“Waschen ist Würde”: Unter diesem Motto fährt seit dem 7. Dezember der Duschbus von GoBanyo durch Hamburgs Straßen. Der umgebaute Linienbus bietet obdachlosen Menschen einen Ort, um sich ungestört zu reinigen.

Der Umbau ist abgeschlossen, Freitag wurde er vorgestellt und seit Samstag ist er auch in Betrieb: Der erste Duschbus für Obdachlose in Hamburg. Die gemeinnützige Organisation GoBanyo hat mit Hilfe von Crowdfunding und weiteren Vereinen ein Jahr an der Idee und der Umsetzung gearbeitet.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 gibt es in Hamburg knapp 2.000 obdachlose Menschen. Die Zahl hat sich seit 2009 fast verdoppelt. Die BAG Wohnungslosenhilfe schätzte 2018 die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland auf insgesamt 678.000. Wer auf der Straße, an öffentlichen Plätzen oder in Notunterkünften lebt und keinen festen Wohnsitz hat, gilt als obdachlos. Als wohnungslos gelten Menschen, die in zeitlich begrenzten Einrichtungen wohnen. Dazu gehören auch Frauenhäuser und Herbergen für Asylbewerber*innen.

“Am vergangenen Wochenende konnten wir unsere ersten Gäste empfangen. Alle sind mit einem guten Gefühl aus dem Badezimmer herausgekommen”, sagt Dominik Bloh, der die Idee des mobilen Duschbusses voran gebracht hat. An vier Tagen steht der Duschbus nun an drei verschiedenen Standorten. Samstags ist der Frauentag. Das GoBanyo-Team hofft, den Betriebsplan bald noch erweitern zu können.

Waschen ist Teilhabe

Die Idee des Duschbusses hatte Dominik Bloh schon länger, die konkrete Organisation und Umsetzung begann vor genau einem Jahr. Aus einem ehemaligen Linienbus wurde ein Duschbus mit drei voll ausgestatteten Badezimmern, von dem eins barrierefrei ist. Neben den Duschen und Toiletten bekommen die Gäste auch Handtücher, frische Unterwäsche und Kaffee.

Bloh war selbst mehrere Jahre obdachlos und lebte auf der Straße. “Die Idee ist auf der Straße entstanden. Waschen war für mich am Wichtigsten, weil es zur Teilhabe führt”, sagt er. “Menschen sind auf Distanz gegangen, weil ich dreckig war. So habe ich mich isoliert.” Mit der Möglichkeit sich zu Waschen bekämen die Obdachlosen auch ihr Selbstwertgefühl wieder.

Dominik Bloh ist der Ideengeber für Hamburgs ersten Duschbus.
Dominik Bloh ist der Ideengeber für Hamburgs ersten Duschbus. Er war selbst zehn Jahre obdachlos. Foto: Lisa Sophie Kropp

“Waschen ist Würde” so das Motto von GoBanyo. Der Verein will mit dem Duschbus ein Menschenrecht auf die Straße bringen: das Recht, sich zu waschen. “Für viele Menschen ist duschen selbstverständlich”, sagt Christian Poelmann, Geschäftsführer von GoBanyo. Das war es für ihn auch lange, bis er letztes Jahr in das Projekt eingestiegen ist.

Crowdfunding als zentraler Aspekt

Für das Team von GoBanyo war Crowdfunding ein wichtiger Bestandteil, um das Projekt zu realisieren. Laut Poelmann war es von Anfang an klar, so viele Menschen wie möglich einbinden zu wollen: “Das Crowdfunding war natürlich auch ein wenig die grundsätzliche Bewertung der Idee. Wir haben der Öffentlichkeit etwas vorgestellt und konnten daran sehen, wie das Ganze angenommen wird”, sagt Poelmann.

So kamen für den Duschbus insgesamt 168.000 Euro zusammen. Gespendet von 3.500 Menschen, die im Schnitt 50 Euro für das Projekt gegeben haben.”Dadurch fühlt es sich noch mehr danach an, dass wir den Duschbus gemeinsam mit vielen Menschen auf die Straße gebracht haben. Von Menschen mit einem Dach über dem Kopf, für Menschen ohne”, sagt Poelmann.

Die Idee hat in ganz Deutschland Unterstützer*innen gefunden. Dazu gehören aus Hamburg unter anderem der Clubkinder e.V., die deutsche Fernsehlotterie, der FC Sankt Pauli, Hanseatic Help und die Viva con Agua Stiftung.

Christian Poelmann steht vor dem neuen GoBanyo-Duschbus.
Christian Poelmann, Geschäftsführer von GoBanyo. Foto: Max Schulte.

Auf Spenden angewiesen

“Unser größter Wunsch ist jetzt, dass der Bus langfristig auf die Straße kommt und von den Menschen angenommen wird”, sagt Poelmann. Mit Hilfe der bisher geleisteten Finanzierung ist das Angebot des Duschbusses für die nächsten sechs Monate gesichert. GoBanyo ist aber weiterhin auf Unterstützung und Spenden angewiesen, um den Duschbus längerfristig zu betreiben und den Betriebsplan zu erweitern.

Früher Linienbus, heute Duschbus. Foto: Max Schulte

Titelbild: Lisa Sophie Kropp