Die Weltklimakonferenz in Dubai läuft seit dem 30. November. Am Donnerstag war Halbzeit. Zeit für eine Zwischenbilanz der COP28.
Die Weltklimakonferenz in Dubai startete mit einem Knall. Zogen das Gastgeberland und insbesondere der COP28-Präsident Sultan al Dschaber schon vor der Konferenz wegen ihren engen Beziehungen zur Ölwirtschaft Zweifel auf sich, befeuerten al-Dschabers publik gewordene Aussagen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen die Kritik. In einer Pressekonferenz Ende November hatte er in Frage gestellt, dass ein Ausstieg aus fossilen Energien nötig sei, um die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten.
Al-Dschaber hat sich mittlerweile von seiner Aussage distanziert und befürwortet nun offiziell den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
Wir beobachten live, was bei der UN-Klimakonferenz in Dubai passiert. Verfolgt die aktuellen Entwicklungen in unserem COP28-Ticker.
Historisch: Der „Loss and Damage“-Fonds
Die Vereinigten Arabischen Emirate machten aber auch positive Schlagzeilen. Gemeinsam mit Deutschland sagten sie am ersten Verhandlungstag zu, 100 Millionen US-Dollar in den „Loss and Damage“-Fonds einzuzahlen. Dieser ist einer der größten COP-Erfolge der letzten Jahre. Länder mit starken Klimaschäden können auf das Geld zugreifen. Dass der lang geforderte Fonds nun beschlossen ist, wird vielfach als historisch bezeichnet.
Loss and Damage: Wer hat wie viel eingezahlt? (Stand 07. Dezember, Summen in US-Dollar)
- Deutschland: 100 Millionen
- VAE: 100 Millionen
- Italien: 108 Millionen
- Frankreich 108 Millionen
- USA: 17,8 Millionen
- Japan: 10 Millionen
- Dänemark 50 Millionen
- Irland: 27 Millionen
- EU: 27 Millionen
- Norwegen: 25 Millionen
- Kanada: 12 Millionen
- Slowenien: 1,5 Millionen
- Großbritannien: 75 Millionen
- Niederlande: 16 Millionen
- Spanien: 22 Millionen
- Finnland: 3 Millionen
Zur Halbzeit der COP sind dem Fonds 700 Millionen US-Dollar zugesagt. Das mache nur circa 0,2 Prozent des Bedarfs von geschätzt jährlich (!) 400 Milliarden US-Dollar aus, berichtet der “Guardian”. Trotzdem sei es politisch sehr wichtig, dass der Fonds existiert und gefüllt wird, kommentiert “Guardian”-Reporter Patrick Greenfield im Podcast „All the drama from the first week of COP”. Das Gefühl der Klimagerechtigkeit steige dadurch und das lege einen guten Grundstein für andere Diskussionen.
Zwischenbilanz COP28: 5 von 90 Verhandlungstexten sind fertig
Ein weiterer Durchbruch und Premiere bei der COP: 124 Staaten unterzeichneten eine Erklärung, um die Folgen der Klimakrise für die Gesundheit zu mindern. Das Thema Gesundheit nimmt bei der COP28 zum ersten Mal einen zentralen Platz ein. Umweltorganisationen kritisieren allerdings, dass die gesundheitlichen Folgen von fossilen Brennstoffen in der Erklärung kein einziges Mal vorkommen. Diese ist jedoch kein Teil der offiziellen Verhandlungen und nicht rechtlich bindend.
Apropos Verhandlungen: Insgesamt arbeiten die Parteien der COP28 an 90 Verhandlungspunkten. Erst wenn in allen Punkten Einigungen erzielt wurden, schließt die Klimakonferenz. Deswegen wird von Anfang an mit einer Verlängerung der Verhandlungszeit gerechnet. Im letzten Jahr verhandelten die Parteien 39 Stunden länger als geplant. Ob es auch auf der diesjährigen COP zu solch einem Showdown kommt, wird sich zeigen. Zur Halbzeit haben die Parteien bereits fünf Texten zugestimmt, 64 befinden sich im Bearbeitungsstadium und zu 21 Verhandlungspunkten gibt es noch keinen Textentwurf, trackt Carbonbrief.
Raus oder Runter? Das entscheidende Wort
Der UN-Klimachef Simon Stiell ist derweil noch mehr als unzufrieden mit der vorläufigen Abschlusserklärung der 28. Weltklimakonferenz. Die sei eine „Grabbeltüte von Wunschzetteln”. Statt dem kleinsten gemeinsamen Nenner bräuchte es höchste Ambitionen im Klimaschutz. Das Ziel der Klimakonferenz, den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu beschließen, befürworten nicht alle Teilnehmenden. Unter anderem Saudi-Arabien, China, Russland und Indien stellen sich dagegen.
In der kommenden Woche kommt es deswegen stark auf einzelne Formulierungen an: Wird in der Abschlusserklärung ein „Phase out” oder doch nur „Phase down” der fossilen Energien stehen? Der Begriff „Phase down“ bedeutet, dass Fossile Brennstoffe nur reduziert werden, während „Phase out“ einen vollständigen Ausstieg bezeichnen würde.
Mehr Erneuerbare Energien, aber auch Atomkraft
Öl und Gas sind nicht die einzigen diskutierten Energieträger auf der COP28: Bereits am zweiten Tag der COP verpflichteten sich 118 Staaten, Ihre Kapazitäten für erneuerbare Energien bis 2030 zu verdreifachen und die Energieeffizienz zu verdoppeln. Initiiert hatten dies die Europäische Union und die Internationale Agentur für erneuerbare Energien. Die USA sind dabei, China und Indien aber bislang nicht. Gleichzeitig verkündeten jedoch 22 Staaten – darunter die USA – dass sie eine andere Kapazität verdreifachen wollen: die für Atomkraft. Andere Länder, die sich dafür einsetzen sind Großbritannien, Frankreich, Südkorea und die Arabischen Vereinigten Emirate.
Nicht alle Begriffe rund um die Klimakonferenz sind leicht verständlich. Daher haben wir von FINK.HAMBURG ein Glossar zu den wichtigsten Begriffen rund um die COP28 für euch erstellt. Schaut nach, wenn ihr ein Wort nicht versteht oder mehr darüber wissen wollt.
Jule Ahles, Jahrgang 1999, aufgewachsen in Oberfranken, hat sich schon oft in der Küche die Haare gewaschen: In ihrer Stuttgarter WG war dort die Dusche untergebracht – Schwaben eben. Sie studierte dort “Crossmedia-Redaktion” und arbeitete beim SWR für das “Nachtcafé”. Bei einem Praktikum beim Magazin “Audimax” in Nürnberg schmiss Jule zusammen mit zwei weiteren Praktikantinnen die Redaktion. In ihrer Freizeit hält sie beim Faustballtraining Bälle in der Luft und erkundet mit dem Gravelbike begeistert die Umgebung von Hamburg – auch dabei gibt es gelegentlich eine kalte Dusche.