1884 und 1918.
joh/dpa