Die Gewerkschaft Verdi hat am vergangenen Dienstag zum Streik bei Elbkinder-Kitas aufgerufen. Für die Servicekräfte wird ein Stundenlohn von zwölf Euro gefordert. FINK.HAMBURG war vor Ort und hat mit Kita-Personal und Verdi-Vertreter*innen gesprochen.
187 Kindertagesstätten gehören zum Kitaträger Elbkinder. Die Vereinigung ist ein öffentliches Unternehmen der Stadt Hamburg. Am Dienstag legten viele Servicekräfte aus diesen Kitas ihre Arbeit nieder. Hauswirtschafter*innen und Reinigungskräfte kämpfen für eine höhere Bezahlung. Sie sind angestellt bei der Tochtergesellschaft des Trägers Elbkinder, der Kita Hamburg Servicegesellschaft mbH (EKSG).
Verdi fordert den Hamburger Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde. Dafür müsste sich der Stundenlohn um 75 Cent erhöhen. Die EKSG bot zuletzt 15 Cent mehr und einen zusätzlichen Urlaubstag in 2020.
Höherer Mindestlohn ab diesem Jahr gefordert
Die letzten Tarifverhandlungen zwischen Verdi und dem Kita-Träger liefen 2018. Damals einigte man sich auf eine stückweise Erhöhung der Gehälter. Spätestens 2021 sollte der Stundenlohn bei zwölf Euro angelangt sein.
Während der damaligen Tarifverhandlungen debattierte die Bürgerschaft Hamburg zeitgleich über den Hamburger Mindestlohn von zwölf Euro. Dieser gilt für alle städtisch Beschäftigten. Auch der Senat beschloss den neuen Anspruch auf mehr Gehalt. Der Koalitionsvertrag 2020 bekräftigt dessen Durchsetzung.
Die Gewerkschaft Verdi beruft sich bei den aktuellen Tarifverhandlungen nun auf den Koalitionsvertrag und fordert zwölf Euro Mindestlohn ab diesem Jahr. Der Kita-Träger will die zwölf Euro erst ab 2021 zahlen, wie 2018 festgelegt.
Streit über angebliche finanzielle Schieflage
Corona verkompliziert nun die Verhandlungen. Laut Geschäftsführung der Elbkinder-Kitas befindet sich das Unternehmen durch Corona in wirtschaftlicher Schieflage. Die geforderte Gehaltserhöhung sei “wirtschaftlich nicht umsetzbar”, zumal viele Hauswirtschaftskräfte während der Pandemie freigestellt gewesen wären – bei vollem Lohnausgleich.
Tarifverhandlungsführerin Hilke Stein sagt, die EKSG sei von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie nicht betroffen: “Die Kitas sind in der gesamten Corona-Zeit komplett refinanziert worden. Auch wenn nicht alle Kinder dort in der Betreuung waren, sind die Gelder für die Kitas nicht gekürzt worden.”
Dagmar Hegermann ist hauswirtschaftliche Betriebsleiterin in einer Elbkinder-Kita und Mitglied im Betriebsrat. Ihr zufolge ist allein das Servicepersonal während der Corona-Zeit immer vor Ort gewesen, um alles sauber zu halten. Wo sonst eher nach Bedarf gereinigt würde, müsse nun mehrfach täglich desinfiziert und geputzt werden. Zusätzliches Personal oder Gehalt gebe es dafür nicht.
Was bedeutet das für Kinder und Eltern?
Die Geschäftsführung des Kita-Trägers teilte mit, dass trotz Streiks für Reinigung und Essen gesorgt sei. In Kitas mit höherer Streikbeteiligung würden externe Firmen engagiert.
Stein kritisiert, dass dies nicht in allen Kitas der Fall sei. Zum Teil seien die Erzieher*innen schon Montagabend aufgefordert worden, nach Kita-Schluss zu reinigen. „Das gehört überhaupt nicht zu ihren Aufgaben”, sagt Stein. “Das wirklich hervorragende Hygienekonzept, was sonst von den Kolleg*innen eingehalten wird, kann so nicht eingehalten werden.“
Am Dienstagnachmittag hatten sich bereits über 100 Mitarbeiter*innen zum Streik versammelt. Einen weiteren Streik bei Elbkinder-Kitas wolle man vermeiden. Die Verhandlungen sollen nicht auf dem Rücken der Kinder und Eltern ausgetragen werden. Ein Angebot unter zwölf Euro wolle die Gewerkschaft laut Stein aber nicht annehmen. Man wolle auch den Dialog mit der Politik suchen. Die nächste Verhandlung ist am 21. August.
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Titelbild: Pia Röpke