In Zeiten von Kurzarbeit und Quarantäne rückt das Thema häusliche Gewalt mehr in den öffentlichen Fokus. „Die Gewalt ist nach oben gegangen“, vermuten Mitarbeiter*innen des Notrufs der Hamburger Frauenhäuser.
Häufiger zu Hause, weniger soziale Kontakte, obendrein noch finanzielle Sorgen durch Kurzarbeit: Für viele ist die Coronakrise eine Herausforderung. „Wir vermuten, die häusliche Gewalt ist nach oben gegangen“, sagt eine Mitarbeiterin der Notruf-Hotline von Hamburgs Frauenhäusern. Anders als erwartet kommen aber nicht mehr Frauen als sonst, sagt sie. Auch die Telefone klingeln nicht häufiger als üblich. Für viele Frauen sei es gerade schwieriger, bei häuslichen Konflikten Hilfe zu suchen, weil die Männer vermehrt zu Hause sind, vermutet die Sprecherin.
„Ich denke, die Zahlen werden mit weiteren Lockerungen in die Höhe schnellen.“ Darauf sei das Team der Frauenhäuser aber vorbereitet. Zudem eröffnet ein sechstes Haus Ende Mai mit 32 Plätzen für schutzssuchende Frauen. Das Besondere: Erstmals dürfen Mütter auch Söhne mitbringen, die älter sind als 14 Jahre.
Standorte sind geheim
Damit bietet Hamburg insgesamt 240 Frauen mit ihren Kindern Schutz. 2019 fanden 512 Frauen und 460 Kinder in den Häusern Zuflucht. Aus Sicherheitsgründen sind die Standorte der Frauenhäuser geheim. Hilfesuchende Frauen können rund um die Uhr bei der Notaufnahmestelle der Hamburger Frauenhäuser anrufen. Mitarbeitende unterstützen misshandelte und bedrohte Opfer mit ihren Kindern, unabhängig von Herkunft, Sprache oder Einkommen.
Der Verein Frauen helfen Frauen e.V. gründete 1977 das erste autonome Frauenhaus in Hamburg. Die Frauenbewegung der 1970er Jahre löste die Initiative aus. Da das Haus in den ersten zwei Jahren ständig überfüllt war, entstanden bis 1994 vier weitere autonome Frauenhäuser.
cat/mel/dpa