Eigentlich sollte der bekannte Musikclub Molotow schon bald für den Bau eines neuen Hotels weichen. Nach Protest und Widerstand gibt es zumindest einen Aufschub.
Das Molotow kann am Nobistor auf St. Pauli bleiben – zumindest bis zum Jahresende. Darauf haben sich am Mittwoch Vermieter, Clubbetreiber, der Bezirk und die Kulturbehörde geeinigt, wie Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Mittwoch in der Bürgerschaft bekannt gab. „Dadurch haben wir Zeit gewonnen, um eine langfristige Lösung für das Molotow zu finden“, sagte Brosda.
Massenentlassung vorerst zurückgenommen
„Molotow must stay“, das forderten mehr als Tausend Menschen, die kurz vor Silvester für den Erhalt des Clubs Molotow auf die Straße gingen. Der Vermieter hatte dem Clubbetreiber Andi Schmidt zum 30. Juni 2024 gekündigt. Durch die Verlängerung des Clubs bis Jahresende kann Schmidt die Entlassung seiner 47 Club-Mitarbeitenden vorerst wieder zurückziehen.
Für das langfristige Bestehen des Clubs ist es geplant, dass der Club an seinen ursprünglichen Standort auf dem Areal der ehemaligen Esso-Häuser an der Reeperbahn zurückkehrt. Allerdings verzögert sich der Bau des neuen sogenannten Paloma-Viertels seit Jahren, wodurch diese Alternative bis jetzt nicht gesichert ist.
Molotow als bester Club des Jahres ausgezeichnet
Noch vor einer Woche wurde der Musikclub Molotow als bester Club des Jahres 2023 ausgezeichnet, wie die Kulturbehörde am Freitag in Hamburg mitteilte. Die Auszeichnung wurde zum 13. Mal durch den Verein Clubkombinat Hamburg organisiert.
Kultursenator plant Runden Tisch für die Clubszene
Die Situation der Clubszene in Hamburg hat auch in der Hamburger Bürgerschaft an Aufmerksamkeit gewonnen. Kultursenator Carsten Brosda zufolge soll in diesem Jahr auch ein Runder Tisch ins Leben gerufen werden, der nach neuen Orten für das Molotow und andere Clubs sucht. Wichtig sei, „vorab Lösungen für aufkeimende Probleme zu suchen und die Interessen der Clubs in der Stadtentwicklung von vornherein mitzudenken. Wir brauchen diese gesellschaftliche Übereinkunft, damit wir Clubs langfristig sichern können. Denn Clubs sind Teil unseres Kulturlebens.“ so Brosda.
apa/dpa
Anne Paulsen, geboren 1996 in Itzehoe, hat Flugangst, reiste nach dem Abitur aber trotzdem für ein Jahr auf die von der Klimakrise bedrohte Pazifikinsel Kiribati. Sie unterrichtete, pflanzte Mangroven und begann zu bloggen. Später schrieb sie für kleinere Magazine und eine NGO über Klimawandel und Nachhaltigkeit. In Hamburg studierte sie Religionswissenschaft. Auf den Salomonen hat sie den ersten Frauenboxkampf mitorganisiert und stieg auch selbst in den Ring. Einen Poetry Slam ohne Wettkampfcharakter zu organisieren, steht noch auf ihrer To-Do-Liste – dann würde sie sich vielleicht mit einem eigenen Gedicht auf die Bühne trauen. (Kürzel: apa)