Die Stadt Hamburg und die Saga wollen das Viertel aufwerten. Dafür investiert die Saga mehr als 100 Millionen. Aber wie wohnt es sich bereits heute in Mümmelmannsberg? FINK.HAMBURG hat mit drei Anwohnner*innen gesprochen.
Mümmelsmannsberg liegt ganz im Osten von Hamburg, direkt dahinter kommt schon Schleswig-Holstein. Endstation der U2 und trotzdem nur knapp 20 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Das zu Billstedt gehörende Viertel ist die größte Wohnsiedlung Hamburgs und gilt eher als raues Pflaster. “Die Zeit” sagt nun voraus, dass es das nächste Hipsterviertel werden könnte. Grundlage dafür seien Investitionen.
Mit mehr als 100 Millionen will die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga das bisher eher graue Viertel aufhübschen, der Senat unterstützt die Modernisierung. Es sollen unter anderem neue Wohnungen gebaut und der Bestand modernisiert werden sowie ein modernes Einkaufsquartier entstehen. “Damit tragen die Stadt und das städtische Unternehmen direkt zu einer sichtbaren Verbesserung des Wohnumfeldes bei”, sagt Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen.
Wie nehmen die Anwohner*innen die neuen Entwicklungen wahr? Wie sehen sie ihr Viertel? Und wie wohnt es sich eigentlich in Mümmelmannsberg? Darüber haben wir mit drei Anwohner*innen gesprochen.
Juliane Hodak, 42 – für neuen Glanz im Viertel
“Mümmelmannsberg ist wie ein Dorf. Man kennt sich hier untereinander und es ist auch sehr grün. Viele Leute verbinden Mümmelmannsberg nur mit früheren Ereignissen wie den Hochhausbränden und Gewalttaten aus den Achtzigern. Aber wir haben hier eine tolle Gemeinschaft, in der viele Nationen friedlich miteinander leben. Ich fühle mich hier so sicher, wie nirgendwo sonst.
Seit 40 Jahren wohne ich hier schon, mit zwei Jahren bin ich mit meiner Mutter nach Mümmelmannsberg gezogen. In unserem Viertel wurde leider lange nichts gemacht, immer wieder sind Investoren abgesprungen und es hat sich nichts verändert. Aber jetzt kriegen wir hoffentlich einen neuen Glanz verliehen. Trotzdem habe ich auch ein bisschen Angst, dass das Wohnen teurer werden könnte. Ich bezahle 450 Euro warm für 36 Quadratmeter. Woanders zahlen Leute dafür das Doppelte.
Ich hoffe, dass Mümmelmannsberg durch die neuen Gebäude und die weiteren Veränderungen aufgewertet wird und das Viertel einen besseren Ruf bekommt. Dafür muss aber auch viel für die jungen Leute gemacht werden. Es muss mehr Orte geben, an denen sie sich treffen können. Und was auch wirklich super wäre, wenn die Radwege komfortabler gemacht werden würden.”
Daniel Lewandowski, 18 – Mümmelmannsberg könnte noch attraktiver sein
“Ich wohne seit meiner Geburt in Mümmelmannsberg, also seit 18 Jahren. Es ist schön, dass hier so viele verschiedene Nationen nebeneinander wohnen. Man hört immer andere Sprachen und unterhält sich auch viel über andere Kulturen.
Dennoch hoffe ich, dass das Viertel noch attraktiver wird und dadurch nicht mehr so abseits ist. Ich finde es sehr gut, dass hier so viel gebaut wird und sich das Viertel dadurch auch in eine gute Richtung entwickelt. Die Bauarbeiten sind manchmal etwas laut, aber das ist ja nur eine Übergangsphase.
Hier fehlt es einfach an Geschäften, Kleiderläden wie H&M oder C&A wären toll. Über neue Bistros und Restaurants, in denen man sich mit Freunden treffen kann, würde ich mich auch freuen. Jetzt müssen wir immer bis nach Billstedt fahren. Vielleicht kommt da jetzt ein bisschen mehr.”
Birte Mühlbach, 30 – familiäre und grüne Umgebung
“Wir wohnen hier seit ungefähr einem Jahr und sind sehr zufrieden. Wir wollten von einem gemietetem Haus in ein eigenes ziehen. Das war da, wo wir vorher wohnten, unbezahlbar. Wir haben uns dann umgeschaut und sind nach Mümmelmannsberg gezogen.
Es gibt hier unglaublich gute Einkaufsmöglichkeiten, die fußläufig erreichbar sind. Der Umgang untereinander ist sehr freundlich und familiär. Viel mehr als in der Bonzengegend, in der wir vorher gewohnt haben. Außerdem ist es hier auch super grün und wir sind schnell in der Natur. Die Boberger Dünen sind direkt um die Ecke.
Wir hoffen, dass durch die Modernisierung die Mieten für die Leute, die hier schon wohnen, nicht so stark ansteigen werden. Veränderungen sind ja nicht unbedingt schlecht. Man sollte nur aufpassen, dass es nicht zu hip wird und dass alles Alte dadurch verdrängt wird. Ich hätte keine Lust in der Schanze zu wohnen, aber so radikal wird es sich hier bestimmt auch nicht verändern.
Eine Sache darf sich aber gerne zum Guten drehen: Hier landet leider viel Müll auf den Straßen, das könnte besser werden.”
Titelbild: Lisa Sophie Kropp
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