Symbolbild für Klimawandel und CO2-Ausstoß. Holzöfen
Der Hamburger Senat kaufte Emissionszertifikate: Holzöfen in Nigeria verbesserten die Klimabilanz in Hamburg. (Foto: Pixabay)

Die Stadt Hamburg erreichte ihre Klimaziele unter anderem mit dem Kauf von Emissionszertifikaten. Der CO2-Ausstoß der Stadt senkte sich rechnerisch durch die Förderung von brennstoffsparenden Holzöfen in Nigeria. Die CDU-Fraktion kritisiert das als Schönrechnerei.

Die Stadt Hamburg kaufte von 2018 bis 2020 bei der Klima-Agentur Atmosfair Emissionszertifikate im Wert von fast einer Million Euro, um die Klimabilanz der Stadt zu verbessern. Das geht aus der Kilmazwischenbilanz hevor.

Atmosfair förderte nach eigenen Angaben mit dem Geld der Zertifikate rund 12.000 Holzöfen in Nigeria. Nach Angaben der Organisation kochen etwa 75 Prozent der nigerianischen Familien mit Holz auf offenem Feuer. Eine siebenköpfige Familie würde etwa fünf Tonnen Holz pro Jahr verbrauchen. Das führe zur Abholzung der Wälder und Ausbreitung der Wüsten. Die Holzöfen von Atmosfair kämen mit etwa 80 Prozent weniger Holz aus und sollen somit den Verbrauch senken. Das Projekt werde von den Vereinten Nationen überprüft und erhielt von Stiftung Warentest die höchste Güteklasse bei der CO2-Kompensation.

Die Stadt Hamburg hatte sich bis 2020 das Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 2012 um zwei Millionen Tonnen zu senken. Laut dem Klimazwischenbericht wurde dieses Ziel erreicht.

CDU-Fraktion: Kritik an Klimabilanz durch Holzöfen

Auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion erklärte der Senat, dass die CO2-Reduktion durch die brennstoffsparenden Öfen vergleichsweise hoch sei. In drei Jahren wurden 75.000 Tonnen CO2 eingespart.

Für Sandro Kappe, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, hat eine solche Förderung nichts im Klimaplan für die Stadt Hamburg zu suchen. Er kritisierte den Zwischenbericht und das Vorgehen des rot-grünen Senats. Es dränge sich der Verdacht auf, dass die Klimaschutzziele nur durch einen Emissionshandel erreicht werden konnten. Mehr als acht Prozent der Einsparungen seien nicht in der Hansestadt erzielt worden.

“Mit dieser nicht nachvollziehbaren Begründung müssten wir in Hamburg keine teuren Maßnahmen mehr ergreifen. Schließlich sei es ja billiger, CO2 in Afrika einzusparen.” In dem Bericht sei handwerklich nicht sauber gearbeitet worden, kritisiert Kappe. Es werde nicht kenntlich gemacht, auf welche Zeitspanne sich Einsparungen beziehen. Außerdem sollen die Zahlen der Emissionseinsparungen lediglich geschätzt werden. Kappe fordert eine genaue Auflistung der Einsparungen und eine Analyse, welche Maßnahmen am besten gewirkt haben.

Er kritisiert auch, dass der Zwischenbericht erst zehn Monate nach der eigentlichen Abgabefrist vorgelegt wurde. Der Bericht sollte bereits 2021 fertig sein.

BUKEA weist Kritik zurück

Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) erklärte auf Nachfrage von FINK.HAMBURG, dass die Werte der CO2-Einsparungen jährlich bei den Verantwortlichen der Projekte abgefragt werden. Diese werden dann durch die Leitstelle Klima geprüft. In manchen Bereichen sei eine genaue Bestimmung der Emissionseinsparungen allerdings schwieriger, zum Beispiel bei Innovationsförderungen. Hier müsse man die Werte schätzen.

Zudem entsprächen die eingesparten Emissionen durch die Förderung der Holzöfen laut BUKEA nur 3,75 Prozent der Gesamteinsparungen. Die Stadt Hamburg sei außerdem die einzige Stadt, die eine derartige Bilanz der Emissionseinsparungen vorlege.

Neue Klimaziele der Stadt Hamburg

Vor drei Jahren setzte sich der Senat neue Klimaziele: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß um 55 Prozent gemessen am Wert von 1990 verringert werden. Jetzt gibt es die Absicht, den Ausstoß sogar um 70 Prozent bis 2030 zu reduzieren. Die Emissionen sollen vor allem in Hamburg eingespart werden, erklärte der Senat. Weitere Einsparungen durch Emissionshandel seien derzeit nicht geplant.

Kappe äußerte sich dazu skeptisch: “Es wäre nicht verwunderlich, wenn im nächsten Klimabericht wieder Emissionszertifikate enthalten sind, um die erneut verschärften Zielvorgaben einhalten zu können.”

chb/dpa