Hohe Temperaturen, wenig Niederschlag: Der Sauerstoff in der Elbe droht knapp zu werden. Umweltverbände warnen vor einem ähnlichen Fischsterben wie im vergangenen Jahr, als tausende der Tiere in der Elbe verendeten.
Die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF befürchten erneut ein Fischsterben in der Elbe. Der Grund: Noch früher als in den vergangenen Jahren seien die Sauerstoffwerte der Elbe bedenklich niedrig, sagt Linda Kahl, Gewässerreferentin beim BUND Hamburg. „Unterhalb und im Hafen ist die Sauerstoffkonzentration aktuell unter die für die Fischfauna kritische Grenze von vier Milligramm pro Liter gefallen, Tendenz weiter sinkend.“ Deswegen sei zu befürchten, dass sich die ungewöhnlich große Ausdehnung des Sauerstofflochs aus dem vergangenen Jahr wiederholen wird.
Weniger Niederschläge und dementsprechend weniger Wasser in der Elbe würden die Problematik grundsätzlich verstärken, betont auch David Kappenberg von der Umweltbehörde Hamburg im Gespräch mit FINK.HAMBURG. Das Wetter in den kommenden Tagen schaffe keine Abhilfe: Für die Hansestadt sind zwar am Mittwoch und Donnerstag Regenschauer angekündigt, aber das Wasser muss in den trockenen Boden einsickern können. Besser wäre ein länger anhaltender Landregen, aber nicht erst in Hamburg, sondern im oberen Flusslauf, so Kappenberg.
Junge und ausgewachsene Fische in der Elbe bedroht
Besorgniserregend ist laut Kahl auch, dass die starke Strömung im Fluss „das sauerstoffarme Wasser mit jeder Flut weit über den Hafen stromauf transportiert und so schon jetzt die Bereiche stromauf von der kritischen Situation betroffen sind.“ Sie befürchtet, dass ganze Fischgenerationen im Hamburger Hafen ausgelöscht werden könnten — sowohl ausgewachsene Tiere als auch Jungfische.
Die Hamburger Umweltbehörde bestätigte, dass Anfang der Woche erstmals der Mindestwert von vier Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser in der Elbe zeitweilig unterschritten wurde. „Die Sauerstoffgehalte in der hamburgischen Tideelbe liegen aktuell zwischen 3,56 Milligramm pro Liter (Messstation Seemannshöft) und knapp 7 Milligramm pro Liter (Messstation Bunthaus)“, teilte die Behörde mit. Eine Prognose zur weiteren Entwicklung könne man nicht abgeben. Der Abfluss der Elbe am Pegel Neu Darchau sei in einem für den Sommer normalen Bereich. Auch die Wassertemperatur der Elbe betrage zur Zeit 21 bis 23 Grad und liege damit im normalen sommerlichen Bereich.
Was mit den Fischen in der Elbe passieren könnte
Für Fische werde es unterhalb von Sauerstoffwerten von vier Milligramm pro Liter Wasser sehr kritisch, insbesondere für die Fischlarven und Jungfische der europaweit geschützten Finte sowie weitere Arten. Können sie die betroffenen Bereiche nicht umschwimmen, sterben die ausgewachsenen Tiere bei dem Versuch, ihre Laichgewässer zu erreichen. Dasselbe droht den Jungfischen auf ihrem Weg zurück ins Meer.
Für Kappenberg bedingt ein Zusammenspiel vieler Faktoren den Sauerstoffmangel. Gleiches gelte für den Schutz der Fische: „Allgemein wirken sich alle klimaschützenden Maßnahmen positiv auf das Flussgewässer aus“, sagt er. Allerdings appelliert er an die Landwirt*innen, weniger Dünger zu verwenden, denn dieser lande letztendlich auch in Gewässern.
Bei kritischen Sauerstoff-Werten soll nicht gebaggert werden
Auch Hamburg Port Authority (HPA) will Rücksicht nehmen, um ein Fischesterben möglichst zu verhindern. Die HPA regelt alle behördlichen Belange für den Hafen und ist verantwortlich für den Betrieb. Sie will bei Sauerstoffgehalten unter vier Milligramm pro Liter keine lokalen Unterhaltungsarbeiten der Fahrrinne durchführen — beispielsweise nicht die Fahrrinne für Schiffe vertiefen, erweitern oder den Schlick abtragen.
Laut Kahl, Gewässerreferentin beim BUND, sind diese Arbeiten wesentliche Ursache für die Sauerstofflöcher: „Die ständigen Unterhaltungsbaggerungen im Hafen führen zu einer erheblichen Trübung im Gewässer, die sich negativ auf den Sauerstoffhaushalt auswirkt.“ Sollte der Zeitraum geringer Sauerstoffgehalte überdurchschnittlich lange andauern und kleinräumige Unterhaltungsmaßnahmen unvermeidbar sein, würde hierzu eine Einzelfallabstimmung zwischen HPA und der Umweltbehörde erfolgen, teilte ein HPA-Sprecher mit. Zudem werde zwischen der HPA und der Umweltbehörde ein Managementkonzept für Flachwasserzonen angestrebt. Das in diesem Jahr fertiggestellte Flachwassergebiet Kreetsand sei ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. „Die 30 Hektar große neue Wasserfläche bildet einen Rückzugsort und Brutstätte für viele Fischarten an der Norderelbe“, so der Sprecher.
Die Umweltverbände begrüßten diese Entscheidung. In den lichtdurchfluteten Flachwasserzonen werde besonders viel des lebenswichtigen Sauerstoffs eingetragen – sei es über die Photosynthese von Algen oder direkt über die Oberfläche. Für eine dauerhafte Erholung des schwer angeschlagenen Flusses solle jedoch generell auf den Ausbau der Elbe verzichtet werden, fordert Gewässerreferentin Kahl.
asg/dpa
Jahrgang 1997, hat schon einmal für den HR die Europameister im Fliesenlegen begleitet. Sie selbst legt lieber Musik auf. Als die Clubs in der Corona-Zeit geschlossen waren, brachte sie sich selbst bei, House-Musik zu mixen. Musik ist für Anna ein großes Thema. Ihr Abitur machte sie auf dem bekannten Musikgymnasium Montabaur. Neben dem Studium der Germanistik und Kommunikationswissenschaften in Münster arbeitete sie für die “Westfälischen Nachrichten” als Kultur- und Onlinejournalistin. Bei dem Campussender ihrer Uni leitete sie die Onlineredaktion und schrieb für das Straßenmagazin "draußen e.V." über öffentlichen Raum. Annas großer Traum: ein eigener Radiosender auf Spiekeroog.