Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, und Anjes Tjarks ( Bündnis 90/Die Grünen), Senator für Verkehr und Mobilitätswende, sowie Sascha Meyer, Vorstandsvorsitzender von Moia, sitzen in einem autonom fahrenden ID.
Der Bund unterstützt das Projekt für autonom fahrende Shuttles im öffentlichen Nahverkehr in Hamburg mit 26 Millionen Euro. Foto: Marcus Brandt/dpa

Einsteigen überall und jederzeit statt fester Bushaltestelle mit festem Fahrplan: In Hamburg soll der öffentliche Nahverkehr in den kommenden Jahren durch autonom fahrende Shuttles ergänzt werden. Der Bund unterstützt mit mehreren Millionen. 

Der Bund unterstützt ein Hamburger Projekt für autonom fahrende Shuttles im öffentlichen Nahverkehr mit 26 Millionen Euro. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) übergab dazu am Montag im Beisein von Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) den Förderbescheid an die Projektpartner. Dies teilte die Hamburger Hochbahn AG mit.

10.000 autonome Shuttles auf Hamburgs Straßen

„Im Projekt Alike soll ein System mit autonomen Shuttles erprobt werden, die einfach per App gebucht werden können und den Fahrgast direkt abholen und ans Ziel bringen”, erklärt die Hochbahn. Dadurch werde eine Vereinbarung des Bundesverkehrsministeriums mit der Freien und Hansestadt Hamburg weiter verfolgt. Diese sieht vor, dass 2030 bis zu 10.000 autonome Shuttles auf Hamburgs Straßen fahren könnten.

„Autonomes Fahren kann ein Schlüssel sein, die Straßen in Großstädten zu entlasten und gleichzeitig Mobilität bis vor die Haustür zu sichern”, sagte Bundesverkehrsminister Wissing. Das autonome On-Demand-Shuttle komme genau dann, wenn man es brauche, und es bringe einen direkt ans Ziel. „Durch das voll digitale Buchungssystem ist es einfach zu bestellen. Fahrten lassen sich kombinieren und damit Wege und Kosten sparen”, so der FDP-Politiker.

Unterschiedliche Fahrzeugtypen im Einsatz

Alike soll mit zwei Modellen von autonom fahrenden, vollelektrisch angetriebenen Shuttles in den Betrieb gehen. Der eine Shuttle kommt von der Benteler-Tochter Holon. Bis zu 15 Passagiere finden Platz im Fahrzeug, das mit maximal 60 km/h unterwegs sein soll. Dabei ist es durch eine automatisierte Rampe und einen gesicherten Rollstuhlplatz barrierefrei nutzbar.

Das zweite Fahrzeug stammt von Volkswagen Nutzfahrzeuge: der ID Buzz AD. Das Modell hat erste Tests auf öffentlichen Straßen erfolgreich absolviert und wird das erste autonome Serienfahrzeug von Volkswagen sein. „Unsere Fahrzeuge nutzen Kameras, Radare und Lidare sowie Hochleistungsrechner”, erklärt Christian Senger von Volkswagen. Auf dieser Basis entstehe eine 360-Grad-Umfelderkennung, die für sicheres Fahren sorgen soll. Die Fahrzeuge seien bereits in München und Austin getestet worden.

Ein Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, wie sich autonome Shuttles zukünftig in den Hamburger Tarifplan und ins Ticketsystem einbinden lassen. Auch will man herausfinden, wo in der Stadt solche Shuttles Sinn machen. Das teilte die Hochbahn auf Anfrage von FINK.HAMBURG mit. Die zwei Fahrzeugtypen seien an unterschiedliche Personengruppen angepasst, erklärt Constanze Salgues, Pressesprecherin der Hochbahn. Wer bisher nicht auf den Komfort eines Auto verzichten wollte oder keine Schnellbahn in unmittelbarer Nähe erreichen konnte, soll damit zukünftig besser an den ÖPNV angebunden sein.

Ein fehlendes Puzzlestück für den ÖPNV?

Beim Shuttle auf Bestellung fallen Fahrpläne und Haltestellen weg, das kann für eine andere Zielgruppe interessant sein, als das traditionelle Angebot des ÖPNV. Hamburgs Verkehrssenator Tjarks bezeichnete dieses sogenannte „autonome Ridepooling” als fehlendes „Puzzlestück zwischen dem klassischen öffentlichen Nahverkehr und den individuellen Mobilitätsbedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger”. Dadurch werde eine neue Säule im ÖPNV geschaffen, eine „attraktive Alternative zum privaten PKW sowie eine entscheidende Voraussetzung, um den Hamburg-Takt fahren und allen Menschen in Hamburg binnen fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsangebot machen zu können.” Zuletzt hatte eine kleine Anfrage der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft ergeben, dass viele Busse des ÖPNV in Hamburg nicht pünktlich sind.

Neben der Hamburger Verkehrsbehörde sind die Hochbahn, der On-Demand-Dienst Moia, die Fahrzeughersteller Holon und Volkswagen Nutzfahrzeuge sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als Partner an dem Projekt beteiligt. Das KIT erforscht dabei unter anderem projektbegleitend, wie sich neue Mobilitätssysteme auf die Nutzenden auswirken und wie es um ihre gesellschaftliche Akzeptanz steht. Das Projekt läuft von Oktober dieses Jahres bis Oktober 2026. Die ersten Fahrgäste sollen ab 2025 mit den Shuttles mitfahren können.

lan/dpa

Wenn Jolan Geusen, Jahrgang 2000, nicht gerade Tofuhack-Bolognese kocht, hört er Fußball-Podcasts. Seit einem Kreuzbandriss fährt er allerdings Rad, statt zu kicken. Als Kind wollte er Archäologe werden, entschied sich dann aber zum Studium der Politik- und Medienwissenschaft in Bonn. Journalistische Erfahrung sammelte er beim ARD MoMa, nebenbei arbeitet Jolan als freier Mitarbeiter beim „Bonner Generalanzeiger“. Der gebürtige Eifler kann bei 150 “Drei ???”-Folgen anhand der ersten 20 Sekunden den Titel benennen. Bis heute würde er gern einmal ein Bier mit den Sprechern der drei Detektive trinken. (Kürzel: lan)