Eine Frage hat bisher jeden FINK-Jahrgang beschäftigt: Wollen wir in unseren Texten gendern? Und wenn ja, wie? Caterina und Marie blicken zurück auf ein Jahr FINK und ihre Erfahrungen mit geschlechtergerechter Sprache.

Von Pia Röpke, Caterina Klaeden und Marie Filine Abel

Gängige Schreibweisen

Die Inhalte auf FINK.HAMBURG stammen jeweils vom aktuellen Jahrgang des Masterstudiengangs Digitale Kommunikation. Seit März 2020 ist (noch) der Jahrgang DiKo 22 an der Reihe. Zum Start haben sich die Studierenden entschieden, bei FINK.HAMBURG wo nötig mit dem sogenannten Gender-Sternchen zu gendern. Die Idee: Menschen jeden Geschlechts sollen sich angesprochen und eingeschlossen fühlen.

Im März 2021 wird FINK.HAMBURG in die Hände des neuen Jahrgangs DiKo 23 übergeben. Auch die neuen Redakteur*innen werden sehr wahrscheinlich überlegen, ob und wie sie gendern wollen. Die Redakteurinnen Marie und Caterina aus dem 22er-Jahrgang nehmen die Übergangsphase zum Anlass, auf ihre eigenen Gender-Erfahrungen zurückzublicken. Dabei geht es nicht allein um FINK.HAMBURG, sondern auch um Erlebnisse aus dem Studium und anderen Lokalredaktionen.

Wieso Caterina gendern noch vor einem Jahr unwichtig fand – und nun davon überzeugt ist – und warum Marie sich zuletzt von Margarete Stokowski inspiriert fühlte, erfahrt ihr in dieser Folge von FINK Funk!

Ergebnisse der Umfrage zum Gendern

Und was sagt die Wissenschaft dazu?

Laut einer schwedischen Studie aus 2015 wirkt sich geschlechtergerechte Sprache tatsächlich auf politische Einstellungen zur Gleichberechtigung aus. In der Online-Befragung sollten die Teilnehmenden eine Person beschreiben. Dabei sollten einige diese als weiblich beschrieben, anderen sollten die männliche Form nutzen und wieder andere das schwedische geschlechtsneutrale Pronomen „hen“.

Befragte, die zuvor das geschlechtsneutrale Pronomen benutzt haben, zeigten bei darauffolgenden Fragen eine positivere Einstellung zu Frauen in politischen Positionen und gegenüber der „LGBTQI+“-Community. Sprache, so die Schlussfolgerung der Autor*innen, hat somit Einfluss auf die Wahrnehmung von Geschlechterrollen. In Schweden ist das Pronomen „hen“ fest im Sprachgebrauch verankert und wurde schon 2015 im schwedischen Duden aufgenommen.

In einer etwas älteren deutschen Studie aus 2001 kam heraus, dass bei der reinen Nutzung des generischen Maskulinums „ein geringerer gedanklicher Einbezug von Frauen“ zu beobachten war als bei alternativen Sprachformen, etwa dem Nennen beider Geschlechter oder dem Binnen-I.

Gendergerechtere Sprache stärkt Selbstvertrauen bei Kindern

Eine deutsche und niederländische Studie, die 2015 veröffentlicht wurde, zeigt ebenfalls den Einfluss auf die Gesellschaft durch geschlechtergerechte Sprache: Circa 600 Grundschulkinder wurden Berufsbezeichnungen vorgelesen – entweder gepaart („Automechaniker und Automechanikerinnen“) oder im generischen Maskulinum in Pluralform („die Automechaniker“). Die Teilnehmenden sollten unter anderem für jeden Beruf einschätzen, wie wichtig dieser ist, wie schwer dieser zu lernen und auszuführen ist und ob sich die Kinder selbst zutrauen würden, diesen Beruf zu ergreifen.

Das Ergebnis: Wenn Berufe in gendergerechter Sprache dargestellt werden, trauen sich sowohl Mädchen als auch Jungen eher zu von Männern dominierte Berufe zu ergreifen. Der Österreichische Rundfunk (ORF) hat sich auch mit der Studie auseinandergesetzt: Geschlechtergerechte Sprache verstärke die Zuversicht von Kindern, in traditionell männlichen Berufen erfolgreich zu sein, so das Fazit der Psychologin und Studienautorin Bettina Hannover. Verwenden Lehrende und Ausbildende diese Sprachformen systematisch, könne „ein Beitrag dazu geleistet werden, mehr junge Leute für eine Karriere in diesen Berufen zu motivieren“.