24 Kilometer, 23 Haltestellen, 17 Stadtteile: 180.000 Hamburger*innen sollen von der neuen U5 profitieren. FINK.HAMBURG hat sich die neue U-Bahnlinie angeschaut und untersucht, welche Stadtteile sie verbindet, welche Menschen zukünftig mit ihr fahren werden – und was sie überhaupt bringt. 

Ein Beitrag von Marie Arnemann, Sarah Böse, Caroline FechnerJulian Khodadadegan und Stine Schumacher

Titelbild: Hamburger Hochbahn AG

Sie soll eine Bereicherung für die Hamburger Mobilität werden und Fahrgäste schneller an ihr Ziel bringen: die neue U5. Im Oktober 2021 haben die bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen, 2022 fand der erste feierliche Spatenstich statt. Die ersten Probefahrten sollen 2027 laufen. Sie hat insgesamt 23 Stationen, die von Star-Architekt Hadi Teherani entworfen wurden. Eine Hommage an seine Heimatstadt, da er sonst nur High-End-Bauwerke wie die tanzenden Türme an der Reeperbahn gestaltet. Die U5 fährt durch 17 der 104 Hamburger Stadtteile und verbindet dabei fünf der insgesamt sieben Bezirke. Auf dem Linienplan wird die fünfte U-Bahn-Linie Hamburgs die Farbe “Karamell” bekommen.

Die neue U5 soll 23 Haltestellen, 17 Stadtteile und 5 Bezirke verbinden. Grafik: Stine Schumacher

Die U5 soll Hamburgs erste vollautomatische U-Bahn werden und so konzipiert sein, dass alle 90 Sekunden eine Bahn kommt. Zwar fährt die S21 seit 2022 ebenfalls teilweise autonom, es muss aber immer ein Fahrer mit an Bord sein, um auf das Geschehen an den Bahnsteigen zu achten. Bei der U5 werden Unfälle direkt durch Schiebetüren am Bahnsteig verhindert, daher fährt sie vollautomatisch. Und nicht nur das: Sie soll außerdem komplett emissionsfrei fahren und mit 100 Prozent Ökostrom betrieben werden.  

Die U5 verbindet …

… Westen und Osten von Hamburg. Die U-Bahn soll von Bramfeld über die City Nord und die Innenstadt bis zu den Arenen fahren. Für 180.000 Hamburger*innen bedeutet dies einen erstmaligen U-Bahn-Anschluss oder einen besseren fußläufigen Anschluss zum Bahnnetz. Mit der neuen Linie können sie ihre Arbeitsplätze in der Innenstadt besser erreichen. Steilshoop und Jarrestadt sind sogar zum ersten Mal mit der Bahn zu erreichen.

Vier der Haltestellen werden neu gebaut: In Bramfeld unter dem Bramfelder Dorfplatz, in Steilshoop unter der Gründgensstraße, in Barmbek-Nord im Bereich der Fuhlsbüttler Straße Ecke Nordheimstraße sowie in der City Nord unter dem Überseering. Aber was verbirgt sich hinter den Stadtteilnamen? Und was verbindet die U5 da eigentlich?

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Die U5 fährt vorbei an groß und klein

In Hamburg gleicht kein Stadtteil dem andern. Entlang einer U-Bahn-Linie, die quer durch die Stadt verläuft, sind entsprechend viele Unterschiede zu erkennen. Ein wesentlicher Faktor bei der Betrachtung der Stadtteile ist neben ihrer Lage vor allem ihre Größe.

  • Start- und Endhaltestelle liegen in den größten Stadtteilen. Danach folgt Winterhude als drittgrößter Stadtteil.
  • Hoheluft-West ist der kleinste Stadtteil an der neuen Linie.

Nimmt man alle Stadtteile entlang der U5 zusammen, dann deckt die U-Bahn-Linie insgesamt eine Fläche von 67,7 Quadratkilometern ab. Auf die Gesamtfläche von Hamburg gesehen sind das elf Prozent. Die beiden außen liegenden End- und Starthaltestellen, Bahrenfeld und Bramfeld, sind die größten Stadtteile an der U5 mit einer Fläche von jeweils über zehn Quadratkilometern. Danach folgt das zentral liegende Winterhude mit 7,6 Quadratkilometern.

Der kleinste Stadtteil ist mit Abstand Hoheluft-West mit 0,7 Quadratkilometern. Glatt 15 Mal würde Hoheluft-West in Bahrenfeld npassen. Auch im Stadtvergleich gehört Hoheluft-West damit zu den kleinsten Stadtteilen. Kleiner sind in Hamburg nur sein direkter Nachbar Hoheluft-Ost, mit 0,6 Quadratkilometern und die Sternschanze, mit 0,5 Quadratkilometern.

Der nächst größere Stadtteil an der U5 ist bereits fast doppelt so groß wie Hoheluft-West: die Altstadt mit 1,3 Quadratkilometern Fläche. Tendenziell kann man sagen, mit der Ausnahme Winterhude: Je weiter die U5 Richtung Zentrum fährt, desto kleiner werden die Stadtteile.

Kuscheln oder Freiraum? So verteilen sich die Menschen auf die Stadtteile

Bei der Wahl des Stadtteils kommt es nicht auf die Größe an. Wichtiger sind Faktoren wie die Infrastruktur, ein attraktives Stadtbild oder nette Nachbarn – und natürlich die Mieten und der Wohnraum. In den beliebten Stadtteilen tummeln sich daher viele Menschen auf engem Raum. Entlang der U5 sieht die Einwohnerdichte so aus:

  • Die höchste Einwohnerdichte gibt es im Stadtteil Hoheluft-West.
  • Die geringste Einwohnerdichte ist in der Altstadt zu finden.
  • Die größten Stadtteile am Rand sind vergleichsweise wenig dicht besiedelt.

Die Altstat ist der zweitkleinste Stadtteil, und nur 2.358 Menschen wohnen dort. Das sind breit verteilte 1.813 Einwohner*innen pro Quadratkilometer. Das heißt jedoch nicht, dass man hier tagsüber auch tatsächlich weniger Menschen antrifft. In der Altstadt wird zwar weniger gewohnt, dafür aber umso mehr gearbeitet und geshoppt.

Wo sollte man also aus der U5 aussteigen, wenn man seine Ruhe vor anderen Menschen haben möchte? Am besten ganz im Westen: in Bahrenfeld. Obwohl es sich um den größten Stadtteil handelt. Bei einer Dichte von 2.792 Einwohnern pro Quadratkilometer bleibt hier am meisten Platz zur freien Entfaltung.

Ganz besonders eng wird es dagegen im kleinsten Stadtteil an der U5: Hoheluft-West. Hier kommen 18.517 Einwohner*innen auf einen Quadratkilometer.

Geht man nicht nach Anteilen, sondern nach absoluten Zahlen, ist übrigens Winterhude der Spitzenreiter mit insgesamt 56.878 Einwohner*innen, die diesen Stadtteil ihr Zuhause nennen. Auf dem zweiten Platz folgt das benachbarte Barmbek-Süd mit 35.709 Einwohner*innen.

Wo werden Umzugskartons gepackt?

  • Es ziehen viel mehr Menschen nach Lokstedt als von dort weg.
  • Bahrenfeld ist der größte Stadtteil entlang der U5. Viel mehr Menschen ziehen von dort weg als hin.
  • Insgesamt verlieren 12 Stadtteile entlang der U5 mehr Einwohner*innen, als sie dazugewinnen.

Obwohl Bahrenfeld der größte Stadtteil entlang der U5 ist, wollen manche Menschen dort offenbar nicht gerne bleiben. Vergleicht man die Zuzüge und Fortzüge aus dem Jahr 2020, hat Bahrenfeld 340 Einwohner*innen verloren. Bedacht werden muss jedoch: Von den knapp 30.000 Menschen, die dort wohnen, machen die 340 fortgezogenen Menschen nur 1,16% aus. Aus Barmbek-Nord ist nur eine Person weniger als aus Bahrenfeld weggezogen. Doch auch hier machen die 339 fortgezogenen Personen nur 0,81 Prozent von den fast 42.000 Einwohner*innen aus. Prozentual gesehen macht Hoheluft-West den größten Verlust durch Fortzüge aus dem Stadtteil: 1,76 Prozent seiner rund 13.000 Bewohner*innen verlor der Stadtteil im Jahr 2021.

Bahrenfeld besitzt einen großen Anteil an jungen Einwohner*innen. Eine Erklärung für die starke Differenz von Zuzügen und Fortzügen könnten Kinder sein, die aus ihrem Elternhaus ausziehen. In Harvestehude ist kaum eine Veränderung zu sehen. Da 21% der Bewohner*innen in Harvestehude über 64 Jahre alt sind, lässt sich vermuten, dass diese Personen nicht mehr umziehen. Und wenn wenige Menschen wegziehen, können auch nur wenige Menschen dorthin ziehen.

Und was lockt die Menschen plötzlich nach Lokstedt? Eine Möglichkeit: Die Immobilienpreise in Lokstedt lagen 2021 noch unter dem Durchschnitt Hamburgs. Der beliebte und angrenzende Stadtteil Eppendorf hat schon 2019 den Durchschnittspreis für Immobilien überschritten. Lokstedt ist demnach nah am Stadtgeschehen und noch bezahlbarer als anliegende Stadtteile. Und dort wurde in den vergangenen Jahren viel gebaut.

Auffällig ist, dass die meisten Stadtteile entlang der kommenden U5 eher Einwohner*innen verlieren als gewinnen. Weshalb dies so ist, bleibt unklar. Sollte es jedoch an einer schlechten Anbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln liegen, könnte die U5 helfen, die Stadtteile attraktiver zu machen.

Wann wird Hamburg zur Zwei-Millionen-Stadt?

Das Statistikamt Nord hat 2019 eine Bevölkerungsprognose für Hamburg aufgestellt. Erwartet werden um die zwei Millionen Einwohner*innen in Hamburg bis 2040. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 wohnten 1.906.411 Menschen in Hamburg. Je nach betrachteter Zuwanderung sollen bis 2040 noch 42.000 bis 144.000 weitere Menschen in Hamburg wohnen.

Auch mit einer neuen Altersstruktur wird gerechnet: Während die Zahl der Menschen, die 80 Jahre und älter sind, 2017 bei 99.000 lag, soll diese im Jahr 2040 bei 135.000 liegen. Das ist ein Anstieg um mehr als ein Drittel. Begründet wird dies unter anderem durch die Zunahme der Lebenserwartung.

Die Tendenz zeigt, dass mehr Menschen nach Hamburg kommen. Das bedeutet, dass mehr Menschen sich frei durch die Stadt bewegen wollen. Der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel ist somit von hoher Bedeutung. Auch aufgrund der Veränderung der Altersstruktur ist eine gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln notwendig.

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Jung trifft auf Alt

So viele Menschen wohnen entlang der zukünftigen U-Bahn-Linie. Doch wer sind die Menschen, die sich in den Waggons der U5 die Vierersitze teilen werden?

  • In Bahrenfeld, der Altstadt und Steilshoop ist der Anteil junger Menschen größer als der Anteil alter Menschen an der Gesamtbevölkerung.
  • Die Stadtteile mit dem höchsten Anteil alter Menschen sind Harvestehude, Uhlenhorst, Alsterdorf, Steilshoop und Bramfeld.
  • In Steilshoop ist der Anteil der Menschen mittleren Alters zwischen 18 und 64 Jahren am geringsten.

Die U5 verbindet Menschen unterschiedlicher Altersgruppen. Die Altersgruppen sind entlang der gesamten U-Bahn-Linie gut durchmischt. Auffällig ist jedoch, dass in fast jedem Stadtteil mehr Menschen über 65 leben als junge Menschen leben. Allein in drei von 17 Stadtteilen – in Bahrenfeld, in der Altstadt und in Steilshoop – ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen größer als der der älteren Einwohner*innen. Besonders “alt” in Bezug zur Gesamtbevölkerung sind die Stadtteile Harvestehude, Uhlenhorst, Alsterdorf, Steilshoop und Bramfeld.

Wie wählen die Menschen entlang der U5?

  • Anteil Grüne-Wählender durchschnittlich am höchsten. Am allerhöchsten in Hoheluft-West
  • SPD liegt auf dem zweiten Platz der Zweitstimmen. Besonders viele SPD-Wähler wohnen in Steilshoop
  • FDP-Wähler verhalten sich sehr ähnlich zu CDU-Wählern und sind moderat verteilt. Im Zentrum wohnen tendenziell mehr als nahe den Enden der U5.

Wer auf dem Weg Richtung Hamburger Osten auf Grüne-Wählende treffen möchte, sollte aus der U5 bei Hohe-Luft West aussteigen, spätestens aber in Steilshoop – danach sinkt die Chance, auf solche zu treffen. Sucht man nach AfD-Wählern, ist die Chance im Osten wiederum am höchsten. Am wohlsten fühlen sich hier jedoch mit Abstand SPD-Wähler.

Linke-Wähler haben es wohl in St.Georg am einfachsten auf Gleichgesinnte zu treffen. Neustadt und Altstadt sind allerdings ebenfalls gute Treffpunkte: Die Stadtmitte mag es Links. FDP und CDU findet man überall moderat verteilt.

Schaut man sich die Hamburger Ergebnisse der Bundestagswahlen 2021 entlang der U5 an in ihrer Gesamtheit an, sollte man meinen: die Hamburger dürften zufrieden gewesen sein mit der Bildung einer Ampelkoalition.

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Sozialer Wohnnungsbau: Luft nach oben

Die 1.906 Millionen Einwohner*innen in Hamburg verteilen sich auf insgesamt 983.891 Wohnungen. Diese liegen zum Teil in Ein- oder Zweifamilienhäusern, überwiegend aber in Mehrfamilienhäusern. Von diesen Wohnungen sind 7,9% Sozialwohnungen. Das klingt erst mal viel, die Zahlen sind aber trügerisch in einer Stadt, die stetig wächst.

Der Deutsche Mieterbund berichtet von einer bundesweiten Wohnungsknappheit. Stand Januar 2023 fehlen in Deutschland 700.000 Wohnungen. Das Bündnis „Soziales Wohnen“, ein Zusammenschluss aus Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden, fordert ein Sondervermögen für den Bau von sozialen Wohnungen. Wie sieht die Situation entlang der U5 aus?

  • Den höchsten Anteil an Sozialwohnungen finden wir in Steilshoop
  • Den geringsten Anteil finden wir in Hoheluft-West.

Entlang der U5 liegen 232.006 Wohnungen, also 23,5% der gesamten Wohnungen in Hamburg. Davon sind 13.451 Sozialwohnungen, das sind 17,27% aller Sozialwohnungen in Hamburg. Die Dichte der Sozialwohnungen in der Innenstadt ist sehr verschieden. In Hoheluft-West finden wir fast keine, in St. Georg und Neustadt sind es jeweils 13%, während in Harvestehude nur 0,4% und in Rotherbaum nur 0,7% der Wohnungen Sozialwohnungen sind. Die meisten Sozialwohnungen finden wir im Stadtteil Steilshoop, mit 31%.

Alleine, mit Kindern oder als Wohngemeinschaft?

Hamburg wird Statista zufolge seit einigen Jahren als Wohnort immer beliebter. Momentan liegt die Anzahl der Haushalte bei rund 1,04 Millionen. Knapp 570.000 davon, also 54,5 %, sind Einpersonenhaushalte. Der Anteil der Single-Haushalte pro Stadtteil ist besonders in den zentral gelegenen und dicht besiedelten Stadtteilen hoch. Aber wie sehen die Haushaltformen im direkten Stadtteilvergleich aus, unabhängig von der Größe des Stadtteils?

  • Die meisten Einpersonenhaushalte liegen in Winterhude.
  • Die meisten Haushalte mit Kindern finden sich in Winterhude und Bramfeld.
  • Die meisten Haushalte mit mehr als einer Person und ohne Kinder finden wir in Bramfeld und Winterhude.

Die wenigsten Einpersonenhaushalte finden wir ein der Altstadt – hier ist aber auch besonders wenig Platz. Die meisten Singlehaushalte sind in Winterhude und Barmbek-Nord zu finden.

Haushalte mit Kindern finden wir vor allem in Bramfeld und Winterhude. Je weiter man Richtung Innenstadt schaut, desto weniger Kinder leben dort, etwa in der Altstadt, St. Georg und der Neustadt. Familien scheinen lieber Richtung Stadtrand zu ziehen. Die Zahlen unterscheiden sich nur allzu stark, ein leichter Trend ist aber zu erkennen.

Natürlich gibt es nicht nur Einpersonenhaushalte oder Haushalte mit Kindern. Wohngemeinschaften aus Studierenden oder Berufstätigen sowie kinderlose Paare wohnen ebenfalls in Hamburg. Entlang der U5 wohnen die meisten "Anderen" in zwei der drei größten Stadtteile an der neuen Linie: Winterhude und Bramfeld. Die wenigsten "anderen" Haushalte sind in der Altstadt zu finden, dicht gefolgt von Neustadt und St. Georg.

Teuer, noch teurer, am teuersten

Wohnen in Hamburg kostet viel Geld, und die Preise steigen. An manchen Orten gibt man zum Wohnen jedoch mehr Geld aus als an anderen. Der durchschnittliche Kaufpreis für Eigentumswohnung beträgt in der Hansestadt im Jahr 2021 6.402 Euro pro Quadratmeter. 2022 hat die Hansestadt dem Marktbericht des Immobilienmaklers Engel und Völkers zufolge noch einmal um 394 Euro pro Quadratmeter zugelegt und lag damit im Bundesvergleich auf Platz drei. Teurer waren Eigentumswohnungen nur in Frankfurt und München.

  • Harvestehude und Rotherbaum sind über alle Jahre hinweg die Spitzenreiter mit den höchsten Kaufpreisen für Eigentumswohnungen pro Quadratmeter
  • Steilshoop ist durchgehend am günstigsten
  • Alt und Neustadt haben zum Teil keine Werte - warum? Vielleicht gab es da nichts zu kaufen?
  • Die Werte haben sich in zehn Jahren überall mehr als verdoppelt, teilweise sogar fast verdreifacht.

Fährt man mit der U5 weiter nach Osten oder Westen, schafft man es, durchschnittlich günstigere Eigentumswohnungen zu ergattern als im Hamburger Durchschnitt. Steigt man an zentraler gelegenen Haltestellen aus, kann man wiederum überdurchschnittlich teure Eigentumswohnungen bestaunen. Harvestehude und Rotherbaum sind die Spitzenreiter der Quadratmeterpreise über die letzten zehn Jahre hinweg. Eigentumswohnungen in Steilshoop, im Osten, sind und waren im Gegensatz dazu durchgängig am günstigsten. Insgesamt haben sich die Preise pro Quadratmeter entlang der gesamten U5 seit 2011 mehr als verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht, mit tendenziell besonders großen Preissprüngen in den vergangenen Jahren.

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Ein Beitrag zur Mobilitätswende

Die U5 soll in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Mobilitätswende leisten. Insbesondere die Buslinien 1, 2, 3, 5 und 6 werden laut Angaben der Hochbahn durch den Bau deutlich entlastet. Aber auch die Belastung durch den Autoverkehr soll gesenkt werden.

Laut dem Statistikamt Nord wurden Anfang des Jahres 2021 in Hamburg 652.045 Personenkraftwagen (PKW) gezählt. In Harvestehude (389), Alsterdorf (364) und Bramfeld (398) ist die Dichte überdurchschnittlich hoch. In Bramfeld besitzt sogar fast jeder zweite einen PKW - auf 52.573 Bramfelder*innen kommen 20.927 private PKW. Damit hat der Stadtteil einen Anteil von 3,21% an der Gesamtzahl privater PKW in Hamburg (652.045). Alle 17 Stadtteile an der U5 zusammen kommen sogar auf einen Anteil von 20,75% (135.298 private PKW) aller Hamburger Privatautos. Dieser Anteil könnte – zumindest teilweise und in der Theorie – durch den Bau der U5 gesenkt werden. Vielleicht verzichten ja mehr Bewohner*innen dank der neuen Linie auf ein eigenes Auto.

Private PKW in Hamburg. Grafik: Stine Schumacher

Nach Fertigstellung des neuen Netzes prognostiziert die Hochbahn Hamburg, dass 290.000 weniger Kilometer mit dem PKW zurückgelegt werden – und das täglich. Bei der Regionalkonferenz 2023 in Hamburg, bei der rund 400 Vertreter*innen aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern im Rathaus zusammen kamen, betonte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD): „Moderne Mobilität ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität, die wirtschaftliche Entwicklung und den Klimaschutz in großen Metropolen. Deswegen modernisieren wir die Verkehrsinfrastruktur und schaffen neue Verbindungen auf Straßen, Schienen und Radschnellwegen.” Trotzdem gibt es weiterhin viele Menschen, die an der Nachhaltigkeit der U5 zweifeln.

Umweltbilanz der U5: Viele bleiben skeptisch

Die Kosten des Großprojekts wurden von dem Senat und der Hochbahn bisher noch nicht veröffentlicht. Wie viele Steuergelder in den Bau der neuen U-Bahnlinie fließen, bleibt unklar.

Wenige Informationen gibt es auch darüber, wie sehr die neue U-Bahnlinie der Umwelt schaden wird. Die U5 soll einerseits einen erheblichen Beitrag zur Verkehrswende und damit zum Klimaschutz leisten, weil der ÖPNV durch sie attraktiver wird. Andererseits wird ihr Bau hohe Emissionen verursachen. Die Hochbahn setzt auf mit Wasserstoff-Energie hergestellten Stahl sowie auf Beton, bei dessen Herstellung das CO2 aufgefangen und unterirdisch gelagert wird. Der BUND kritisiert, dass für Wasserstoff wiederum Gas oder Strom gebraucht werde, der nicht aus erneuerbaren Quellen stamme.

Zudem werde beim Bau der unterirdischen Stationen und Tunnel deutlich mehr Stahl und Beton benötigt als bei einer überirdischen Stadtbahn. Hinzu kommen logistische Emissionen für den Abtransport der Erde, die für den Bau von Tunneln und unterirdischen Stationen ausgeschaufelt wird. Eine überirdische Stadtbahn gab es im vergangenen Jahrhundert auch in Hamburg. Sie wurde im Jahr 1978 abgeschafft. Die Wiedereinführung der Stadtbahn wurde vor einigen Jahren öffentlich diskutiert.

2010 brachte die Stadt Hamburg unter Leitung der grünen Umweltsenatorin Anja Hajduk eine Machbarkeitsstudie heraus, die zum Ergebnis kam, dass die Stadtbahn deutlich günstiger und umweltfreundlicher wäre als eine U-Bahn. Der rot-grüne Senat hat sich später dagegen entschieden. Die Initiative Elbtram Jetzt! kritisiert mit Blick auf die Klimabilanz, dass sich der Bau der U5 deutlich später amortisieren werde.

U5: Braucht Hamburg eine weitere U-Bahn-Linie?

  • Am Hauptbahnhof besteht das höchste Fahrgastaufkommen.
  • Am UKE, an der Universität, am Jungfernstieg und am Stephansplatz liegt das Fahrgastaufkommen ebenfalls über 30.000 Fahrgästen. Der nächstgrößte Wert liegt weit darunter.

Eine Aufschlüsselung der Haltestellen zeigt, dass der Großteil der Fahrgäste die drei Knotenpunkte rund um die Innenstadt nutzt: Der Hauptbahnhof, der Jungfernstieg und der Stephansplatz bilden zusammen ein neuralgisches Dreieck rund um die begehrten Shoppingmeilen. Die einzigen neuen Stationen, die mehr als 30.000 Fahrgäste täglich zählen, sind die Universität und das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Das Fahrgastaufkommen aller anderen Sationen liegt weit darunter – der nächst größte Wert liegt bei 25.000 Fahrgästen an der Sengelmannstraße. Dies kann daran liegen, dass das UKE 14.400 Mitarbeitende hat und jährlich rund eine halbe Millionen Patient*innen behandelt. Ähnlich hoch ist die Mobilität an der Universität Hamburg mit ihren insgesamt etwa 42.000 Studierenden und rund 15.000 Mitarbeitenden.

Die Stadtteile Steilshoop, Uhlenhorst und Bramfeld, die bisher nicht an eine U-Bahn oder S-Bahn angeschlossen waren und damit neu für den Schienenverkehr erschlossen werden, werden mit rund 15.000 Fahrgästen pro Station eher mäßig genutzt. Neben der Anzahl an Fahrgästen wirbt die Hochbahn außerdem mit einer Ersparnis von Fahrtzeit für einige Stadtteile. Je nach Standort wird man mit der U5 tatsächlich eine Menge Fahrzeit einsparen können.

Schneller durch Hamburg mit der U5

  • Auf kurzen Strecken ist die Zeitersparnis im Verhältnis besonders hoch.

Besonders auf kurzen Strecken macht sich die Zeitersparnis bemerkbar. Die Universität etwa liegt westlich der Außenalster und ist nur 1,7 Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt. Dennoch benötigen Studierende bisher mit öffentlichen Verkehrsmitteln ganze 14 Minuten, wenn man die Fußwege und Umstiege einberechnet. Daraus werden durch die neue Direktverbindung mit der U5 gerade einmal fünf Minuten. Zwischen Hauptbahnhof und der Jarrestraße in Winterhude liegen etwa 5,5 Kilometer, die die U5 in statt bisher 21 Minuten gerade einmal sieben Minuten zurücklegen wird. Sie spart demnach zwei Drittel der Fahrtzeit und schlägt sogar das Auto bei freier Straße und grüner Welle.

Einzig die Strecke vom Hauptbahnhof zu den Arenen am Volkspark wird sich durch die U5 nicht spürbar verkürzen. Bei einer Gesamtfahrtzeit von bisher 27 Minuten machen sechs Minuten weniger keinen allzu großen Unterschied.

Die neue Linie U5: Umweltprojekt oder Großstadtluxus?

Hamburg ist eine wachsende Stadt, die vermutlich in etwa 15 Jahren die Zwei-Millionen-Marke knackt. Barmbek, Uhlenhorst und Winterhude wachsen schon. Gut möglich, dass durch die bessere Anbindung endlich auch Steilshoop und Bramfeld attraktive Wohnviertel werden – auch für diejenigen, die kein Auto besitzen. Irgendwo müssen all die neuen Hamburger*innen hin. Die Mieten steigen in Hamburg überall, doch Wohnungen in Bramfeld, Steilshoop, Bahrenfeld und Stellingen sind noch vergleichsweise bezahlbar.

Eine Bereicherung ist auch die Haltestelle UKE, in einer Stadt, in der es immer mehr ältere Menschen gibt. Insgesamt lässt sich voraussagen: Die U5 nutzt den Hamburger*innen wohl noch mehr als dem Klima. Aber das ist ja auch etwas.

Stine „die Maschine“ Schumacher hat ihren Spitznamen durch ihre hervorragenden Reflexe im Tor bekommen. Seit zwölf Jahren spielt sie Fußball, verlagerte ihre Karriere dann aber doch lieber in die Öffentlichkeitsarbeit von Eintracht Braunschweig. In der Abteilung absolvierte sie im Rahmen ihres Bachelorstudiums Kommunikationsmanagement ein Praktikum. Aber Fußball ist nicht ihre einzige Leidenschaft: Die 1999 geborene Harsefelderin ging nach dem Abitur als Au Pair nach Italien – auch um ihrem Lieblingssänger Eros Ramazzotti etwas näher zu sein. Dort vertiefte sie ihr Interesse am Fotojournalismus. Bei der Orangenschlacht in Ivrea oder beim Kochen mit der Gastfamilie – immer war die Kamera dabei. Was kann Stine eigentlich nicht? Ganz einfach: lügen. Nicht mal zur Not. Kürzel: stm