Zwei Mannschaften, eine Stadt: Während der HSV am neunten Spieltag wieder im Abstiegskampf angekommen ist, reist der FC St. Pauli am Montag mit Verletzungsproblemen nach Sandhausen. Ein Überblick.
Hamburger Sportverein:
Zwei Dinge scheinen seit einigen Jahren in der Fußball-Bundesliga Tradition zu haben: Neben dem Dauer-Abonnement des FC Bayern München auf die Meisterschale geht es für den Hamburger Sportverein um das sportliche Überleben in der höchsten deutschen Spielklasse. Nachdem nun beide Vereine am letzten Wochenende aufeinandertrafen, steht der selbsternannte Bundesliga-Dino HSV nach seiner 0:1-Niederlage mit dem Rücken an der Wand. Mit sechs von sieben verlorenen Spielen und nur einem Punkt hat der Hamburger Sportverein einen katastrophalen Saisonstart hingelegt und wieder den Relegationsplatz erreicht.
Dabei sollte in dieser Saison mal wieder alles besser werden. Mit 19 Millionen Euro wurde der HSV-Kader im Sommer gehörig aufgerüstet. Vor allem die in den Vorjahren doch sehr löchrig besetzte Innenverteidigung sollte mit Kyriakos Papadopoulos (kam für 6,5 Millionen aus Leverkusen) und Rick van Drongelen (für 3 Millionen von Sparta Rotterdam) mehr Stabilität erhalten. Gebracht hat das wenig – mit 15 Gegentreffern stellt der HSV eine der schlechtesten Abwehrreihen der Liga.
“Die ständige Trainerfrage ist einfach ermüdend”
Von einer (erneuten) Krise wollen aber weder Chef-Trainer Markus Gisdol, mittlerweile seit über einem Jahr im Amt, noch Club-Boss Heribert Bruchhagen („Die Frage ist ermüdend.“) etwas wissen.
Was bleibt, ist der immerhin Mut machende Auftritt am vergangenen Wochenende. Gegen die übermächtig wirkenden Bayern bezog der HSV in den letzten Jahren oft herbe Prügel. Die 0:1-Niederlage im heimischen Volksparkstadion fiel diesmal jedoch recht knapp aus. „Es tut weh, dass wir mit dieser guten Leistung keine Punkte geholt haben“, stellte Gisdol nach Spielende fest. Lob gab es auch von Bayern-Coach Jupp Heynckes: „Der HSV hat sich nie aufgegeben. Deswegen sind wir sogar am Ende froh über die Punkte.“
Knackpunkt der Partie war sicherlich die umstrittene Rote Karte gegen Hamburgs Gideon Jung. Der HSV spielte ab der 39. Minute in Unterzahl. Gisdol bewertete die Szene anders als Schiedsrichter Marco Fritz: „Eine Gelbe Karte wäre in dieser Situation vielleicht ausreichend gewesen, wenn wir schon einen Videoschiedsrichter da draußen haben, der nochmal draufschaut. Nach der Roten Karte war es natürlich sehr schwer.“
Nach einem Patzer von HSV-Verteidiger Mergim Mavraj nutzte Corentin Tolisso dann in der 52. Minute die erste echte Gelegenheit für die Bayern und schoss den Ball aus kurzer Distanz zum 1:0 ins Netz.
FC St. Pauli:
Gezittert hat man beim FC St. Pauli in der letzten Saison genug. Nach der desolaten Vorjahres-Hinrunde, als mancher Fan schon die Anfahrtsrouten zu den Drittligastadien in sein Navi eingab, fingen sich die Kiezkicker doch eindrucksvoll.
Auch in dieser Spielzeit sind die Auftritte des FC St. Pauli nicht konstant gut. Auswärts zählen die Braun-Weißen zu den stärksten Teams der 2. Bundesliga und konnten vier ihrer bisher fünf Gastspiele für sich entscheiden. Im heimischen Millerntor-Stadion sieht es dagegen anders aus: Hier gab es nur einen Sieg aus fünf Spielen und seit August zudem kein Erfolgserlebnis mehr.
Nach der 1:1-Punkteteilung beim abstiegsbedrohten 1. FC Kaiserslautern am vorherigen Wochenende verspielte sich der Kiez-Club die Chance, in der Tabelle nach oben zu rücken. Im Montagsspiel der 2. Bundesliga wartet diesmal mit dem SV Sandhausen ein direkter Konkurrent auf seine Gäste.
Das Spiel in der beschaulichen 14.000-Einwohner-Gemeinde in Baden-Württemberg findet für Pauli-Trainer Olaf Janßen eigentlich zu einer gänzlich unpassenden Zeit statt: „Wir haben seit Beginn der Rückrunde 16 Spieler, die vier Wochen oder länger ausgefallen sind. Das ist eine dramatische Zahl. Aber wir müssen uns dieser Herausforderung stellen.“
Auch am Montag muss Janßen mit Stürmer Aziz Bouhaddouz, Torwart Philipp Heerwagen, Verteidiger Marc Hornschuh sowie den Mittelfeldakteuren Yi-Young Park, Cenk Sahin und Richard Neudecker auf ein halbes Dutzend seines Stammpersonals verzichten. Keine guten Vorzeichen für die Kiezkicker, ihren vierten Auswärtssieg in Folge einzufahren.
Statistik spricht für St. Pauli
Immerhin spricht die Statistik für den FC St.Pauli – wenn auch sehr knapp. Bei bisher zehn Partien gegen Sandhausen gingen die Braun-Weißen viermal als Sieger vom Rasen, es gab drei Remis und drei Niederlagen. Janßen glaubt fest an den Sieg seiner Mannschaft und gibt eine offensive Marschroute vor: „Wir werden alles reinwerfen und wollen dieses Spiel mit allem, was wir haben, gewinnen.“
Dabei kann er wohl auf die Dienste von Christopher Avevor zählen. Der Einsatz des Mittelfeldspielers stand zuletzt wegen einer Kniereizung noch auf der Kippe.