2018 führte Hamburg über 50 Prozent mehr Tierversuche durch als noch im Vorjahr. Der Deutsche Tierschutzbund bezeichnet den Umgang mit tierversuchsfreier Forschung als “stiefmütterlich”.

Tortendiagramm, das die Verteilung des Schweregrades bei Tierversuchen zeigt.
Die Belastung in Tierversuchen war vorwiegend gering. Sechs Prozent der Tiere starben. Grafik erstellt von Nina Maurer mit Piktochart. Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Hamburg ohne Vorbildfunktion: In keinem anderen Bundesland ist die Zahl der Tierversuche im Jahr 2018 so stark gestiegen, wie in Hamburg. 263.256 Tiere wurden laut Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in Versuchen eingesetzt. Damit wurde die Vorjahreszahl um 57 Prozent gesteigert. Sie lag bei 167.707 Versuchstieren. 2018 waren knapp 199.000 Tiere waren Mäuse, gut 62.000 Ratten.

Die meisten Tierversuche wurden in Baden-Württemberg durchgeführt – mehr als doppelt so viele, wie in Hamburg. Trotzdem steigerte das Bundesland die Zahl der Tierversuche im Vergleich zum Vorjahr nur um 10,2 Prozent. Insgesamt kamen in Deutschland 2.825.066 Tiere in Tierversuchen zum Einsatz. Dabei war die Belastung der Versuchstiere vorwiegend gering. Sechs Prozent der Tiere starben unter Vollnarkose.

Scharfe Kritik vom Deutschen Tierschutzbund

„Die Zahlen beweisen schwarz auf weiß, dass sich absolut nichts bewegt“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. “Tierversuchsfreie Forschung wird weiterhin nur stiefmütterlich behandelt; Fördergelder nur im mikroskopischen Bereich gezahlt. So kann ein Ausstieg nicht gelingen.“

Der Grund für die starke Zunahme in Hamburg ist unklar. “Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz bewertet den zahlenmäßigen Gesamteinsatz und deren Schwankungen von Versuchstieren durch die Forschung nicht, da dies unter die Wissenschaftsfreiheit fällt”, teilte eine Sprecherin mit.

Weniger Tierversuche im UKE

Laut eigenen Angaben, sank die Zahl der eingesetzten Versuchstiere im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) im Jahr 2018. Dieser Trend solle auch weiterhin fortgesetzt werden, eine neue Professur für tierversuchsfreie Forschung soll dabei helfen. Für Tierschützer*innen reicht dies allerdings nicht aus. Sie fordern, dass das neue Labor ausschließlich für tierversuchsfreie Forschung genutzt wird.

nim/dpa

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