Vom Diktator zum CDU-Nachwuchs

JUler Fabian Kleinschmidt

Fabian Kleinschmidt studiert Politikwissenschaften und engagiert sich in der Jungen Union und der CDU. Er hat viele Ideen und möchte mit seiner Arbeit etwas verändern. Auch, um die Welt für seine Kinder etwas besser zu hinterlassen, als er sie vorgefunden hat.

Schwer bepackt mit einem blauen Rucksack auf dem Rücken, einem Laufrad in der einen und seinem kleinen Sohn an der anderen Hand steigt Fabian Kleinschmidt aus der U-Bahn in Norderstedt. Er trägt einen blauen Pullover und darunter ein weiß-blau gestreiftes Hemd, unter dem ein weißes T-Shirt hervorschaut. Seine hellbraune Kordhose wird von einem Gürtel am Platz gehalten, dazu trägt er derbe Lederstiefel.

„Entschuldige die Verspätung. Die Bahn ist uns gerade vor der Nase weggefahren“, sagt er und hält seinen Ellenbogen zur Begrüßung hin. „Am besten gehen wir in den Park“, sagt Fabian und deutet auf die Rolltreppe.

Im Park angekommen holt er zwei Brotdosen aus dem Rucksack. „Theodor möchtest du Birnen oder Brezeln?“, sagt er in ruhigem Ton und hält dem Kleinen die Dosen hin. „Schau mal, was ich dir mitgebracht habe.“ Er kramt einen großen gelben Bagger und eine Schaufel und Harke aus Plastik aus dem Rucksack und hält sie dem 3-Jährigen hin.

Das Interesse an Politik liegt in den Genen

Fabian ist aber nicht nur Vater. In seiner Freizeit engagiert er sich in der Jungen Union und in der CDU. Parallel studiert er Politikwissenschaften im Master. Mit seinen 32 Jahren ist er deutlich älter als die meisten seiner Kommiliton:innen. Das liegt aber nicht daran, dass er durch etliche Klausuren gefallen ist, sondern an seiner Lebensgeschichte.

Fabian interessiert sich schon sehr lang für Politik. So hat er mit gerade einmal zehn Jahren einen ganzen Staat gegründet und regiert. Im Garten seines Elternhauses in Wiesbaden. In der „Gartenbesetzten Zone“, kurz GBZ gab es alles, was ein ordentlicher Staat so braucht: eine Bank, Läden und ein Rathaus. Alles da, nur aus großen Pappkartons.
„Ich komme aus einer Familie, in der Politik schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat“, sagt er und hat dabei immer ein Auge auf sein Kind, das im Sandkasten buddelt.

Ich komme aus einer Familie, in der Politik schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat.

Als Präsident des Gartenstaats hat er damals sogar Wahlen durchgeführt. „Aber eher á la Putin. Es gab fünf Wähler und 36 Stimmzettel“, erzählt er und lacht, sodass sich kleine Grübchen neben seinen Mundwinkeln bilden. Auch gegen Eindringlinge verteidigte Fabian sein Reich. So flogen damals Wasserbomben auf die Nachbarskinder, denn „Außengrenzen müssen beschützt werden“.

Von Wiesbaden zum Mond

Kurz nach der Gründung des eigenen Gartenstaats am Ende der 4. Klasse musste er Wiesbaden verlassen. Sein Vater wurde nach Grand Forks in North Dakota versetzt. „Vom überbesiedelten Rhein-Main-Gebiet zum Mond hat meine Mutter damals immer gesagt.“ Er habe immer Heimweh nach Deutschland gehabt, erzählt er und gestikuliert dabei wild mit seinen Händen. „Der Umzug hat mich hart getroffen.“ Dennoch habe er sich dann an das amerikanische Leben gewöhnt.

Nach seinem High-School-Abschluss machte Fabian dann eine Ausbildung zum architektonischen Zeichner in Pittsburgh. Damals wollte er unbedingt Architekt werden und so führte ihn ein Praktikum bei Stephan Braunfels Architekten zurück nach Deutschland und hin zu seiner Begeisterung für die Politik. Denn als Fabian sein Praktikum machte, war Stephan Braunfels gerade mit der Erweiterung des Bundestags beschäftigt. „Seitdem wusste ich, dass ich zurück nach Deutschland will.“

Pflege, Politik oder Sport: Viele Hamburger:innen zeigen gesellschaftlichen Einsatz – und das auf ganz unterschiedliche Weise. FINK.HAMBURG erzählt die Geschichten von 25 Menschen – etwa einem Rikschafahrer, der Senior:innen kutschiert oder einem Pfarrer, der Predigten im Internet versteigert. Das ist alles andere als langweilig, Ehrensache.

Zurück in die Heimat

Nachdem der Entschluss gefasst war, zog er zu einer Tante nach Norderstedt und meldete sich direkt im Büro der Jungen Union am Leinpfad. In Hamburg angekommen musste er aber einige Rückschläge verkraften, denn von allen deutschen Universitäten hagelte es Absagen. Sein High-School-Abschluss wurde nicht anerkannt. „Das war, als würde mir eine Tür immer wieder ins Gesicht geschlagen.“

Er gab jedoch nicht auf und holte sein Abitur an einer Abendschule in Lübeck nach. Nebenbei machte er eine Ausbildung als Stahlbetonbauer. „Das war hart: 4:20 Uhr aufstehen dann von 6:30 Uhr bis 16:30 Uhr arbeiten und anschließend von 18.00 bis 20.00 Uhr Schule“, sagt er und wirkt stolz. „Ich wollte lieber hier in den sauren Apfel beißen, als in Amerika hohe Schulden für ein Studium zu machen.“

Die CDU und ihre Werte

Auch wenn seine Familie schon immer politikinteressiert war, ist es ungewöhnlich, dass Fabian sich der Jungen Union angeschlossen hat. Sein Opa sei strikter SPD-Wähler gewesen: „Helmut Kohl war das Feindbild meiner Familie.“ Er habe sich eben seine eigene Meinung gebildet und sei zu dem Entschluss gekommen, dass die CDU die richtigen Grundüberzeugungen habe. Die Westbindung, der europäische Gedanke und die Annäherung zu Israel hätten Deutschland zu dem gemacht, was es heute ist.

Als Mitglied des Landesvorstands der Jungen Union will er seine Stimme nutzen, um Veränderungen anzustoßen. So hat er sich zum Beispiel dafür eingesetzt, dass die Synagoge am Bornplatz wiederaufgebaut wird – mit Erfolg. „Der Mann meiner Großtante war Jude, das hat mich sehr geprägt.“ In Amerika habe er sich immer geärgert, dass er nicht mitwählen durfte, umso schöner sei es in Deutschland nun etwas beitragen zu können.

Fabian will zwar nach dem Studium mit der Politik weitermachen, einen Masterplan habe er aber nicht. „Ich bin zuversichtlich, dass eine Tür aufgeht“, sagt er und schaut mit seiner Ray-Ban-Sonnenbrille in die Sonne. Er sei auch grundsätzlich kein Fan davon, irgendwelche Ämter gezielt anzustreben.

Der Politik fehlen die Visionen

„Lokalpolitik ist eine der spannendsten Sachen, die man machen kann“, sagt er und erzählt beiläufig, er unterhielte sich oft mit Händler:innen und Menschen vor Ort, um Probleme und Wünsche zu erfahren. „Ich boykottiere Amazon, diesen Konzern will ich nicht unterstützen.“  In der Pandemie könnten Online-Versandkonzerne doch Steuern zahlen, findet er, mit denen kleine Händler:innen, die ihre Läden nicht öffnen dürften, unterstützt würden. Fabian hat viele Ideen.

Es ist ein sonniger Tag im Frühling. Der Sand reflektiert die warmen Sonnenstrahlen. „Theodor du musst etwas trinken.“ Fabian hält seinem Sohn eine Trinkflasche hin. Dabei spricht er von den vielen politischen Themen, die ihn interessierten. „Eigentlich alles von der lokalen Baumpflanzpolitik bis zum Handel mit China.“ Ein Thema, das man nicht unbedingt mit der CDU verbinden würde, bringt er besonders oft ein: Umweltschutz. „Das wird mir immer wichtiger, je älter ich werde.“ Für ihn sei die Lösung technischer Fortschritt und Innovation: „Es ist visionslos Wälder abzuholzen, um dort Windräder aufzustellen.“

Visionen sind ihm wichtig: „Ich beobachte im Moment eine Ideenlosigkeit in der Politik.“ Es hätte mehr Mut in der Coronakrise gebraucht, sagt er und geht auch mit seinen Parteikolleg:innen hart ins Gericht. „Testen, testen, testen“, das sei die Lösung, denn die technischen Mittel seien da. Wenn er über die aktuelle Politik redet, wird er lauter. Seine sonst so wohlüberlegten Aussagen werden emotionaler.

Politik für die Zukunft

Auch zum Superwahljahr hat Fabian seine eigene Meinung, die nicht ganz mit der CDU-Spitze übereinstimmt: „Mit Söder hätten wir viel bessere Chancen gehabt, Laschet überzeugt einfach nicht.“ In stürmischen Zeiten bräuchte Deutschland eine starke Führung dafür sei der Bayer der Richtige. „Söder setzt Akzente, die wir brauchen“, sagt er und zeigt sich begeistert von Söders Weltraum-Plänen. Es sind die Visionen, die die beiden verbinden.

Eine Pluralisierung der Parteienlandschaft würde Deutschland guttun.

Dass die CDU einen Anspruch auf das Kanzleramt hat, hält für Fabian für eine „verkrustete Ansicht.“ An eine grüne Kanzlerin glaubt er aber dennoch nicht: „Baerbock wird eine tolle Show machen, aber ihr fehlt die Regierungserfahrung.“ Wenn Fabian über Politik redet, ist er nicht zu stoppen. Er wirkt gut informiert. Seine Argumente durchdacht. Seine Prognose: „Es wird dieses Mal eine Jamaika-Koalition werden.“

Eins betont er immer wieder: „Ich definiere mich nicht über Parteien, sondern über Ideen.“ Denn sein Ziel als Nachwuchspolitiker sei es, sagt er, die Welt für seine Kinder ein Stück besser zu hinterlassen, als er sie vorgefunden hat.

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