In dieser Serie stellen wir Frauen und ihre Gründungsideen vor: Die Mexikanerin Nelly Castro illustriert Karten und erzählt, wie sie sich Hamburg stilistisch immer mehr anpasst.
Nelly Castro wohnt mitten in Eimsbüttel. Dort, wo Alt- und Neubauten aufeinandertreffen, wo in der Nachbarschaft Social-Media-Agenturen und kleine Cafés ansässig sind und Mütter ihre Kinder in den Kindergarten bringen. In dieser Ecke haben sie und ihr Mann eine kleine Wohnung mit Terrasse, die sie als Zweitwohnung nutzen. Von hier aus ist Nelly Castro kreativ und hält Kontakt mit Hamburger Shops, hier sammelt sie Inspirationen und bringt sie mit Aquarellfarbe aufs Papier.
Von Postkarten zur Schokolade
Nelly Castro ist studierte Grafik Designerin und gründete 2013 ihr eigenes Label “Nelly Castro” unter dem sie selbst illustrierte Postkarten oder Geschenkpapier verkauft. Seit neuestem gibt es im Shop auch Schokolade, die sie gemeinsam mit dem Eimsbütteler Kakao Kontor kreiert hat.
Eines der beliebtesten Produkte im Shop:
„Besonders vermisse ich hier in Hamburg die Sonne. Und Avocados!“
Eine eingefleischte Hamburgerin ist Nelly Castro jedoch noch nicht. Seit fünf Jahren ist die gebürtige Mexikanerin in Deutschland, vorher hat sie in den USA studiert und dort unter anderem bei Disney gearbeitet. Wegen der Liebe ist sie 2012 nach Hamburg gekommen. „Besonders vermisse ich hier in Hamburg die Sonne. Und Avocados!” ,erzählt sie und blickt dabei aus dem Fenster auf den Hamburger Regen. Deswegen verreisen sie und ihr Mann häufig, am liebsten nach Mexiko zu ihrer Familie.
Ihre mexikanischen Wurzeln brachten sie damals auch auf die Idee ins (Post-)Karten-Business einzusteigen: „In Deutschland gab es einfach keine hübschen, spanischen Karten.“ Kurz darauf launchte sie ihren eigenen Webshop, fuhr zu Messen und erhielt die ersten Anfragen von Hamburger Läden.
Hamburger mögen minimalistische Designs
Mittlerweile sind sogar auch erste, ganz minimalistische Produkte in den Shop eingezogen. „Ich wohne in Hamburg, da passt man sich irgendwann an und wird etwas minimalistischer. Ihr aktuelles Lieblingsprodukt sind deshalb auch die neuen, schlichten Notizbücher:
Die Inspiration für ihre Entwürfe findet Nelly Castro vornehmlich auf Blogs, Instagram oder auf der Straße. „Manchmal sind das die kleinen Situationen. Zum Beispiel, wenn ich eine Mutter und ihr Kind in einem Café beobachte“, sagt Nelly Castro. Die Szene übernimmt sie aber selten Eins-zu-eins, sondern hebt einige Dinge hervor oder passt zum Beispiel Farben und Formen an.
Social Media ist für Nelly Castro nicht nur als Inspiration, sondern auch fürs Branding und für Neukontakte sehr wichtig. Dabei zeigt sie nicht nur ihre Produkte, sondern auch sich selbst als Persönlichkeit hinter der Marke. Sie sagt:
„Ich glaube, es ist wichtig, Marken heutzutage ein Gesicht zu geben.”
Obwohl die Bestellungen gerade am Anfang etwas schleppend anliefen, ist sich Nelly Castro sicher: „Rückblickend würde ich mir nicht wieder so viele Sorgen machen.“ Deswegen startet sie im Dezember mit einer neuen Idee: Einem Pop-Up-Store im Räppli. In zehn Jahren hätte sie gerne mindestens einen, wenn nicht sogar eine ganze Ladenkette mit ihren eigenen Produkten.
Natürlich in Hamburg. Am liebsten in ihren Lieblingsstadtteilen Eppendorf und Winterhude. Dort geht sie mit ihrem Mann und ihren Yorkshire-Terriern gerne spazieren oder Kaffee trinken. Während sie ihre Produkte „Glücksmomente auf Papier“ nennt, sind diese Augenblicke ihr ganz persönliches Glück.
In der Serie Gründerinnen beleuchtet FINK.Hamburg die Hamburger Startupszene und stellt Frauen vor, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.