Liebe Leserin, lieber Leser,
356 Tage im virtuellen Newsroom von FINK.HAMBURG sind vorbei. Zumindest für unseren Jahrgang des Studiengangs Digitale Kommunikation. Von der Pandemie haben wir uns nicht unterkriegen lassen – zumindest meistens. Was haben wir gemacht, während Corona, Homeoffice und Zoom unser Jahr als studentische Redaktion dominiert haben? Richtig: produziert, geschrieben und gefilmt – jeden Tag. Jetzt geben wir das Zepter ab. Zeit für eine Bilanz und Wertschätzung:
FINK.HAMBURG Rewind <<
Fünf Tage – so viel Zeit durfte unser Jahrgang gemeinsam vor Ort im Newsroom der HAW Hamburg verbringen. Dann kamen die strengeren Hygienemaßnahmen und damit für uns das Studieren und Arbeiten im Homeoffice. In nur einer Woche konnten 24 junge Menschen mit unterschiedlichster Vorprägung sich höchstens beschnuppern. Fünf Tage Präsenz reichen nicht aus, um sich kennenzulernen. Also tastet man sich langsam ran. Die ersten Texte schreiben sich noch mit vorsichtigem Anschlag auf der Tastatur, die ersten Zoommeetings sind eher still.
Im Mai gingen wir dann mit FINK.HAMBURG online. Dominiert, natürlich, von Corona. Geschichten einer Krise war unsere erste Reihe auf der Seite. Ein Projekt, an dem alle 24 Studierenden beteiligt waren. Dann ging es Schlag auf Schlag. Im digitalen Newsroom lernten wir journalistische Texte zu schreiben, produzierten Radiobeiträge und waren – ganz coronakonform – in Kleingruppen im Park, um mit Drohnen zu fliegen.
Was ich mitnehme ist, dass es auch online irgendwie geht.
Luisa Werntges
In den Vorlesungen und Workshops haben wir uns und FINK.HAMBURG immer weiter entwickelt. Wir haben uns gefragt, ob und wie wir gendern wollen und sind auf Kritik und Wünsche unserer Leser*innen eingegangen, mehr Meinungsbeiträge zu produzieren. Aktuelle gesellschaftliche Ereignisse, wie die Black-Lives-Matter-Bewegung, haben uns beschäftigt. Unsere Geschichten aus Hamburg sollten zukunftsorientiert, divers und meinungsstark sein.
Auch wenn sich vieles im digitalen Newsroom umsetzen ließ, mussten wir einsehen, dass manche Dinge nur im analogen Leben möglich sind:
Ich habe mich am meisten auf politische Diskussionen im Newsroom gefreut. Durch das digitale Semester haben die großenteils nicht stattgefunden.
Marie Filine Abel
Kein gemeinsames Anstehen in der Mensa-Schlange, keine Treffen am Kaffeeautomaten oder ausgedehnte Gespräche nach Redaktionsschluss. Keine Berichterstattung am roten Teppich beim Filmfest Hamburg, kein Austausch mit der Partneruni in Russland. Stattdessen eine spannende US-Wahl-Woche – wenn auch, wie sollte es sonst sein, remote.
Ein Studentenleben gab es im Homeoffice nicht. Und auch im Redaktionsalltag sind Wünsche offen geblieben: Wo sich die einen mehr Inhalte zu Public Relations gewünscht hätten, sind bei anderen Fragen zum Arbeiten mit WordPress offen geblieben, die sonst im Newsroom quasi nebenbei beantwortet werden. Gerichtsberichterstattung, analoges Interview- und Moderationstrainings – das war nicht möglich.
Wir sind ferienreif
Letztendlich sind aber aus Fremden doch Kolleg*innen und Freunde geworden und ein “Kannst du mir kurz helfen?” kommt mittlerweile einfacher über die Tastatur. Wir sind froh, die Zeit gemeistert zu haben. Jetzt heißt es: Neue Kräfte schöpfen, gedanklich kurz in den Urlaubsmodus skippen und dann ran an die Praxisprojekte im dritten Semester. Auch wenn es uns zuerst wie eine unüberwindbare Herausforderung vorkam: Fast jede und jeder aus der Gruppe hat ein Projekt gefunden – alleine 13 von uns über die HAW Hamburg, Gastdozierende oder den Alumniverein.
Und was nehmen wir für die Zunkunft mit? Zuerst einmal natürlich die Basics:
Richtig gute Texte sind leicht verständlich und enthalten kein -heit, -keit, -ung!
Pia Röpke
Außerdem haben wir Digitale Kommunikation gelebt. Wie unser Studiengangsleiter Christian Stöcker so schön sagte: “Wer sollte das hinbekommen, wenn nicht ihr?!” Und das haben wir. Nicht immer, aber so gut es eben ging. Unsere Learnings sind so simpel, wie zielführend: miteinander reden. Sei es mit den Dozierenden oder untereinander. Gar nicht so leicht, wenn man sich anfangs nicht kennt, aber auch nur so lernt man sich kennen. Besonders enge Zusammenarbeit hat unter der räumlichen Distanz gelitten:
Ich hätte mir mehr Teamarbeit gewünscht, über Zoom kam die leider viel zu kurz.
Jonathan Schanz
Wie in jedem Studium waren Selbstorganisation und Eigenständigkeit wichtig. Das klappte mal mehr, mal weniger. Gerade im Homeoffice fehlte die Präsenz der anderen, die einen pusht. Was wir deshalb umso mehr mitnehmen: Es ist wichtig über den eigenen Schatten zu springen, den Mund aufzumachen, Dinge zu hinterfragen und mit offenen Augen durch die Welt gehen. Hört sich nach Floskeln an, ist in der Praxis aber essenziell.
Als Journalist*in muss man das Privileg schätzen und nutzen, eine Stimme zu haben.
Linda Proske
Es war kein perfektes Jahr. Der große Traum, den Newsroom-Alltag als Jahrgang zusammen an der Hochschule zu leben, war schnell verpufft. Trotzdem ist die Essenz von gutem Journalismus definitiv hängen geblieben. Dieses Jahr hat uns viele Türen geöffnet, Kontakte geboten, es uns ermöglicht, unsere eigene Stimme zu hören und zu nutzen. Wir verbuchen das als Erfolg.
In diesem Sinne – und wie Sarah sagen würde: Bussi und bye bye.
Euer
DiKo 22-Jahrgang
Titelbild: Benjamin Eckert, bearbeitet von Christina Göhler