HAW-Studierende präsentieren heute Abend im Rahmen von “CALL ME 5” ihre Abschlussarbeiten – und zwar online. FINK.Hamburg hat mit Organisatorin Sophia Weider über die Fusion von analogen und digitalen Blickwinkeln gesprochen.
Als sich das Organisations-Team der Ausstellung “CALL ME 5” im Februar zum ersten Mal getroffen hat, war eigentlich noch eine normalen Ausstellung im physischen Raum geplant. Dann kam die Coronakrise. Wie bei unzähligen anderen Ausstellungen in Hamburg, musste das Konzept noch einmal umgeworfen werden. Für die kreativen Studierenden hinter der Ausstellung war ein simples Ausweichen auf den digitalen Bildschirm aber nicht genug: Weil sie nicht auf den realen Raum verzichten wollten, bauten sie ihn einfach fotografisch in die Website ein.
Kommunikationsdesign definiert neue Grenzen
An diesem Donnerstag zeigen die Absolvent*innen des Studiengangs Kommunikationsdesign an der HAW Hamburg nun ihre Arbeiten im ungewohnten Rahmen. Bachelor- und Masterprojekte von 25 Studierenden aus dem Sommersemester 2019 und dem Wintersemester 2019/2020 werden zu sehen sein. Eröffnet wird die fünfte Ausgabe der Ausstellungsreihe um 19 Uhr.
Wir haben mit Sophia Weider, einer der vier Organisatorinnen, über die außergewöhnliche Ausstellung und die verschwimmende Grenze zwischen analog und digital gesprochen:
Eure ursprünglichen Pläne für die Ausstellung wurden ja leider von der Coronakrise durchkreuzt. Kannst du mir mehr über euer neues Konzept und dessen Entwicklung erzählen?
Sophia Weider: Wir hatten schon einen Raum im Grindelviertel als Ausstellungsmöglichkeit – und dann kam Corona dazwischen. Wir sind der Meinung, dass Kunstwerke im Raum schöner zu betrachten sind und dass das Internet kein vergleichbares Medium ist. Deswegen war es uns wichtig, dass man die Kunstwerke im Raum sieht, so als wäre es eine normale Ausstellung. Und deswegen haben wir uns dazu entschieden, den Raum trotzdem anzumieten, zu renovieren, und alles aufzubauen – bis ins kleinste Detail. Das alles haben wir fotografisch festgehalten. Und dann haben wir es wieder abgebaut. Das war so ein trauriger Moment, weil natürlich sonst alle vorbeigekommen wären, und sich die Ausstellung angeschaut hätten, was durch Corona halt dann nicht ging.
Was können die Besucher*innen erwarten, wenn sie bei der Eröffnung am Donnerstag um 19 Uhr auf eure Seite klicken?
Auf der Website gibt es quasi zwei Möglichkeiten, sich die Ausstellung anzugucken: Das sind einmal die Projektseiten von den Ausstellenden, auf denen erklärt ist, um was für ein Thema es sich bei der Abschlussarbeit handelt. Die Erweiterung, die wir noch gemacht haben, ist die Raumansicht, die jetzt am Donnerstag auch released wird. Man kann sich dann durch den Raum klicken, und sich die Ausstellung und die Projekte anschauen, als würde man durch die Ausstellung gehen und live dabei sein.
Ihr wolltet ja nicht nur den analogen Raum ins Digitale holen, sondern auch umgekehrt. Wie habt ihr das gelöst?
Es war uns wichtig, eine Brücke zu schaffen zwischen digital und analog, weil wir ja auch ganz viel analog gearbeitet haben. Wir haben dann beispielsweise das Muster der Website, also das Raster, in den Raum übertragen. Das kann man auf den Bildern im Raum sehen.
Habt ihr das Gefühl, dass eure Arbeiten auf diesem Weg gut präsentiert werden?
Wir haben auf jeden Fall das Beste gegeben. Natürlich kann man das nicht mit einer Ausstellung vergleichen, zu der man gehen kann, aber wir wollten dieses Erlebnis durch die räumliche Wirkung so gut wie möglich nachbauen. Ich denke, uns ist das auch ganz gut gelungen.
Bis wann ist die Ausstellung online verfügbar?
Im Internet bis zu zwei Jahre.
Ist das nicht ein Vorteil, weil eure Arbeiten so viel länger sichtbar sind?
Auf jeden Fall! Das ist ein durchaus positiver Aspekt. Außerdem können wir Leute erreichen, die vielleicht nicht in Hamburg wohnen. Wir sehen das auch positiv, weil wir dadurch sehr viel gelernt haben, und neue Herausforderungen bewältigt haben. Das ist ja auch irgendwie was ganz Schönes.
Was hat es mit den vielen Sektflaschen auf sich, die auf eurem Instagram-Kanal zu sehen sind?
Man konnte sich auf Instagram bewerben, und die ersten 20 Leute haben dann einen Sekt mit dem Fahrrad von uns persönlich geliefert bekommen. Und wir hoffen natürlich sehr, dass alle die Flasche noch bis Donnerstag um 19 Uhr geschlossen halten, und dann feierlich vor dem Computer zu sitzen und sie öffnen.
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Hat eure Ausstellung noch mehr Besonderheiten?
Wir haben ein Gästebuch, wo sich die Menschen, die gerade auf der Website sind, eintragen oder einen Kommentar hinterlassen können. Das ist ein kleines Gimmick, weil uns auch wichtig war, wie man untereinander kommuniziert. Wenn man zu einer Ausstellung geht, redet man ja auch über das, was man sieht.
Was macht ihr als erstes, wenn die Ausstellungseröffnung vorbei ist?
Auf jeden Fall ein Sektchen trinken, haha!
Neben der Web-Präsentation der Anschlussprojekte, gibt es in diesem Jahr noch ein weiteres digitales Highlight im Rahmen der “CALL ME”: Am Freitag findet ein digitaler Workshop statt, bei dem die Teilnehmer*innen ein T-Shirt gestalten können. Die Designs werden anschließend hochgeladen, und bei Bedarf über eine Plattform verkauft. Die Gewinnspanne kann jede*r dabei selbst festlegen. Das Thema des Workshops ist „Entscheidungsfindung“: Ziel ist es, den Teilnehmer*innen mit gestalterischen Mitteln zu zeigen, wie man sich schneller und einfacher entscheiden kann.
Die Ausstellung „Call Me 5“ der Absolvent*innen des HAW-Studiengangs Kommunikationsdesign eröffnet am Donnerstag, 4. Juni 2020 um 19 Uhr. Organisiert wurde die Vernissage von Julian Kobes, Emil Kowalczyk, Paulina Mohr und Sophia Weider. Der Workshop mit Sophia findet am Freitag, 5. Juni um 16 Uhr statt. Mehr Infos & die Anmeldung zum Workshop findet ihr hier.
Titelbild: www.callme5.de