Die Basketballspieler der Hamburg Towers laufen auf einem Basketballfeld. Die eine Mannschaft ist im Angriff und die andere in der Verteidigung. Unten am Bildrand sind die Zuschauer auf den Sitzplätzen zu sehen, Sie spielen in einer Arena.
Tel Avivs J'Covan Brown im Angriff. William Christmas nimmt ihn in der Verteidigung auf. Foto: Fynn Hornberg

Die Veolia Towers Hamburg haben auch ihr viertes Gruppenspiel im EuroCup gegen Tel Aviv mit 72:111 verloren. Die Towers waren chancenlos an einem Abend, an dem Basketball nur Nebensache war. 

Viele Mannschaftswagen der Polizei standen am Dienstagabend rund um das Gelände an der Edel-optics Arena. Die Euroleague hatte die Partie zwischen den Hamburger Towers und Hapoel Shlomo Tel Aviv im Vorfeld als Hochrisikospiel eingestuft. Dementsprechend dauerten die Kontrollen am Einlass für die etwas mehr als 1.000 Besucher*innen länger als üblich. Ursprünglich wurden 2000 Tickets verkauft, aber die strengen Sicherheitsvorkehrungen führten wohl auch dazu, dass viele Hamburger nicht zum Spiel erschienen.

Jede Person wurde ausführlich abgetastet. Taschen, Trommeln, Fahnen und Pyrotechnik waren verboten. Pyrotechnik ist grundsätzlich verboten, allerdings brannten die Tel Aviv-Supporter beim letzten Spiel in Hamburg im vergangenen Jahr Bengalos in der geschlossenen Arena ab. Als der Stadionsprecher vor Tipp-Off nochmal auf das Pyro-Verbot hinwies, reagierten die israelischen Fans mit Buhrufen und Pfiffen. Die Polizeipräsenz war aufgrund des Hochrisikospiels enorm, auch in der Halle standen immer Einsatzkräfte über dem Block der Auswärtsfans. Es blieb zum Glück friedlich und ohne Zwischenfälle.

40 Minuten Ablenkung

Es war ein emotionales Spiel. „Für 40 Minuten wollten wir uns nur auf Basketball fokussieren und alles drumherum ausblenden“, erklärte Tel Aviv Headcoach Danny Franco nach dem Spiel und bedankte sich bei den Hamburgern für die hervorragende Organisation und Unterstützung. Es war eine Auszeit für die rund 100 Anhänger von Hapoel Tel Aviv. Lautstark feuerten sie ihre Mannschaft an. Für 40 Minuten versuchten sie sich abzulenken und die schlimmen Ereignisse in ihrer Heimat Israel zu vergessen. Unterstützt wurden sie von Anhängern des FC St. Pauli. Die beiden Vereine pflegen seit langer Zeit eine Fanfreundschaft.

Das Erschütternde: Nicht alle Tel-Aviv Anhänger konnten zum Spiel kommen, das bewegte auch Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby. „Wenn man mitbekommt, dass Menschen von Hapoel, die eine Karte gekauft hatten, nun tot sind, dann bestürzt einen das natürlich.” Und man “schäme sich” für seine eigenen Sorgen, sagte Willoughby.

Tel Aviv Fans in der Arena. Sie stehen dicht gedrängt auf der Tribüne und feuern ihre Mannschaft an.
Lautstarker Support von Tel-Aviv Fans in der Edel-optics-Arena. Foto: Fynn Hornberg

Towers Defensive nicht vorhanden

Man könnte meinen, die Towers machten Tel Aviv mit ihrem Auftreten ein Geschenk. Von der ersten Minute an dominierte Tel Aviv. Die Towers fanden nicht in die Partie. Zu allem Überfluss bekam Towers Forward Lukas Meisner auch noch den Ellbogen von seinem Teamkollegen ins Gesicht und brach sich die Nase. Sein Arbeitstag war damit nach zwei Minuten beendet – für ihn ging es ins Krankenhaus. Damit fehlte Towers-Coach Barloschky ein wichtiger Spieler in der Rotation.

Immer wieder unterliefen den Towers eklatante Fehler in der Defensive. Es fehlten die Kommunikation und die Physis. Das sah auch der frustrierte Towers Headcoach Benka Barloschky so. „Wir machen die einfachsten Fehler und das auch noch zu häufig. Die Niederlage fühlt sich nicht gut an”. Man hätte das Spiel nicht herschenken wollen, sondern wollte wettbewerbsfähig sein, erklärte der Coach. Gelungen ist ihnen das an diesem Abend nicht.

In der Offensive fiel den Towers wenig ein, die Spielzüge funktionierten gegen die gute Verteidigung von Hapoel nicht. Dazu kam, dass einfachste Würfe nicht getroffen wurden. Es passte zum Spiel, als Tel Avivs Xavier Munford mit Ablauf der Wurfuhr zum Ende des ersten Viertels einen tiefen Drei-Punkte-Wurf zur 19:36 Führung versenkte. Munford kam am Ende des Spiels auf 22 Punkte und eine fast perfekte Wurfquote.

King ein Lichtblick

Einzig und allein im zweiten Viertel schafften es die Hamburger, sich etwas heranzukämpfen. Dank einer starken Vorstellung von Vincent King, der 13 Punkte beisteuerte. Allerdings auch, weil die Israelis einige freie Würfe ungenutzt ließen. King war mit 22 Punkten und 6 Rebounds bester Schütze bei den Towers. Trotzdem ging es mit 16 Punkten Rückstand in die Halbzeit (42:59).

Lockeres Auflaufen für Tel Aviv

Besserung war nach der Halbzeit nicht in Sicht – eher im Gegenteil. Für Tel Aviv entwickelte sich die EuroCup Partie zum lockeren Trainingsspiel. Die Turnovers bei den Towers fanden kein Ende. Sinnbildlich packte Tel Avivs Power Forward Jaylen Hoard (18 Punkte) nach einem Ballgewinn einen 360 Grad Dunk aus – immerhin schön anzusehen. Am Ende stand die deutliche Niederlage. Die Towers können sich beim israelischen Gegner bedanken, dass sie nicht 40 Minuten bei voller Konzentration geblieben sind, sondern früh einige Gänge zurückschalteten. Das lag mit Sicherheit auch an den besonderen Umständen des Spiels. Beide Coaches betonten nach Ende des Spiels, dass es keine einfache Situation sei.

In der Tabelle der Gruppe A rutschen die Towers nach vier Niederlagen in vier Spielen auf den letzten Platz. Für Hapoel Tel Aviv geht’s hoch auf den zweiten Platz. Am Wochenende steht dann wieder Basketball-Bundesliga auf dem Plan. Dann spielen die Towers auswärts gegen die MLP Academics Heidelberg (Samstag, 20 Uhr).

Der erste Reportereinsatz von Fynn Hornberg, geboren 1999 in Hamburg, endete mit einer Schlägerei unter Kreisliga-Fußballspielern – er selbst hielt sich aber heraus. Seine Begeisterung für den Journalismus blieb, ebenso wie die für den Sport. Bereits im Bachelorstudium Sportjournalismus und -management in Frankfurt kombinierte Fynn seine Leidenschaften. Erste Erfahrungen sammelte er bei der Frankfurter Neuen Presse, bei Hit Radio FFH und in der Multimediaredaktion des Evangelischen Medienhauses Hessen/Nassau. Multi gefällt ihm generell am besten, egal ob Audio, Video oder Text. Privat liebt Fynn den HSV – geprügelt hat er sich im Stadion aber immer noch nicht. Kürzel: fyh