Aufgrund des GDL-Streiks ein seltenes Bild in den nächsten Tagen. Ein roter S-Bahn-Zug fährt durch einen Bahnhof.
Ein seltenes Bild in diesen Tagen. Auch in Hamburg sollen die Züge, wegen des GDL-Streiks, sechs Tage lang still stehen. Foto: Samuel Pucher/unsplash.

Von Dienstag bis Montag wird es wieder ruhiger im Hamburger Hauptbahnhof und auf deutschen Schienen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) ruft mal wieder zum Streik auf. Sinnvoll Verhandeln geht anders. 

Überrascht ist über die Nachricht keiner mehr, wenn die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) zum Streik aufruft. Ungewöhnlich ist nur die Dauer. Sechs Tage hat GDL-Chef Klaus Weselsky zum Niederlegen der Arbeit aufgerufen. Das ist selbst für die streikfreudige GDL ein neuer Rekord – sollte der Streik über die geplante Dauer so stattfinden. Das Problem: Der Streik trifft die Falschen und ist in dieser Häufigkeit völlig übertrieben.

Frust und Wut

Seit November läuft der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der GDL. Bereits im letzten Jahr und schon Anfang Januar versuchte die GDL durch Streiks die Deutsche Bahn unter Druck zu setzen. Jetzt sind wir bei Streik Nummer vier innerhalb dieses Tarifkonfliktes angekommen. Das wird auch bei den letzten mitfühlenden Bürger*innen dafür sorgen, dass ihr Verständnis in Frust und Wut umschlägt. Was der erneute Streik für Hamburger*innen bedeutet und welche Züge ausfallen, liest du hier.

Homeoffice nicht immer eine Alternative

Jeden Tag nutzen Millionen Menschen den Zug, Pendler*innen, Unternehmen und Reisende sind auf die Schienen angewiesen. Und nicht bei jede*r ist es mit dem Homeoffice getan. Pfleger*innen, Ärztinnen und Ärzte oder Polizist*innen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Für alle genannten gibt es kein Homeoffice. Wie sollen diese Menschen ohne Zug zur Arbeit kommen? Mal für ein bis zwei Tage auf Alternativen umzusteigen – kein Problem. Aber sechs Tage kompletter Stillstand sprengt den Rahmen.

Die Tarifverhandlungen werden auf dem Rücken der Gesellschaft ausgetragen

Mehr Geld, weniger Arbeiten, das wünschen sich viele. Und es ist auch völlig gerechtfertigt und legitim, dafür zu streiken. Es muss aber in einem angemessenen Verhältnis sein. Gerade in dem Bewusstsein, dass jeder Streik sich auf Millionen Menschen auswirkt, die dann gucken müssen, wie sie sich fortbewegen. Diese Tarifverhandlungen werden immer stärker auf dem Rücken der Gesellschaft ausgetragen und verfehlen damit ihr Ziel.

GDL-Streik ohne Ziel

Die Bahn bemüht sich und ist der GDL auch in ihrem aktuellen Entwurf entgegengekommen. 4,8 Prozent mehr Geld, nächstes Jahr fünf Prozent. Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro über 32 Monate. Ab 2026 gleiches Gehalt und statt 38 nur noch 37 Stunden arbeiten. Die GDL fordert allerdings gleiches Gehalt und eine 35-Stunden-Woche sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro über 12 Monate. Anstatt sich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen, reagiert GDL-Chef Weselsky wie ein kleines trotziges Kind, dem die Spielzugeisenbahn weggenommen wurde. So kommt man in der Erwachsenen-Welt nicht ans Ziel. Auch nicht, wenn man jedes Mal einfach nur streikt.

Die GDL darf streiken, aber muss dafür auch konstruktiv verhandeln

Von der GDL ist zu erwarten, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst ist und weiterhin mit der Bahn verhandelt, ohne alle paar Wochen zu streiken. Auch das gehört zur Tarifautonomie – konstruktiv über Vorschläge diskutieren. So kompromisslos wie sich Weselsky aktuell zeigt, wird er auch die letzten Unterstützer*innen in der Bevölkerung verlieren.

Und das, wobei die Bahn doch ein dankbarer “Gegner” ist. Ein Bahn-Vorstand, dem Boni in Millionenhöhe ausgezahlt werden, verspätete Züge und ein marodes Schienennetz. Seit Jahren kämpft die Bahn, die zu 100 Prozent dem Staat gehört und von Steuergeldern finanziert wird, um ihr Ansehen. So verlagert sich die Unzufriedenheit der Steuerzahler*innen allerdings nur und das bringt der GDL am Ende auch keinen Vorteil am Verhandlungstisch. Eins steht fest: So kann es nicht weitergehen.

Der erste Reportereinsatz von Fynn Hornberg, geboren 1999 in Hamburg, endete mit einer Schlägerei unter Kreisliga-Fußballspielern – er selbst hielt sich aber heraus. Seine Begeisterung für den Journalismus blieb, ebenso wie die für den Sport. Bereits im Bachelorstudium Sportjournalismus und -management in Frankfurt kombinierte Fynn seine Leidenschaften. Erste Erfahrungen sammelte er bei der Frankfurter Neuen Presse, bei Hit Radio FFH und in der Multimediaredaktion des Evangelischen Medienhauses Hessen/Nassau. Multi gefällt ihm generell am besten, egal ob Audio, Video oder Text. Privat liebt Fynn den HSV – geprügelt hat er sich im Stadion aber immer noch nicht. Kürzel: fyh