Der Bahnstreik der Gewerkschaft deutscher Lokführer hat in Hamburg nicht nur Folgen für den Schienenverkehr. Fluglinien und Carsharing-Anbieter verzeichnen eine deutlich gestiegene Nachfrage.
Bahnreisende und Pendler*innen müssen auch in Hamburg und Schleswig-Holstein weiter Geduld mitbringen oder auf Alternativen umsteigen. Aufgrund des am Mittwoch begonnenen bundesweiten Streiks der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) kommt es auch am zweiten Streiktag im Norden zu Einschränkungen im Bahnverkehr. Die eingerichteten Notfallfahrpläne der Deutschen Bahn (DB) sollen wie geplant funktionieren, wie ein Sprecher der DB am frühen Donnerstagmorgen der DPA mitteilte.
In Hamburg versucht die S-Bahn, auf einzelnen Linien mit einem 20- oder 60-Minuten-Takt zu fahren. Auf der Internetseite heißt es, wegen der unklaren Betriebssituation seien die genauen Fahrzeiten jedoch nur kurzfristig abrufbar. Der Hamburger Verkehrsverbund bittet Fahrgäste, nach Möglichkeit auf U-Bahnen und Busse auszuweichen. Die Unternehmen Erixx, Metronom und AKN werden nicht bestreikt, allerdings führt der Streik dazu, dass auch auf diesen Verbindungen Züge ausfallen und sich verspäten. Darüber hinaus führten stürmische Wetterverhältnisse in der Nacht zu zusätzlichen Verspätungen.
Bahnstreik: Erhöhte Nachfrage beim Bahnkonkurrenten Flix
Während die DB wegen des Streiks einen Notfallfahrplan stellen musste, fahren die Züge und Busse beim Konkurrenten Flix wie gewohnt. Das bestätigte Unternehmenssprecherin Isabella Domke FINK.HAMBURG auf Anfrage. So sehe man meistens, wenn andere Wettbewerber bestreikt werden, eine deutlich gestiegene Nachfrage. Auch dieses Mal habe sich die Nachfrage mehr als verdoppelt, so die Pressesprecherin von Flix. „Im Vergleich zu den vergangenen beiden Streiks ist sie dieses Mal noch höher, vermutlich wegen der Länge des Streiks”, ergänzt Domke. Das Unternehmen setze auf der Strecke Hamburg–München zusätzliche Busse ein.
Die Preisänderungen bei einzelnen Verbindungen begründet Domke damit, dass man bei Flix mit einem dynamischen Preissystem arbeite, welches sich „der Auslastung und Nachfrage der jeweiligen Verbindung anpasst”.
Höchste Buchungseingänge seit vier Jahren bei Eurowings
Im Flugverkehr macht sich der Streik ebenfalls bemerkbar. Auf FINK.HAMBURG-Anfrage bestätigt Eurowings, dass man die höchsten Buchungseingänge seit mehr als vier Jahren (Anfang 2020) verzeichnet habe. Besonders die innerdeutschen Strecken seien dabei gefragt gewesen. An den Standorten Düsseldorf, Köln, Hamburg und München setzt Eurowings aktuell auf größere Flugzeuge.
Am Hamburger Flughafen zeigen sich allerdings keine deutlich Auswirkungen, wie Hamburg-Airport-Pressesprecher Philipp Wolf sagte. Es sei nicht zu größeren Staus oder langen Schlangen gekommen. Zudem seien noch keine zusätzlichen Flüge vom Hamburg Airport geplant.
Shuttle-Service Moia beobachtet in Hamburg keine höhere Nachfrage
Carsharing-Anbieter wie Miles und Sixt beobachten momentan auch eine deutlich erhöhte Nachfrage, auch in Hamburg. Miles bestätigt auf FINK.HAMBURG-Anfrage den Eindruck, ähnlich wie Flix: An Streiktagen steigt die Nachfrage nach Fahrzeugen und es gibt mehr Buchungen und Neukund*innen. Die Preise bei Miles bleiben allerdings unverändert.
Der Shuttle-Service Moia in Hamburg stellte hingegen keine erhöhte Nachfrage fest. Unternehmenssprecher David Gölnitz vermutet, dass viele Pendler im Home-Office bleiben. Zudem nutzen viele die S-Bahn, um aus den Außenbezirken oder dem Hamburger Umland in die Stadt zu fahren. Diese Gebiete lägen meist außerhalb des Moia-Geschäftsgebietes.
Worum es beim Bahnstreik geht
Im seit November laufenden Tarifstreit ist es der vierte und mit sechs Tagen längste Arbeitskampf. Neben finanziellen Forderungen dreht sich der Konflikt vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter.
Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren. Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.
lan mit dpa
Wenn Jolan Geusen, Jahrgang 2000, nicht gerade Tofuhack-Bolognese kocht, hört er Fußball-Podcasts. Seit einem Kreuzbandriss fährt er allerdings Rad, statt zu kicken. Als Kind wollte er Archäologe werden, entschied sich dann aber zum Studium der Politik- und Medienwissenschaft in Bonn. Journalistische Erfahrung sammelte er beim ARD MoMa, nebenbei arbeitet Jolan als freier Mitarbeiter beim „Bonner Generalanzeiger“. Der gebürtige Eifler kann bei 150 “Drei ???”-Folgen anhand der ersten 20 Sekunden den Titel benennen. Bis heute würde er gern einmal ein Bier mit den Sprechern der drei Detektive trinken. (Kürzel: lan)