Paloma-Viertel: Pläne für die neue Bebauung stehen fest

Ehemaliges Gelände der Esso-Häuser

Frank Gerhard Schmidt (l-r), Vorstandsmitglied von Quantum Immobilien, Thomas Krebs, Vorstandssprecher der Saga Unternehmensgruppe, Andreas Dressel (SPD), Senator für Finanzen in Hamburg, und Gordon Gorski, CEO Bayerische Hausbau Development bei einer Pressekonferenz.
Frank Gerhard Schmidt (l-r), Vorstandsmitglied von Quantum Immobilien, Thomas Krebs, Vorstandssprecher der Saga Unternehmensgruppe, Andreas Dressel (SPD), Senator für Finanzen in Hamburg, und Gordon Gorski, CEO Bayerische Hausbau Development, präsentieren das neue Entwicklungskonzept für das Paloma-Viertel. Foto: Niklas Graeber/dpa

Nach jahrelangem Stillstand stehen die neuen Bebauungspläne für das Paloma-Viertel in St. Pauli fest. Die Wohnungsgesellschaft Saga und der Immobilienentwickler Quantum wollen das Areal übernehmen. Nicht nur Wohnungen sind geplant. 

Wohnungen, eine Kita, Kreativflächen: Auf dem Gelände der früheren Esso-Häuser soll ab 2026 wieder gebaut werden. Die Brachfläche liegt wenige hundert Meter von der Reeperbahn entfernt. Die Hamburger Wohnungsgesellschaft Saga und der Immobilienentwickler Quantum wollen das Paloma-Viertel vom bisherigen Eigentümer, der Bayerischen Hausbau, übernehmen.

Plan fürs Paloma-Viertel

Geplant sind 164 öffentlich geförderte Wohnungen, eine Kita sowie Flächen für nachbarschaftliche Nutzung. Zudem soll auf sieben Etagen ein Haus der Kreativwirtschaft entstehen, in dessen Erd- und Untergeschoss Platz für einen Livemusik-Club sei – hier sollte der Club Molotow einziehen, der hat aber eine andere Heimat gefunden. Auch ein Hotel mit rund 350 Zimmern soll gebaut werden. Anfang 2026 soll der Bau beginnen, zwei Jahre später sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Das Investitionsvolumen bezifferte der Saga-Vorstandssprecher Thomas Krebs auf rund 200 Millionen Euro.

Der St. Pauli Code

Die nun veröffentlichten Pläne weichen vom “St. Pauli Code” ab. Hinter der Bezeichnung steht ein Entwurf für die Nutzung der Fläche, den der vorherige Eigentümer gemeinsam mit den Anwohnenden erarbeitet hatte. Um die Anwohner*innen beim Neubau zu vertreten, wurde im Auftrag des Bezirks Hambrg-Mitte die sogenannte Planbude gegründet. 2300 Menschen beteiligten sich laut Angaben der Planbude an dem Entwurf und entwickelten gemeinsam den „St. Pauli Code”. Geplant 200 Wohnungen, davon mehr als 60 Prozent öffentlich geförderte Mietwohnungen, Büros, Geschäfte und ein Club. Die Dächer sollten begehbar gemacht und für Sport oder zum Gärtnern genutzt werden können.

Planbude stieg im Oktober 2024 aus

Weil vom „St. Pauli Code” nicht mehr viel übrig sei, stieg die Planbude im Oktober 2024 aus dem Prozess aus. „Diesen Weg vom Pionier-Modell einer kooperativen Stadtentwicklung zum gewöhnlichen Spekulationsobjekt werden wir nicht mitgehen. Wir sind raus”, erklärte das Team der Planbude.

Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer, sagte zwar, dass so viele Ideen wie möglich übernommen worden seien. Saga-Chef Krebs räumte aber auch ein, dass nun keine öffentlichen Flächen mehr vorgesehen seien. Für die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann, stellt sich daher die Frage: „Durchbruch oder kompletter Einbruch in Sachen Beteiligung?” Vor allem die Vereinbarungen zugunsten des Stadtteils scheinen aus ihrer Sicht auf der Strecke zu bleiben.

Günstige Mieten in den neuen Häusern

Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) verweist auf die geplanten, günstigen Mieten. Trotz der hohen Baukosten würden, je nach Förderung und Einkommen der Mieter*innen, Quadratmeterpreise zwischen 7,10 Euro und 12,10 Euro abgerufen. Die neuen Wohnungen werden voraussichtlich im Schnitt zwischen 60 und 65 Quadratmeter groß sein. Pein spricht von einer „guten Nachricht für St. Pauli”.

Hintergrund der Brachfläche

Im Dezember 2013 mussten die Bewohner*innen der „Esso-Häuser” ihre Wohnungen wegen mutmaßlicher Einsturzgefahr kurz vor Weihnachten plötzlich verlassen – und konnte nicht wieder zurückkehren. 2014 wurden die Häuser abgerissen. Die Bayerische Hausbau Development hatte das Gelände schon fünf Jahre zuvor gekauft, ließ es nach dem Abriss aber bis heute brachliegen. Geschäftsführer Gordon Gorski (47) begründete den nie begonnenen Baubeginn mit der Immobilienkrise.

Jetzt sei die Bayerische Hausbau zu der Erkenntnis gekommen, „dass es Partner gibt, die das Thema im Sinne der Stadt in der Zukunft gut voranbringen können”, so Gorski. Das städtliche Immobilienunternehmen Saga und Projektentwickler Quantum haben das Areal übernommen. Über den Kaufpreis schweigen alle Parteien.

An das Rückkehrversprechen, das den damaligen Bewohner*innen der Esso-Häuser gemacht wurde, will sich die Saga nach eigenen Angaben auch elf Jahre später noch halten. „Der Verantwortung kommen wir sehr gerne nach”, sagte Saga-Vorstandssprecher Thomas Krebs.

pac/rog/dpa

Pauline Claußen, 1999 in Darmstadt geboren, hat Kraftklub-Sänger Felix schon einmal beim Crowdsurfen ein High Five gegeben. In Oldenburg studierte sie Musik und Anglistik auf Lehramt. Parallel arbeitete sie in der musikalischen Früherziehung, kellnerte und brachte unter anderem Klaas Heufer-Umlauf Bier und Günther Jauch Sekt. Auf der indonesischen Insel Lombok tauschte Pauline einmal mit einem müden Taxifahrer Plätze und fuhr sich selbst zum nächsten Hostel. Sie ist Hochzeitssängerin, liebt Musicals und spielt schlecht Tennis. Pauline wollte Kulturjournalistin werden, interessiert sich aber einfach für zu vieles - mittlerweile legt sie sich nicht mehr fest. Kürzel: pac

Jana Rogmann, Jahrgang 2000, aus Kevelaer, ist den Berliner Marathon schon einmal in unter zwei Stunden gelaufen - allerdings auf acht Rollen: im Sportunterricht gab es Inline-Skating als Wahlfach. Nach einem sozialen Jahr an einer Schule in Bolivien war sie sicher, dass sie nicht Lehramt studieren würde. Sie entschied sich für Komparatistik und English Studies in Bonn, arbeitete bei der WDR-Lokalzeit in der Online-Redaktion und moderierte eine Musiksendung beim Uni-Radio. Einzige musikalische Regel: alles außer Schlager. In ihrer Kolumne in der Rheinischen Post schrieb sie mal über “Uni in der Handtasche” in Zeiten der Pandemie, mal über ihr abgeschnittenes Haar. Seit einem Praktikum beim KiKA kann sie perfekt Kinderstimmen imitieren, will aber lieber Journalismus für Erwachsene machen. Kürzel: rog

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