“Der Klimawandel wartet nicht auf deinen Bachelor.” Seit kurzem hängt am HAW-Campus an der Finkenau ein Transparent mit dieser Aufschrift. Aufgehängt hat es unter anderem Laurenz Rau, Student und Fridays-For-Future-Aktivist.

Wenn über Fridays For Future gesprochen wird, ist immer nur von den demonstrierenden Schüler*innen die Rede. Aber wo sind die Student*innen? Wir haben mit Laurenz Rau (27) gesprochen. Er studiert im Master Game Design an der HAW Hamburg und engagiert sich seit etwa zwei Monaten in Hamburg für die Bewegung. Sein Team hat gerade ein Banner auf dem Campus Finkenau aufgehängt, dass man unmöglich übersehen kann: “Der Klimawandel wartet nicht auf deinen Bachelor”, steht darauf geschrieben.

Student Laurenz Rau sitzt auf dem Sonnendeck des HAW Campus Finkenau.
Student Laurenz Rau ist Teil der Fridays-For-Future-Bewegung. Foto: Nikolas Baumgartner

Was hat es mit dem Banner auf sich?

In der Arbeitsgruppe setzen wir uns für die Mobilisierung von Studierenden in der Fridays-For-Future-Bewegung ein. Wir sind an die Unis heran getreten, um Transparente und Plakate aufzuhängen. Bundesweit gibt es ein gemeinsames Plakat für den großen Klimastreik am 24. Mai. Für Hamburg haben wir extra Plakate entwickelt, die speziell Studierende ansprechen. Wir werden dafür auch von den Hamburger Asten und einigen Fachschaftsräten unterstützt.

Warum nehmen so wenig Studierende bei den Fridays-For-Future-Demos teil?

Greta Thunberg streikt seit über 38 Wochen für eine bessere Klimapolitik. Mittlerweile ist Fridays For Future für jede*n ein Begriff. Anfang dieses Jahres haben auch Schüler*innen in ganz Deutschland begonnen, freitags nicht in die Schule, sondern auf die Straße zu gehen. In Hamburg organisiert die 17-jährige Schülerin Julia Oepen die Schulstreiks für den Klimawandel von Anfang an mit.

Ich will mich gar nicht lange damit aufhalten, zu erklären, wieso das so ist. Ich will es möglichst schnell ändern. Es ist eine absurde Sache, dass Studierende nach Ausreden suchen. Ich bin mir nicht sicher, was meine Kommilitonen deutschlandweit davon abhält zu demonstrieren. Auch die Schüler werden nicht mit Samthandschuhen angefasst und wir Studierende haben es doch eigentlich einfacher. Die meisten Veranstaltungen in den Hochschulen haben noch nicht mal eine Anwesenheitspflicht.

Was wünschst du dir von den Studierenden?

Ich wünsche mir, dass es wesentlich mehr Studierende gibt, die sich engagieren. Meiner Meinung nach tragen wir Studierende Verantwortung, uns politisch mit dem Klimaschutz auseinanderzusetzen. Jeder sollte eine Meinung dazu haben und Studierende haben bisher eine zu kleine Rolle in der Bewegung gespielt. Der Klimawandel wartet nicht auf deinen Bachelor.

Das Banner mit der Aufschrift "Der Klimawandel wartet nicht auf deinen Bachelor".
Im Moment gibt es nur wenig Studierende bei Fridays For Future. Foto: Nikolas Baumgartner

Was bedeutet diese Aussage?

Bis zum Abschluss denke ich in Wochen oder vielleicht Monaten. Werden wir unseren Abschluss deshalb nicht schaffen, weil wir freitags mal nicht da sind? Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um nicht in einen Dominoeffekt zu fallen. Wir haben uns bezüglich des Klimawandels in einer eigenartigen Rethorik verfangen. Wir reden von Klimawandel, viel treffender wäre jedoch Klimavernichtung, Klimakrise oder Klimazerstörung. Das ist nichts, was erst durch Fridays For Future akut geworden ist. Es gibt bereits eine Reihe von Symptomen: Dürren und Ernteausfälle, Waldbrände, Flucht, Stürme und Überschwemmungen. Das Zusammenspiel all dieser Katastrophen ist überhaupt nicht mehr überschaubar.

Was kann jede*r Einzelne tun?

Als Individuum kann ich zum Beispiel vegan leben und nicht fliegen. Das addiert sich in der Summe stark. Das kann aber nicht alles sein. Wichtig ist es, der Politik jetzt Druck zu machen, indem man auf die Straße geht und wählt. Wir brauchen wirtschaftliche und politische Maßnahmen, die das einleiten. Aber dieses Problem wird man nur global lösen können.

Und was bewirken die Demos?

Ich glaube an die Bewegung und daran, dass wir das schaffen können. Aber ich will auch davor warnen, zu viel Optimismus an den Tag zu legen. Wir haben es geschafft, einen Diskurs anzufachen. Aber mit Symbolen, wie der Klimakonferenz, ist noch lange nichts gewonnen. Der Job von Politikern ist es jetzt, nicht nur drüber zu reden und die Bewegung gutzuheißen. Ich erwarte, dass sie handeln. Sie sitzen an den Hebeln.

Wenn ihr euch bei der Fridays-For-Future-Bewegung engagieren wollt, könnt ihr hier Kontakt zu den Ortsgruppen aufnehmen.

Titelfoto: Nikolas Baumgartner