In Zeiten von Corona ist die Ansteckungsgefahr dort, wo sich Menschen nahe kommen müssen, trotz Masken groß. Etwa im Krankenhaus. Die HAW Hamburg hat Faceshields am 3-D-Drucker hergestellt, um Personal und Patienten zu helfen.
Oft kann in medizinischen Einrichtungen der empfohlene Sicherheitsabstand nicht gewährleistet werden. Masken schützen hier auch nur bedingt. Um Pflegepersonal einen zusätzlichen Schutz zu bieten, hat die Fakultät Technik und Informatik an der HAW Hamburg in ihrem 3Dspace sogenannte “Faceshields” gedruckt: Visiere, die vor dem Gesicht getragen werden. Initiatoren des Projektes sind die Professoren Jens Telgkamp und Günter Gravel.
Am Anfang der Corona-Pandemie gab es keine industriellen Produktionen für Schutzvisiere, doch die wurden dringend gebraucht. In Zusammenarbeit mit Makers Against Virus, einer gemeinnützigen Initiative zur Herstellung von Schutzausrüstung am 3-D-Drucker, produzierte die HAW die Faceshields.
Das Hamburger Verteilerhub sammelte die fertiggestellten Visiere und leitete sie an Einrichtungen mit Bedarf weiter. Auf die Initiative wurde Günter Gravel, Professor für Produktionstechnik, aufmerksam: „Ich habe in unseren Netzwerken von der Initiative gehört. Da war mir aber noch nicht klar, welche Umfänge das hat und erst ein Bericht im Abendblatt hat mir gezeigt, was sie wirklich anbieten. Die Berichterstattung hat zudem für Nachfrage gesorgt.”
Faceshields sind kein Ersatz für Masken, sondern ein zusätzlicher Schutz für medizinisches Personal. Das betont auch Gravel: “Ich erlebe es, dass der Schutz falsch benutzt wird. Man muss die Maske unbedingt auch tragen.”
3-D-Druck als Vorreiter
Die Produktion der “Faceshields” sollte schnellstmöglich starten, doch es gab ein Problem: Die Labore waren geschlossen. Der Präsident der HAW musste Studenten und Fachkräften eine Sondergenehmigung ausstellen, damit sie an der Hochschule arbeiten konnten. Die erste Schicht begann über die Osterferien. Der Betrieb des 3-D-Druckers erfolgte in Zweierteams und in Schichten — mit dem Ziel, so viele Maskenhalterungen wie möglich zu produzieren.
Der Grund für die Eile war nicht nur die medizinische Not: Es fehlten auch die notwendigen Spritzgussformen für eine industrielle Herstellung von Maskenhalterungen. Die HAW konnte Abhilfe schaffen: „Mit dem 3D-Druck ist man schnell. Kurz nachdem man die Halterung am Bildschirm konstruiert hat, kann man in die Produktion gehen’’, sagt Jens Telgkamp, Professor für Produktionstechnik und additive Fertigung an der HAW.
Helfer der Technik
Verwendet werden zwei Standard-Designs, eins aus Tschechien und eins aus Schweden, wie Telgkamp erklärt. Diese benötigten eine Zulassung im europäischen Raum – obwohl die Faceshields kein medizinisches Instrument sind. „Es sind einige Regeln aufgeweicht worden, um überhaupt reagieren zu können. Es war wichtig, in dieser Zeit möglichst vielen Menschen zu helfen’’, so Gravel. Die Zulassung erfolgte schnell.
Mit sechs Maschinen im Betrieb und einem Output von circa zehn Masken pro Stunde, können täglich um die 80 Maskenhalterungen produziert werden. Innerhalb von sechs Wochen haben die Studierenden über 600 Modelle hergestellt. Heute produzieren sie nur noch intern für die HAW.
Die Produktionskosten waren kein Problem. „Wir haben einen Freundeskreis, der von Spenden durch Firmen und von Mitgliedsbeiträgen lebt. Er ist dazu da, Studierende zu unterstützen. In dieser Situation bekamen wir Spenden im Wert von 1.000 Euro für das Material zusammen und damit sind wir auch hingekommen’’, sagt Telgkamp.
„Wenn man sich vorher gefragt hatte, wofür man den 3-D-Drucker überhaupt benutzen kann, war hier zu sehen, dass er im täglichen Leben hilft, um Menschen vor Ort schnell zu unterstützen’’, so Gravel.
Titelfoto: Studenten der Fakultät Technik und Informatik an der HAW produzierten über 600 Maskenhalterungen für medizinische Einrichtungen. Foto: Jens Telgkamp