Der Eingang zu den Büros im Anbau der Zinnwerke.
Die 88 MieterInnen der Bürofläche haben ihren Arbeitsplatz liebevoll verschönert. Foto: morgen.

Seit 2011 sind die ehemaligen Zinnwerke in Hamburg-Wilhelmsburg ein Ort für Kultur. Jetzt will die Stadt Hamburg ein Konzept zur dauerhaften Nutzung entwickeln – ohne Garantie, dass die lokalen Akteure bleiben können.

Die Stadt Hamburg will in Wilhelmsburg einen Ort für Kultur schaffen – dabei gibt es den schon. Die alte Fabrik der Zinnwerke am Veringhof 7 ist seit Jahren Veranstaltungsort, Büro und Atelier. Nun hat die Stadt die Hamburg Kreativ Gesellschaft beauftragt, ein Konzept für eine dauerhafte Nutzung des Geländes zu entwickeln. Die bisherigen NutzerInnen beklagen, sie würden nicht in die Planung einbezogen.

Konflikt statt Kultur

Die Zinnwerke bestehen aus zwei Hallen und einer Bürofläche. Um sie dauerhaft zu nutzen, müssen sie zunächst kostspielig saniert werden. Bisher erfüllen die Räume die geltenden Brandschutzbestimmungen nicht. Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte beschloss im Sommer, der Hamburg Kreativ Gesellschaft die erforderlichen Mittel von 60.000 Euro für eine Konzeptentwicklung bereit zu stellen. “Dieses Konzept kann nur aus der Zusammenarbeit vieler entstehen, weil es die Zustimmung vieler benötigt”, sagt Egbert Rühl, der Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft.

Der Grundriss der Zinnwerke.
Das Gelände der Zinnwerke teilt sich auf in zwei große Hallen und einen Anbau. Grafik: Kreativ Gesellschaft

Die Gesellschaft ruft die Kultur- und Kreativschaffenden aus Hamburg auf, Ideen für die Nutzung des Veringhof 7 einzubringen – bei einem ersten Workshop am 23. November zunächst nur die AnwohnerInnen, am 28. November dann auch Interessierte aus dem gesamten Stadtgebiet. GestalterInnen, KünstlerInnen und JournalistInnen, die in einem Coworking-Bereich im Anbau neben den beiden Hallen zusammen arbeiten, kritisieren, dass sie in dieser Konzeptentwicklung nur als Ideengeber auftauchen sollen. Der Termin sei sehr kurzfristig, der Planungsprozess habe bereits ohne sie begonnen. Man habe die Wünsche der MieterInnen gehört und wolle nun einen weiteren Termin für die lokalen Akteure im Januar anbieten, so der Sprecher der Kreativ Gesellschaft Patrick Solar gegenüber FINK.HAMBURG.

Zusammen in die Zinnwerke

Pamela Gornocy, die mit ihrem Atelier Stückliesel in den Zinnwerken sitzt, fühlt sich von dem Vorgehen der Stadt übergangen. “Es ist, als ob dein Vermieter dir sagt, dass er deine Wohnung renoviert und du nur vielleicht wieder einziehen darfst.” Die bestehenden Mietverträge laufen sechs Monate lang. In einer Pressemitteilung fordern die MieterInnen eine Garantie, bleiben zu dürfen. Unter dieser Voraussetzung wären sie auch bereit, ihr Wissen und ihre Erfahrung mit der Kreativ Gesellschaft zu teilen. Eine solche Bestandsgarantie könne man nicht geben, da das die Suche nach dem besten Konzept einschränke, so Solar. Außerdem sei die Kreativ Gesellschaft nicht die Vermieterin und könne eine solche Garantie nicht geben. Das solle allerdings nicht heißen, dass die MieterInnen nicht Teil des Gesamtkonzept werden könnten.

Das Büro von Hirn und Wanst in den Zinnwerken.
In der Pause wird Tischtennis gespielt. Foto: Hirn und Wanst

“Wir haben gemeinschaftlich die Zinnwerke zu dem gemacht, was sie jetzt sind”, betonen die MieterInnen in einer Pressemitteilung. Die Gebäude gliedern sich an den Kulturkanal an, der verschiedene Orte entlang des Veringkanals verbindet. Schon seit 2011 sind die 800 Quadratmeter große Bürofläche von der städtischen Eigentümerin, der Sprinkenhof GmbH gemietet. Hauptmieter ist die Hirn und Wanst GmbH, die anderen Akteure sind Untermieter. Anders ist es laut Hirn und Wanst bisher nicht zu organisieren. Für Patrick Solar von der Hamburg Kreativ Gesellschaft liegt da das Problem: Die Stadt könne nichts mit Steuermitteln sanieren, das ausschließlich von einem einzigen gewerblichen Hauptmieter gemietet wird.

Schon 2013 wären die MieterInnen beinahe verdrängt worden. Der Senat hatte entschieden, den zentralen Opernfundus dorthin zu verlegen. Nach Widerstand auch von Seiten der Politik wurde der Standort erneut geprüft und der Opernfundus schlussendlich nach Rothenburgsort verlegt.