Lockerungen ja oder nein? Deutschland fällt es schwer, sich beim Kontaktverbot zu einigen. Das wäre nicht so schlimm, wenn wir nicht gerade gemeinsam ein brennendes Haus namens Corona löschen müssten – und zwar auf der ganzen Welt.
Als die Situation in Deutschland ernst wurde, standen viele Politiker*innen hinter den Einschränkungen und Kontaktverboten. Allen voran Markus Söder, der sich wohl als erster bayrischer Ministerpräsident jemals dafür aussprach, Biergärten zu schließen. Die Länder wetteiferten regelrecht: Wer kann Verbote und Einschränkungen am schnellsten umsetzen? Wer hat die härtesten Strafen? Wenn auch mit unterschiedlichen Maßnahmen, zogen alle an einem Strang.
In Hamburg bedeutete dies ein Kontaktverbot im öffentlichen Raum, eine Einschränkung des öffentlichen Einzelhandels. Zudem wurden alle Gast- und Sportstätten geschlossen sowie Ansammlungen verboten.
Knapp zwei Monate später konnten wir erkennen: Die Verbote zeigten Wirkung, die Flammen im Haus Corona wurden schwächer. Unsere Ministerpräsident*innen, die Feuerwehr der Pandemie, schauten auf ihr Werk und klopften sich gegenseitig auf die Schultern. Und während die Rückseite weiterbrannte, wurde an der Front besprochen, ob nicht demnächst wieder die ersten Leute einziehen könnten.
Doch anstatt funktionierende Maßnahmen weiterzuführen, findet nun ein neuer Wettlauf zwischen den Ländern statt: Wer lockert am schnellsten und liberalsten? Das erinnert an junge Lehrer*innen, die die Balance zwischen Autorität und Coolness suchen.
Doch diesen Spagat kann man nicht lange durchhalten. Irgendwann kommt der Punkt, an dem mit aller Strenge gesagt werden muss, dass das Spielen im brennenden Haus verboten ist. So uncool das auch sein mag.
Maßnahmen aufzuheben, nur weil sie wirken, ist nicht der richtige Weg, wenn es um Menschenleben geht. Es sollte nicht dauern, bis das metaphorisch brennende Haus wieder komplett in Flammen steht, damit die nächsten Löschversuche unternommen werden.
Titelbild: Jonathan Schanz