Die Menge an Schlick, die aus der Elbe gebaggert werden muss, wächst in Hamburg seit Jahren an. Die Hafenbehörde HPA will ihn künftig vor der Vogelschutzinsel Scharhörn verklappen. Umweltverbände kritisieren die Entscheidung.
Damit Hamburgs Hafen weiterhin für große Containerschiffe erreichbar bleibt, will Hamburg in Zukunft ausgehobenen Schlick aus der Elbe vor der Vogelschutzinsel Scharhörn verklappen. Die Wirtschaftsbehörde der Hansestadt teilte am Dienstag mit, dass die Maßnahme laut einem Gutachten der Hafenbehörde HPA ökologisch unbedenklich ist. Weitere Nachteile für etwa die Fischerei und Umwelt seien “sicher ausgeschlossen”. Umweltverbände kritisieren die Hamburger Pläne für eine Elbschlickdeponie.
Das Gebiet liegt nördlich von Scharhörn, aber außerhalb des hamburgischen Nationalparks. Wann die Verklappung beginnen soll, ist noch offen. Mit der Nutzung der neuen Stelle soll erst nach Abschluss der Abstimmungen mit Umweltverbänden und Nachbarländern begonnen werden. Die Wirtschaftsbehörde betont, dass formell keine Genehmigung für das Vorhaben nötig sei.
Umweltverbände: Katastrophe für das Wattenmeer
Umweltverbände sprechen von einer Katastrophe für den geschützten Lebensraum Wattenmeer, sollten die Pläne umgesetzt werden. Hamburg nimmt nach der Schädigung des Ökosystems Tideelbe durch die Elbvertiefung nun auch die Gefährdung des Weltnaturerbes Wattenmeer zugunsten der Hafenwirtschaft billigend in Kauf, heißt es in einer Mitteilung dreier Verbände, die sich im Bündnis “Lebendige Tideelbe” zusammengeschlossen haben.
Die Verbände BUND, Nabu und WWF verlangen eine unverzügliche Rücknahme der Pläne und fordern die Landesregierungen in Kiel und Hannover zum Widerstand auf. Die Umweltbehörde prüft parallel die Auswirkungen auf Natur- und Gewässerqualität. Für die Grünen in der Hamburger Bürgerschaft hat das Projekt “einen bitteren Beigeschmack”, wie deren hafenpolitische Sprecherin Miriam Putz betont. Die SPD-Fraktion sieht die Chance zu einer dauerhaften Lösung für das Elbschlickproblem.
Kritik auch von CDU und FDP
Götz Wiese, Sprecher der CDU-Fraktion, wies darauf hin, dass es noch kein grünes Licht für die Verklappung in der Außenelbe gibt. Die FDP fordert zudem, dass HPA zusammen mit Bund und Nachbarländer eine gemeinsame Sedimentstrategie erarbeiten soll.
Bisher darf Hamburg einen Teil des Elbschlicks nahe der Insel Helgoland unterbringen. Der andere Teil landet gleich hinter der Hamburger Landesgrenze bei Neßsand. Das Problem: Innerhalb weniger Wochen spült die Strömung den Schlick wieder nach Hamburg. Somit entsteht eine sogenannte Kreislaufbaggerei, die laut Wirtschaftsbehörde ineffizient und ökologisch nachteilig sei.
lub/dpa