Ties Rabe stellt die neuen Bildungspläne vor.
Ties Rabe stellt die neuen Bildungspläne vor. Foto: Marcus Brandt/dpa

Schulsenator Ties Rabe hat am Montag die neuen Bildungspläne vorgestellt. Der ursprüngliche Entwurf, der im März vorgestellt wurde, stand unter heftiger Kritik. Für die aktualisierte Version wurde Lehrstoff gekürzt und Lerninhalte präzisiert.

Hamburgs Schüler*innen starten mit neuen Bildungsplänen ins Schuljahr 2023/24. Schulsenator Ties Rabe von der SPD stellte am heutigen Montag die überarbeiteten Bildungspläne vor.

Die Schulbehörde präsentierte bereits im März einen ersten Entwurf. Dieser wurde unter anderem von der Elternkammer, der Lehrerkammer, den Grundschulleitungen und Leitungen der Stadtteilschulen stark kritisiert: Die Pläne würden eine zukunftsgerechte Bildung verhindern. Sie bemängelten außerdem, dass kein offener Dialog stattgefunden habe. Die Schulbehörde wies die Kritik zurück und sprach von einer breiten Beteiligung von Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen.

„Wir haben die Vorschläge sehr ernst genommen”

Nach der ersten Vorstellung der Entwürfe seien fast 240 Stellungnahmen mit etwa 90 unterschiedlichen Verbesserungsvorschlägen bei der Schulbehörde eingegangen. Diese habe man in einem zweiten Schritt mit Hamburger Schulleitungen erörtert.

„Wir haben die Vorschläge sehr ernst genommen und Anregungen aus rund 220 Stellungnahmen aufgegriffen. Deshalb haben wir die Stofffülle deutlich reduziert und die im Entwurf vorgesehene Klausurenregelung gestrichen. Zudem wurde die Inklusion als Grundlage der Hamburger Lernkultur in allen Schulformen und -stufen noch deutlicher verankert. Trotz der Kürzungen beschreiben die neuen Bildungspläne präziser und sorgfältiger, welche Bildungsinhalte und Kompetenzen künftig gelernt werden sollen”, sagt Schulsenator Rabe.

Neue Änderungen im neuen Bildungsplan

Alternative Referate oder Präsentationen können weiterhin Klausuren ersetzen. Eine Ausnahmen bilden Rechtschreib- und Mathematikklausuren.

Die neuen Bildungspläne enthalten weniger Vorgaben und sind somit deutlich kürzer als die früheren Entwürfe. Bei einer angemessenen Unterrichtsgestaltung beanspruchen die verpflichtenden Inhalte rund die Hälfte der Unterrichtszeit. Das soll eine ausgewogenere Balance zwischen Pflichtinhalten und individuelle Gestaltungsspielräume der Schulen schaffen.

Anstatt abstrakter Kompetenzen werden Lernziele konkret benannt. Ein Beispiel: Schüler*innen der dritten und vierten Schulstufen sollen nun das Schreiben von mindestens fünf unterschiedliche Textformen lernen. Im alten Bildungsplan stand nur, dass Schüler*innen Texte planen, schreiben und überarbeiten lernen sollen.

Was bleibt vom alten Entwurf?

Beibehalten wurden Punkte, die in der Schulwelt auf Zustimmung stießen. Darunter fallen drei neue Leitperspektiven. Diese orientieren sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Schüler*innen soll die Balance zwischen individuellen Freiheitsrechten und gemeinsamen Werten beigebracht werden, um sie so auf das Leben in der digitalen Welt vorzubereiten. Die Leitlinien sollen in allen Fächern angewandt werden und so den Erziehungsauftrag der Schule prägen.

Auch die Aufgabe der durchgängigen Sprachbildung wurde beibehalten. Sie beschreibt, wie in allen Fächern sprachliche Fähigkeiten der Schüler*innen gefördert werden können.

Stufenweise Umsetzung der neuen Bildungspläne

Geplant ist, die neuen Bildungspläne nach den Sommerferien schrittweise mit einer dreijährigen Erprobungsphase einzuführen. In dieser Phase sollen die Schulen den Unterricht entsprechend der neuen Pläne anpassen. Die Schulbehörde will Schulen dabei unterstützen: Ab Februar 2023 sind Fortbildungsangebote und Veranstaltungen für Schulleitungen und Lehrkäfte geplant.

Die dreijährige Testphase wird wissenschaftlich begleitet, um Unterstützungsmaßnahmen zu überprüfen und zu verbessern. Endgültig treten die Pläne im August 2026 in Kraft.

lin/dpa