Rettet das Molotow: Soli-Rave für Hamburger Clubkultur

Schließung eines Kultclubs

Freunde des Clubs zeigten am 30. Dezember 2023 Transparente mit Aufschriften wie Molotow Must Stay, Molotow ist kein Spielball von Investoren oder Hands Off Our Molotow. Foto: Niklas Rosenthal
Freunde des Clubs zeigten am 30. Dezember 2023 Transparente mit Aufschriften wie Molotow Must Stay, Molotow ist kein Spielball von Investoren oder Hands Off Our Molotow. Foto: Niklas Rosenthal

Nach dem Kampf gegen den geplanten Abriss der Szeneclubs unter der Sternbrücke droht nun dem Molotow auf der Reeperbahn ein ähnliches Schicksal. Lokale Kollektive rufen zum Soli-Rave am kommenden Samstag auf.

Unter dem Motto „Demorave – Reclaim Hamburg” findet im Gängeviertel am Samstag eine Soli-Party gegen die Schließung einer der bekanntesten Musikclubs auf St. Pauli statt. Es werden Spenden gesammelt, um für 2024 geplante Demo-Raves zu finanzieren. Die Veranstalter*innen sind Personen aus unterschiedlichen lokalen Musik-Kollektiven. Sie fordern nicht nur gezielte Maßnahmen zum Erhalt des Molotow-Clubs, sondern eine Schutzstruktur für Subkultur in der Stadt Hamburg im Allgemeinen. In den vergangenen Jahren kämpften sie zum Beispiel auch für den Erhalt der Astrastube, des Fundbureaus, der Beatboutique und des Waagenbaus.

Demo-Rave am 27. Januar

Wo? Fabrique im Gängeviertel – Valentinskamp 39, 20355 Hamburg
Wann? Samstag 21 Uhr bis Sonntag 8 Uhr
Eintritt? Auf Spendenbasis

Hintergrund: Kultclub Molotow muss erneut umziehen

Der Kultclub Molotow auf der Hamburger Reeperbahn musste in der Vergangenheit immer wieder umziehen. Kurz vor Weihnachten wurde dem Club erneut durch seinen Vermieter zum 30. Juni 2024 gekündigt, wie der Betreiber Andi Schmidt berichtete. Der Bau ihres eigentlich geplanten neuen Standorts auf der Reeperbahn im sogenannten Paloma-Viertel hat jedoch noch nicht einmal begonnen. Der Club sieht sich nun bereits zum dritten Mal in zehn Jahren gezwungen, dem Interesse von Investoren nachzugeben. An gleicher Stelle soll ein Hotel entstehen. Bereits zwischen Weihnachten und Neujahr gingen mehr als Tausend Menschen für den Erhalt des Clubs auf die Straße.

“Beim Thema Molotow muss sich die Politik letztendlich eingestehen, dass der Verkauf bedeutender städtischer Flächen an Privatinvestoren nicht funktioniert hat, da deren Hauptinteresse in erster Linie dem eigenen Profit gilt und weniger dem öffentlichen Wohl”, kritisiert einer der Hauptverantwortlichen der Demo-Raves, Alex Strauss, gegenüber FINK.HAMBURG. Es sei nun dringend geboten, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um das Molotow schnellstmöglich zu retten: zum Beispiel durch eine Überprüfung der Kündigung sowie der Suche nach alternativen Standorten auf der Reeperbahn, fordert er.

Brosda: “Gemeinsam an einer Perspektive arbeiten”

Die Aufmerksamkeit des prominenten Falls, der erneuten Kündigung des Molotow-Clubs, wollen die Organisator*innen der sogenannten Demo-Raves nutzen, um auf die sterbende Clubkultur aufmerksam zu machen und die Politik aufzufordern, Subkulturen staatlichen Schutz zu gewähren.

Die SPD-Fraktion in Hamburg gab bekannt, dass man nun zügig und gemeinsam nach einem neuen, endgültigen und geeigneten Standort für das Molotow suchen wolle. Kultursenator Carsten Brosda (SPD) gab unter anderem auf der Plattform X sein Mitleid kund und sicherte seine Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Clubunterkunft zu.

Demo-Rave in drei Phasen

Der Demo-Rave soll laut Veranstalter*innen aus drei Phasen bestehen: Bis Ende April sollen Soli-Clubnächte veranstaltet werden, bei denen Spenden für die weitere Finanzierung der Demo-Raves gesammelt werden. Ab April planen die verschiedenen Kollektive, Clubs und Kulturschaffenden dann regelmäßige Demo-Umzüge. In der dritten Phase sollen die Vorbereitungen für eine Großdemonstration starten.

apa

Anne Paulsen, geboren 1996 in Itzehoe, hat Flugangst, reiste nach dem Abitur aber trotzdem für ein Jahr auf die von der Klimakrise bedrohte Pazifikinsel Kiribati. Sie unterrichtete, pflanzte Mangroven und begann zu bloggen. Später schrieb sie für kleinere Magazine und eine NGO über Klimawandel und Nachhaltigkeit. In Hamburg studierte sie Religionswissenschaft. Auf den Salomonen hat sie den ersten Frauenboxkampf mitorganisiert und stieg auch selbst in den Ring. Einen Poetry Slam ohne Wettkampfcharakter zu organisieren, steht noch auf ihrer To-Do-Liste – dann würde sie sich vielleicht mit einem eigenen Gedicht auf die Bühne trauen. (Kürzel: apa)