Küstenschutzkonferenz tagt zum Hamburger Hochwasserschutz

Meeresspiegelanstieg

Experten-Panel zum Küstenschutz in Hamburg und Norddeutschland
Wissenschaftler*innen und Expert*innen diskutieren über den Norddeutschen Küstenschutz. Foto: Jonas Dorn

Der Meeresspiegel steigt durch die Auswirkungen des Klimawandels. Bis zum Jahr 2100 soll das Wasser um einen Meter gestiegen sein. Ist die Hamburger Küste ausreichend geschützt?

Rund 100 Expert*innen tagen noch bis Mittwoch im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg, um über die Bedrohung der Küstenregionen durch den Klimawandel zu sprechen. Auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion sprachen am Montagabend einige Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus dem Küstenschutz über die Frage: „Ist Norddeutschland auf den Meeresspiegelanstieg vorbereitet?“

Die Wissenschaftler*innen berichteten, dass laut dem Weltklimabericht der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2100 mit einem Anstieg des Meeresspiegels von etwa einem Meter gerechnet werden muss. Mit einer 17-prozentigen Wahrscheinlichkeit steigt der Meeresspiegel in dem Zeitraum sogar deutlich über einen Meter. Auf einen möglichen Höchststand wollten sich die Wissenschaftler*innen nicht festlegen: das Wasser könnte auf 1,60 Meter oder auch 1,80 Meter ansteigen. Klar sei nur je höher der Wert, desto unwahrscheinlicher sei es, dass er eintrete, so Wissenschaftler Jochen Hinkel vom Global Climate Forum.

Eine Folge des Anstiegs des Meerwasserspiegels könnten vermehrte Hochwasserereignisse sein. Außerdem würden auch Sturmfluten höher, sodass auch Bereiche überflutet würden, die im Moment noch ausreichend geschützt sind.

Die Hansestadt Hamburg sieht sich vorbereitet

Gabriele Gönnert vom Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer ist für den Hochwasserschutz der Hansestadt Hamburg zuständig. Sie sieht die Stadt auf den Anstieg des Meeresspiegels vorbereitet. „Wir schauen jetzt schon auf das Jahr 2150 und bereiten uns in kleinen Steps vor. Seit zehn bis 15 Jahren wissen wir, dass eine Beschleunigung kommt“, sagte sie während der Podiumsdiskusion. Wichtigste Vorsorge sei, Flächen für den Küstenschutz zu beschaffen.

Gerade dieser Aspekt gestalte sich aber als besonders schwierig, denn Platz sei Mangelware. Außerdem sei es wichtig, dass die Küstenschutzbeaufragten der Bundesländer zusammenarbeiten: Denn wenn Bremen ein Sperrwerk baue, um die Wassermassen besser zu kontrollieren, könne es vielleicht die eigenen Bereiche schützen, aber auch dafür sorgen, dass das Hochwasser Problem einfach nach Hamburg verlagert werde.

Der Bremer Deichhauptmann Michael Schirmer lobte die vorbildliche Transparenzpolitik in Hamburgs potenziellen Überschwemmungsgebieten. Jeder Haushalt in einem vom Hochwasser bedrohten Gebiet werde hier einmal im Jahr auf die Auswirkungen von möglichen Hochwasserereignissen hingewiesen. Er macht aber auch deutlich: „Den Normalbürger interessiert der Küstenschutz gar nicht.“ Schirmer ist es wichtig, dass der Küstenschutz und auch die Bürger*innen im Norden besser auf Ereignisse, wie die schwere Sturmflut im Jahr 1962 vorbereitet sind. Damals starben allein in Hamburg 315 Menschen. Außerdem verloren tausende Menschen ihr Zuhause.

Große Unterschiede zwischen Küstenschutz an der Nord- und Ostsee

An der Nordseeküste gibt es nur wenige Orte, die auf natürliche Weise genug Schutz vor Hochwasserereignissen bieten. An der Ostsee ist das anders. Dafür ist der Küstenschutz nicht so systematisch ausgebaut, wie an der Nordsee. Während es an der Nordsee eine geschlossene Küstenschutzlinie von mehr als 1.000 Kilometern gibt, ist der Küstenschutz an der Ostsee Aufgabe der Gemeinde und Städte und dadurch viel kleinteiliger.

Aber auch die natürlichen Gegebenheiten unterscheiden sich stark. An der Ostsee gibt es keine Tiede, also weniger Untschiede zwischen Ebbe und Flut. Eine Sturmflut an der Ostsee kann bedeuten, dass tagelang hohe Wellen gegen die Küste preschen. Jochen Hinkel vom Global Climate Forum sieht im fehlenden systematischen Ausbau an der Ostsee aber auch eine Chance: „Einfach mal experimentieren und das Meer reinlassen, da sind wir bisher noch nicht so gut und haben starke Berührungsängste.“ So könnte seiner Ansicht nach die Biodiversität verbessert werden. Natürlich steht der Schutz der Anwohner*innen aber weiterhin an erster Stelle.

Jon

Als Multitalent schaut Jonas Dorn, Jahrgang 1998, YouTube-Videos und hört dabei Podcasts, spielt vier Instrumente und hat bei der Grimme-Preis nominierten Dokureihe “LeFloid VS The World” mitgewirkt. Nach seinem Bachelor in Medienmanagement im sächsischen Mittweida produzierte er für ZDF “WISO” eine Doku über die wirtschaftliche Bedeutung von Gaming in Deutschland. Auch für die Magazinsendung “Galileo” drehte der gebürtige Berliner Beiträge und lernte so, dass drei Portionen Pommes den täglichen Vitamin-C-Bedarf decken. Was Jonas immer noch nicht kann: Schnürsenkel binden. Deshalb trägt er ausschließlich Schuhe ohne. (Kürzel: jon)