Europäische Länder sind weiterhin auf den oberen Plätzen des Pressefreiheit-Rankings zu finden. Deutschland aber steigt das dritte Jahr in Folge ab. In Hamburg gab es nur einen Angriff – von eher unpolitischer Natur.
Die Lage zur journalistischen Berichterstattung verschlechtert sich weiterhin: Die Menschenrechtsorganisation “Reporter ohne Grenzen” (RSF) hat ihr aktuelles Ranking zur Pressefreiheit veröffentlicht.
Deutschland rutscht in diesem Jahr von Platz 16 auf Platz 21, unter Luxemburg und Samoa. Grund für den Abstieg seien vor allem die gewalttätigen Attacken gegenüber Journalist*innen und Gesetzesentwürfe, die den Schutz journalistischer Quellen bedrohen, heißt es im RSF-Bericht.
Für das Jahr 2022 dokumentiert der Pressefreiheitsbericht insgesamt 103 Angriffe auf Journalist*innen – der höchste Stand seit Beginn der Zählung 2015. Zwei Drittel der Angriffe ereigneten sich in Ostdeutschland.
RSF befragte angegriffene Journalist*innen, die beklagten, dass die Polizei und Justiz sie zu wenig unterstützen würden. Zwar sagten etwa ein Drittel der Befragten aus, dass sie vor Ort von der Polizei unterstützt worden wären, ein Drittel berichteten jedoch von tatenlosem Zusehen bis hin zu Übergriffen durch die Polizei selbst.
Angriff in Hamburg
Der Hamburger Pressefotograf Jürgen Joost wurde im Oktober vergangenen Jahres von einem Beteiligten einer Gerichtsverhandlung im Flur attackiert und zu Boden geschlagen. Danach beschädigte der Angreifer die Kamera des “Welt”-Journalisten. Der Angreifer wollte Medienberichten zufolge wohl nicht fotografiert werden; er war seit Wochen in den Rechtsstreit der Hamburger Kulturszene um die Zukunft der „Fabrik der Künste“ involviert gewesen. Joost unf sein Angreifer zeigten einander gegenseitig an.
Dieser körperliche Angriff ist eines von vielen Beispielen von Gewalt gegen Journalist*innen. Häufiger passieren solche Attacken jedoch in politischen Zusammenhängen. Die meisten körperlichen und verbalen Attacken fanden auf Demonstrationen und in verschwörungsideologischen, antisemitischen und extrem rechten Kontexten statt, so RSF.
Auch die Vielfalt der Medien habe abgenommen, so der Bericht. Grund dafür sind besonders Stellenkürzungen und Kostendruck. Seit Anfang diesen Jahres hatten die Verlage Bertelsmann und Springer massive Stellenkürzungen angekündigt und stellten Printmagazine ein. In Hamburg hieß das für den Verlag “Gruner & Jahr” bisher das Aus für mehr als 20 Zeitschriften und den Abbau von mindestens 700 Stellen – davon ist die Mehrheit jedoch in der Verwaltung, nicht im redaktionellen Bereich angesiedelt.
aba/dpa
Alma Bartels, Jahrgang 1996, hat eine Schwäche für mongolischen Metal. Sie ist schon einmal kostenlos um die Welt gereist, kann sich aber kaum erinnern: Sie war erst zwei Jahre alt. Aufgewachsen zwischen Hamburg und Barcelona entwickelte sie ein Faible für Sprachen: Neben Englisch und Spanisch spricht sie auch Koreanisch und Katalanisch. Für Stern.de produzierte sie Videos über Fragen wie “Wie viele Nägel hat Ikea schon verkauft?”. In Bremen studierte sie Politologie und entdeckte ihre Liebe zum Kulturjournalismus. Am liebsten würde sie die mongolische Band Hanggai einmal danach fragen, wie das mit diesem Kehlkopfgesang eigentlich funktioniert. (Kürzel: aba)