Online-Trauer: Der digitale Raum bietet neue Möglichkeiten, Gefühle zu verarbeiten. Wie verändert sich damit die Abschiedskultur? FINK.HAMBURG hat mit Prof. Dr. Norbert Fischer von der Universität Hamburg über digitale Trauerkultur gesprochen. 

Titelbild: Yvonne Krol

Während des Trauerprozesses spielen vor allem Erinnerungsstücke eine wichtige Rolle. Briefe, Bilder oder andere Schriften helfen den Trauernden dabei, sich von einer geliebten Person zu verabschieden. Immer öfter liegen diese auch in digitaler Form vor oder werden im digitalen Raum verbreitet. Dies eröffnet neue Möglichkeiten.

Digitale Trauerkultur: Neue Formen und Orte

Klassische Rituale werden durch die digitalen Formen der Trauer ergänzt. Oft werden Traueranzeigen inzwischen online geschaltet. So erreichen sie viel mehr Menschen als über eine Print-Anzeige. Beiträge auf den sozialen Medien, virtuelle Trauerkerzen oder Bestattungen schaffen eine Möglichkeit zu erinnern – und das zeit- und ortsabhängig.

Dem Friedhof als klassischen Trauerort wird hingegen weniger Bedeutung geschenkt. Das Internet schafft neue Orte der Trauer, wie beispielsweise Gedenkportale, Seiten auf Social Media oder sogar Online-Bestattungen.

Digital oder real?

Norbert Fischer ist Professor an der Universität Hamburg und beschäftigt sich mit der Trauerkultur in den Medien.
Prof. Dr. Norbert Fischer ist Professor an der Universität Hamburg und beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema digitale Trauerkultur. Foto: Patrick Ohligschläger

Prof. Dr. Norbert Fischer ist Professor am Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie sowie Dozent für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg. Er beschäftigt sich unter anderem mit den Themen Tod, Trauer und Gedächtniskultur.

Trotz der Vorteile einer digitalen Trauerkultur betont er, dass Menschen nicht nur noch digital trauern sollten. Vielmehr wäre es wichtig, dass sie sich weiterhin versammeln und im Idealfall von dem sterbenden Körper Abschied nehmen. “Das Zusammenkommen am Sarg oder an der Urne, das zusammen Singen oder das Trauercafé besuchen, das scheint mir nach wie vor essenziell. Mir scheint, dass die digitale Ebene einfach nur zusätzliche Möglichkeiten eröffnet”, so Fischer. Die Zukunft läge darin, die verschiedenen medialen Ebenen und die nicht-digitale Abschiednahme miteinander zu vermischen, so Fischer.

Reden hilft!

Die Herausforderung bei dem Umgang mit dem Tod: Abgesehen von biologischen Prozessen, wissen wir nicht viel darüber, was passiert, wenn wir sterben. Das erschwert es uns, Verluste zu verstehen und zu akzeptieren. Der Trauerprozess ist oft mit intensiven, meistens negativen Gefühlen verbunden. Wenn diese Emotionen unterdrückt werden, würde laut Prof. Dr. Norbert Fischer das eigene Wohlbefinden gefährdet werden. Er findet es daher sehr wichtig, offen über den Tod und das Sterben zu reden: „Das Kommunizieren über den Tod finde ich enorm wichtig für die eigene Lebensgeschichte. Ich stelle immer wieder ein enormes Bedürfnis fest, darüber zu reden, wenn den Bedürftigen das Ventil geboten wird.“

Soziale Medien als Ventil

Ein großer Vorteil der sozialen Medien sei die enorme Reichweite, so Fischer. Während Traueranzeigen in Printmedien nur eine begrenzte Anzahl an Menschen erreichen würden, können auf Plattformen im Internet eine größere Menge an Informationen bereitgestellt werden. Und auch Emotionen können auf verschiedene Arten ausgedrückt und vermittelt werden, zum Beispiel mit der Lieblingsmusik, Schriftstücken, Videos. Das kann nicht nur den Trauernden selbst, sondern auch Personen, die ähnliche Erlebnisse gemacht haben, helfen.

„Wenn ich einen Wunsch hätte: Noch mehr Umgang mit dem alltäglichen Tod!“
– Prof. Dr. Norbert Fischer

„Ich denke, dass sich Trauer und Erinnerung immer weiter ausbreiten, damit auch immer weiter […] in den digitalen Raum hineinfließen werden”, antwortet Prof. Dr. Norbert Fischer auf die Frage, inwiefern sich die Trauerkultur weiter verändern werden wird. Grundsätzlich sieht er eine positive Entwicklung. Trauernde müssen nicht mehr zum Friedhof gehen, um zu trauern, da die Medien die starren Grenzen auflösen und eine digitale Trauer ermöglichen.

Stine „die Maschine“ Schumacher hat ihren Spitznamen durch ihre hervorragenden Reflexe im Tor bekommen. Seit zwölf Jahren spielt sie Fußball, verlagerte ihre Karriere dann aber doch lieber in die Öffentlichkeitsarbeit von Eintracht Braunschweig. In der Abteilung absolvierte sie im Rahmen ihres Bachelorstudiums Kommunikationsmanagement ein Praktikum. Aber Fußball ist nicht ihre einzige Leidenschaft: Die 1999 geborene Harsefelderin ging nach dem Abitur als Au Pair nach Italien – auch um ihrem Lieblingssänger Eros Ramazzotti etwas näher zu sein. Dort vertiefte sie ihr Interesse am Fotojournalismus. Bei der Orangenschlacht in Ivrea oder beim Kochen mit der Gastfamilie – immer war die Kamera dabei. Was kann Stine eigentlich nicht? Ganz einfach: lügen. Nicht mal zur Not. Kürzel: stm