Der ehemalige Leiter der Soko Cold Cases, Steven Baack, wird versetzt. Foto: Georg Wendt/dpa
Der ehemalige Leiter der Soko Cold Cases, Steven Baack, wird versetzt. Foto: Georg Wendt/dpa

Die Sonderkommision Cold Cases der Polizei Hamburg soll jahrzehntealte, ungelöste Mordfälle aufklären. In den vergangenen Monaten geriet ihre Arbeit in Kritik. Jetzt wird der Chef der Ermittlungsgruppe SOKO versetzt – und durch die ehemalige Pressesprecherin ersetzt. 

Nachdem eine Richterin dem Leiter der Soko Cold Cases, Steven Baack, massive Ermittlungsfehler in einem Vergewaltigungsfall vorgeworfen hatte, entließ Polizeipräsident Ralf Martin Meyer den Beamten aus seiner bisherigen Position. Nachfolgerin wird die Kriminalhauptkommissarin Heike Uhde, sagte Polizeisprecher Timo Zill am Donnerstag. Uhde war vorher jahrelang in der Mordkommision tätig und zuletzt Pressesprecherin. Der ehemalige Leiter der Soko soll im Einvernehmen eine neue Aufgabe in der Behörde übernehmen. Aufgabe der vor zwei Jahren gegründeten Sonderkommission ist die Aufklärung ungelöster Mordfälle.

Grund für die Versetzung war ein vermeintlich gelöster Fall aus dem Jahr 1980. Bei dem Gerichtsverfahren wurde ein 38-jähriger Mann beschuldigt, ein damals 16-jähriges Mädchen in Steilshoop vergewaltigt und dann mit einem Messer fast getötet zu haben. Der Fall kam Anfang August diesen Jahres vor Gericht und wurde Ende Oktober mit einem Freispruch für den Verdächtigen abgeschlossen. Das Urteil begründete die Richterin damit, dass die Soko Zeugen getäuscht und den Hauptbelastungszeugen mit einer Belohnung zur Aussage gedrängt habe. Außerdem hätten die Ermittler dem Opfer eine suggestiv zusammengestellte Fotoserie vorgelegt, um den Angeklagten zu identifizieren.

Untersuchungen werden fortgesetzt

Der Vorfall veranlasste den Polizeipräsident Meyer, eine interne Untersuchung anzuordnen. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Ermittlungen den gebotenen hohen Anforderungen nicht in allen Punkten gerecht geworden seien. Die Arbeit der Soko will Meyer nicht einstellen. Stattdessen wurde eine “strukturelle Anpassung zur Qualitätssicherung eingeleitet”, so Meyer.

Auch die Staatsanwaltschaft, die zusammen mit der Vertreterin und dem Verteidiger auf Freispruch plädiert hatte, leitete eine interne Überprüfung an. Es werde die Arbeit der Polizei, aber auch die der Staatsanwaltschaft und des Ermittlungsrichters einbezogen. Es gebe noch keine Beschuldigten, daher ist der Ausgang des Prüfverfahren noch völlig offen, sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach

cb/dpa