Für ein Ende von Tierversuchen und die Schließung von Tierlaboren gingen am Samstag Tausende Menschen in Hamburg auf die Straße. Die Veranstalter sprechen von der bisher größten Tierschutzdemo in Deutschland. Nun will sich auch die Bürgerschaft für Verbesserung einsetzen.

Für die Freilassung der Tiere, ein Ende von Tierversuchen und die sofortige Einstellung des Betriebs, nicht nur im Labor in Mienenbüttel: Dafür zogen am Samstagnachmittag mehrere Tausende Menschen mit Schildern vom Hauptbahnhof Richtung Jungfernstieg. Schon im Oktober gingen etwa 8000 Protestler für den Tierschutz in Neugraben auf die Straße. Dieses Wochenende waren es fast doppelt so viele. Die Polizei spricht von 13.800 Demonstrant*innen, die Veranstalter sogar von 15.000 Menschen und der bisher größten Tierschutzdemo in Deutschland.

Rot-Grün will Regeln an EU-Recht anpassen

Am Mittwoch sprach die Hamburgische Bürgerschaft über Tierschutz in Versuchslaboren. Die regierenden Parteien SPD und Die Grünen forderten vom Bund, die Regeln in Deutschland an das schärfere europäische Recht anzupassen. Die Opposition bemängelte vor allem eine zu geringe Kontrolldichte.

“So etwas darf sich in Hamburg nie zutragen”, sagte Dennis Thering, Tierschutzexperte der CDU-Fraktion. “Wir müssen mit aller Kraft in die Erforschung von Alternativmethoden investieren.” Mittelfristig müsse ganz auf Tierversuche verzichtet werden. Auch die FDP forderte strengere Überprüfungen und “engmaschigere Kontrollen”, so die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion.

Die Hamburger Regierungsparteien warfen der CDU wiederum als regierende Partei auf Bundesebene vor, das europäische Recht zu missachten. Von der Umsetzung einer schärferen EU-Richtlinie gebe es “weit und breit keine Spur”. Deutschland habe deshalb bereits eine Vertragsstrafe erhalten.

Ein Antrag der Hamburger CDU-Fraktion wurde mit rot-grüner Mehrheit abgelehnt. Die SPD und Grünen fordern in einem Zusatzantrag den Senat dazu auf, sich über eine Bundesratsinitiative für ein besseres Tierschutzgesetz einzusetzen.

Tierschutzdemo richtet sich vor allem gegen LPT Labor

Die Proteste richten sich vor allem gegen die Firma LPT, in deren Labor in Mienenbüttel im Kreis Harburg in Niedersachsen Hunde und Affen misshandelt worden sein sollen. Ein Aktivist hatte sich dort als Mitarbeiter eingeschlichen und Aufnahmen von schreienden Affen und blutverschmierten Hunden gemacht. Die Firma LPT hat gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bislang nicht auf Bitten um eine Stellungnahme reagiert. Auch FINK.HAMBURG versuchte vergeblich, die Firma zu erreichen. Die Staatsanwaltschaft Stade ermittelt.

Der Verein Soko Tierschutz, Mitveranstalter der Demonstration, forderte eine Übergabe der Tiere aus dem Labor an den Tierschutz. “Wenn man es schafft, dass so viele Menschen bei übelstem Wetter zusammenkommen und protestieren, bin ich sehr stolz”, sagt Friedrich Mülln von dem Verein. Bei Nieselregen und Nasskälte versammelten sich die Demonstrierenden laut Mülln zur “bisher größten Tierschutzdemo Deutschlands”. Die Demonstrierenden hätten “Kreativität, Friedlichkeit und Kraft” bewiesen, so Mülln gegenüber FINK.HAMBURG.

Merck will Zusammenarbeit mit Firma LPT beenden

In Medien war berichtet worden, dass das Labor Ende Februar 2020 schließen wird. Dazu sagte ein Landkreissprecher: “Es gibt Hinweise, als Landkreis können wir das aber nicht mit Sicherheit bestätigen.” Der NDR berichtete von einem Schreiben, in dem das Unternehmen als Schließungstermin den 29. Februar 2020 nennt. Am Mittwoch erinnerte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) daran, dass seit den bekannt gewordenen Vorwürfen keine weiteren Genehmigungen für Tierversuche für LPT mehr erteilt würden.

Nach eigenen Angaben führt die Firma LPT Auftragsstudien bei der Arzneimittelzulassung durch. Das Pharmaunternehmen Merck hatte angekündigt, es versuche, seine letzte offene Studie bei LPT in Mienenbüttel vorzeitig im Dezember zu beenden. “Das Unternehmen plant, die verbliebenen Hunde in seine Obhut zu nehmen und mit anerkannten Organisationen für eine angemessene Unterbringung zu sorgen.” Merck hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen das Versuchslabor und einer internen Prüfung mitgeteilt, die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen LPT zu beenden.

Der Verein Soko Tierschutz hat weitere Aktionen geplant. Im Dezember sollen Aufrufe zu E-Mail Protesten sowie Proteste vor Ort bei den Laboren in Neugraben, Mienenbüttel und beim Hauptsitz des Unternehmens in Löhndorf folgen.

cas/dpa