Ganz Hamburg verfolgt die Berichterstattung über die G20-Demos. Damit auch der Inhalt des Gipfels nicht in Vergessenheit gerät, haben wir Dr. Sybille Reinke de Buitrago gefragt, wie die Welt von G20 profitieren kann.
Dr. Sybille Reinke de Buitrago ist Forscherin am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg und am Institut für Theologie und Frieden. Neben anderen Lehraufträgen ist sie Projektassistentin der National Endowment for Democracy und Search for Common Ground in Washington DC, USA. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Internationale Sicherheit, Sicherheitspolitik, Interkulturelle Kommunikation, Konfliktprävention und -lösung.
FINK.HAMBURG: Viele kritisieren, die G20-Länder hätten nur wirtschaftliche Interessen. Wie schätzen Sie das ein?
Dr. Sybille Reinke de Buitrago: Es stehen vielfältige Themen auf der Agenda. Die G20-Länder sind stark, sie können etwas bewegen. Der Gipfel ist ein wichtiges Forum, um globale Herausforderungen anzugehen. Es sind zudem Gäste eingeladen, wie die Vereinten Nationen oder Unicef. Dadurch sind breite Interessen vertreten. Die Gäste können Akzente setzen und einen öffentlichen Diskurs anregen. Gerade die deutsche Agenda legt Wert darauf, auch andere Themen in den Fokus zu rücken, wie Migration, Frauenrechte und nachhaltige Entwicklung. Der Begriff „Verantwortungsübernahme“ ist schon bezeichnend. Da kann man Hoffnung reinsetzen.
Gerade in Zeiten von Isolation durch bestimme Gipfelteilnehmer und aufkommenden Populismus ist es doch wichtig, sich an einem Tisch. Kann bei dem Treffen in Hamburg etwas Fruchtbares für die Welt herauskommen?
Dialog ist immer etwas Fruchtbares. Das öffentliche Interesse ist groß und die G20-Mitglieder haben Interesse daran, abzuliefern. Durch den deutschen Vorsitz kommt zudem ein Dialog mit der Zivilgesellschaft zustande. Das Programm zeigt, dass verschiedene Positionen und Perspektiven eingeflossen sind. Damit die Pläne im Kommuniqué auch umgesetzt werden, ist eine Begleitung durch die Zivilgesellschaft nötig. Die verschiedenen Vertreter sollten den Prozess bis zum nächsten Gipfel begleiten und öffentlich diskutieren. Dadurch entsteht auch ein Hebel für die Zivilgesellschaft, um in der Öffentlichkeit auf die Pläne aufmerksam zu machen.
Im Fokus der Berichterstattung steht oft nur die Zusammenkunft von Trump, Putin und Erdogan. Dabei treffen sich im Vorfeld und während des Gipfels auch 6.000 Delegierte, um zu verhandeln und Probleme zu lösen. Wie wichtig sind diese Treffen?
Mit Trump, Putin und Erdogan ist das Erreichen der Ziele erschwert. Es entzündet sich wahrscheinlich auch viel Protest an Trump, Erdogan und Putin. Die Treffen unterhalb der Ministerebene durch die Delegierten sind super wichtig, damit in zwei Tagen Grundlegendes abgesprochen und verhandelt werden kann. Darüber hinaus werden alle Ebenen und Akteure der Gesellschaft gebraucht, damit am Ende etwas erreicht werden kann. Es muss alles Hand in Hand gehen.