Zucchini aus Italien, Kartoffeln aus Peru oder Äpfel aus Spanien: Wächst das alles nicht auch in Deutschland? Wir zeigen dir, wie du regional und nachhaltig einkaufst, Müll vermeidest – und bestenfalls auch sparst.

Titelbild: Polina Tankilevitch/Pexels

68 Prozent der Deutschen achten mittlerweile darauf nachhaltig einzukaufen. 79 Prozent kaufen bevorzugt Lebensmittel aus der Region, so eine Umfrage der IUBH Internationale Hochschule in Bad Honnef aus dem Jahr 2020. Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität zählen also offenbar.

Ein Mensch isst durchschnittlich 330 Kilogramm Lebensmittel im Jahr und produziert dadurch knapp zwei Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2), so Schätzungen des Bundesumweltministeriums. In Deutschland ist die Ernährung für ein Fünftel aller klimaschädlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich, so das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Was wir essen, wo und wie wir Lebensmittel einkaufen, lagern und zubereiten das alles hat einen Einfluss auf die Umwelt.

FINK.HAMBURG hat verschiedene Möglichkeiten gesammelt, wie du nachhaltig einkaufen kannst, Lebensmittel vor der Tonne rettest und zugleich die Umwelt und deinen Geldbeutel schonst.

1. Die schönsten Wochenmärkte in Hamburg

Nachhaltig Lebensmittel einkaufen auf dem Wochenmarkt
Regional und saisonales Obst und Gemüse gibt es auf dem Wochenmarkt, etwa hier am Goldbekufer. Foto: Julia Kaiser

Ein beliebter Einkaufsort für regionale und saisonale Lebensmittel ist der Wochenmarkt. Dort bekommst du Gemüse, Obst und andere Lebensmittel von lokalen Händler*innen angeboten, überwiegend stammt es aus der Region.

Hamburger Wochenmärkte gibt es viele.
Wir haben für dich die schönsten Wochenmärkte Hamburgs aufgelistet:

  • Isemarkt in Harvestehude

    Der Wochenmarkt in der Isestraße ist mit fast einem Kilometer Länge einer der größten Deutschlands, schreibt die Stadt Hamburg. Er findet dienstags und freitags von 8:30 bis 14 Uhr statt. Zwischen Hoheluftbrücke und Eppendorfer Baum kannst du hier an knapp 200 Ständen einkaufen. Auch bei Regen bleibst du trocken: Der Markt verläuft unter einem Hochbahn-Viadukt, von den Hamburger*innen auch liebevoll “Regenschirm” genannt. Nicht nur praktisch, sondern auch sehr schön. Eine weitere Besonderheit: die singende Opern-Diva des Isemarktes.
     

  • Wochenmarkt am Goldbekufer in Winterhude

    Der Goldbekmarkt ist einer der schönsten Märkte Hamburgs und findet dienstags, donnerstags und samstags von 8:30 bis 13 Uhr statt. Rund 75 Stände laden direkt am Kanal zum Schlendern ein. Hier findest du alles, was dein Herz begehrt: von Obst und Gemüse bis hin zu Käse und Gewürzen. Außerdem kannst du dir bei den ansässigen Blumenhändlern wunderschöne Sträuße kaufen zum Beispiel am Stand von Rosario Giambrone aus Norderstedt, bei dem du sogar mit Karte bezahlen kannst.
     

  • Wochenmarkt in der Neuen Großen Bergstraße in Ottensen

    Dieser Wochenmarkt findet mittwochs und samstags von 8 bis 14 Uhr statt und hat schon fast etwas von einem Basar. Gemüse, Obst, Backwaren sowie frisches Fleisch und Fisch sind nur einige der kulinarischen Spezialitäten, die du dort bekommst. Zudem gibt es auch viele Klamotten, Gardinen und Stoffe, die du für kleines Geld erstehen kannst.
     

  • Wochenmarkt am Großneumarkt in der Neustadt

    Wochenmarkt in der Neustadt auf dem Großneumarkt kannst du mittwochs und samstags von 8:30 bis 13:30 Uhr deinen Einkauf erledigen. Der Großneumarkt ist einer der traditionsreichsten Marktplätze Hamburgs, er ist von schönen Gebäuden gesäumt und bietet einen Blick auf den Michel. Hier findest du neben Lebensmittelhändler*innen vor allem eines: Essen, Essen, Essen. Neben polnischen Pierogis kannst du dich auch durch leckere Thaicurrys und Suppen durchfuttern. Abschließen kannst du deinen Besuch bei der mobilen Espressobar.
     

  • Wochenmarkt Immenhof in Uhlenhorst

    Idyllisch gelegen am Kuhmühlenteich direkt an der St. Gertrudkirche kannst du hier dienstags von 14 bis 18 Uhr und freitags von 8:30 bis 13 Uhr einkaufen gehen. Dieser Wochenmarkt bietet eine kleine, aber feine Produktvielfalt. Hier kannst du an circa 20 Ständen Lebensmittel einkaufen. Besonders empfehlenswert ist der Schlachterwagen. Das Personal gibt dir gerne Auskunft über die Besonderheiten und Herstellung ihrer Produkte. Auf den Bänken am Ufer des Kuhmühlenteichs kannst du dich entspannen und deine Errungenschaften gleich genießen.

2. Weg mit Plastik: der Unverpacktladen

Nachhaltig, lose und müllfrei – eine Alternative zum Lebensmitteleinkauf im Supermarkt kann ein Unverpacktladen sein. Unverpackt kauft man nur die Menge ein, die man tatsächlich braucht. 2017 eröffnete Hamburgs erster Laden – mittlerweile gibt es deutlich mehr. Das Konzept: Du bringst deinen eigenen Behälter mit und füllst dir ab, was du benötigst. So kann das gesamte Sortiment lose und ohne Verpackungen angeboten werden. Ziel ist es, Lebensmittelabfall und Verpackungsmüll zu vermeiden.

Einkaufen im Unverpacktladen - Lebensmittel in Behältern
Einkaufen im Unverpacktladen mit Mehrwegnetzen. Foto: Pexels
Du weißt nicht, ob es in deiner Nähe einen Unverpacktladen gibt? Wir zeigen dir, wo du welche findest.
  • “Stückgut” in Ottensen

    Der Pionier der Unverpacktläden: “Stückgut” in Ottensen war der erste verpackungsfreie Laden in Hamburg. Inzwischen hat “Stückgut” einen zweiten Standort in der Rindermarkthalle St. Pauli.
     

  • “Ohne Gedöns” in Volksdorf

    Hier ist der Name Programm, auch in dem Laden werden alle Lebensmittel, Drogerie- und Haushaltswaren komplett lose verkauft. Außerdem sind die Lebensmittel Unverpacktladens biozertifiziert und aus überwiegend ökologischem Anbau.
     

  • “Bio.lose” in Eimsbüttel

    Biologisch, regional und verpackungsfrei: Bei “Bio.lose” findest du neben frischem, regionalem Obst und Gemüse eine große Auswahl an unverpackten Produkten. Dazu gehören Hygieneartikel oder Reinigungs- und Waschmittel zum selber abfüllen.
     

  • “Twelve Monkeys”  Vegankrams auf St.Pauli

    Bei “Twelve Monkeys” gibt es nicht nur vegane Lebensmittel, sondern auch Tiernahrung, Haushaltsmittel und vegane Kleidung. An der Infotheke findest du zusätzlich Veranstaltungen und Neuigkeiten zu verschiedenen sozialen Projekten aus den Bereichen Tierrecht, Umwelt, Antirassismus und Feminismus.
     

  • “Onkel Emma” in Bergedorf

    Bei “Onkel Emma” findest du neben Lebensmitteln, Hygiene- und Haushaltsartikeln jeden Freitag und Samstag auch frisch gebackenes Brot. Dazu gibt es selbstgemachte Chutneys oder Energyballs. Es werden auch Workshops und Seminare zur Müllvermeidung im Alltag angeboten.

Saisonkalender_FINK
Was wächst gerade? Hier findest du einen Saisonkalender.

3. Foodsharing is Caring

“Foodsharing” ist eine kostenlose Plattform zum Verteilen von überschüssigen Lebensmitteln von Supermärkten und Restaurants in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Initiative kooperiert seit 2012 mit knapp 9000 Betrieben und hat etwa 360.000 Nutzer*innen.

Die ursprüngliche Idee für eine Plattform gegen Lebensmittelverschwendung hatten der Regisseur Valentin Thurn und der Social Media Manager Sebastian Engbrocks während ihrer Vorbereitungen zum Kinofilm “Taste the Waste”. Parallel dazu entwickelten die Designstudenten Thomas Gerling und Christian Zehnter sowie die Fernsehjournalistin Ines Rainer eine ähnliche Idee. Gemeinsam starteten sie das Projekt “Foodsharing”.

Foodsharing - Fair-Teiler Bochum
Fair-Teiler Bochum: Hier warten Lebensmittel auf Abholer*innen. Foto: foodsharing e.V.

Das Prinzip ist ganz einfach: Sogenannte Food Saver*innen holen Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, direkt bei den Betrieben ab. Diese Produkte würden sonst im Müll landen, sind manchmal etwas beschädigt oder nicht mehr ganz frisch. Sie schmecken weiterhin gut und sind zum direkten Weiterverarbeiten noch geeignet. 

Auch als privater Haushalt kannst du deine Lebensmittel, die du nicht mehr benötigst, anbieten oder für den eigenen Bedarf suchen.  

  • Lebensmittel suchen: Unter der Rubrik “Essenskörbe” suchst du nach Lebensmitteln, die derzeit angeboten werden. Dabei lassen sich die Ergebnisse nach Stadt, Abholdatum oder Lebensmittel filtern. Ist ein passender Essenskorb gefunden, kannst du dem/der Anbieter*in eine Nachricht schicken und einen Treffpunkt zur Übergabe ausmachen. 
  • Lebensmittel anbieten: Wenn du dagegen einen Essenskorb oder einzelne Lebensmittel anbieten möchtest, kannst du unter der Rubrik “Essenskörbe” einen neuen Essenskorb einstellen. Darüber hinaus kannst du dich auch mit anderen Menschen zum gemeinsamen Kochen verabreden. 

Außerdem gibt es noch den sogenannten Fair-Teiler. Dies sind regionale Sammelpunkte, an denen Essen, zumeist in Regalen oder Kühlschränken, gesammelt wird und zum Abholen durch Interessent*innen bereitsteht. Informationen über Fair-Teiler in der Nähe erhältst du auf der Homepage von “Foodsharing”

4. “Too Good To Go”: Lebensmittel mit der App retten

Gemeinsam gegen Food Waste das ist das Motto der App “Too Good To Go”. Die App verbindet Kunden mit Restaurants und Geschäften, die unverkaufte,  überschüssige Lebensmittel haben und diese zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholer*innen verkaufen. Auch in Hamburg nehmen mehr als 600 Betriebe wie Edeka, Alnatura, DatBackhus oder Espresso House an der Aktion teil.  

Laut Anbieter wird die App mittlerweile von knapp 7,5 Millionen Menschen in Deutschland genutzt. “Dadurch konnten etwa 15 Millionen Portionen Essen gerettet werden, davon allein eine Million in Hamburg”, sagt Pressesprecherin Johanna Paschek auf FINK.HAMBURG-Anfrage. Außerdem seien circa 2500 Tonnen CO2 eingespart worden.

Wie enstand die Idee für die App? Die fünf Gründer*innen waren in einem Buffetrestaurant essen. Kurz vor Ladenschluss war das Buffet noch fast komplett bestückt. Sie fragten nach und erfuhren, dass es in gastronomischen Betrieben gängige Praxis ist, das überschüssige Essen am Ende des Tages einfach wegzuwerfen. “Too Good To Go” soll hier abhelfen. Mittlerweile ist die App in 15 europäischen Ländern sowie in den USA und Kanada nutzbar.

Die Nutzung der App ist kostenlos. Nachdem du deine Vorlieben (vegan, vegetarisch, Mischkost) eingestellt hast, kannst du bei den teilnehmenden Betrieben deine sogenannte Magic Bag abholen.