Zwei Fußballspiele, zwei Sieger: Die Männer vom FC Teutonia 05 und die Frauen vom FC St. Pauli haben am Finaltag der Amateure den Lotto-Pokal gewonnen. Zudem sicherten sich die Hamburger Teams den Einzug in den DFB-Pokal.
Autoren: Fynn Hornberg und Jolan Geusen
Traumhaftes Wetter, mehrere tausende Zuschauer*innen und ein Haufen Finalspiele. 21 Pokalfinale in 21 Landesverbänden in ganz Deutschland. Der Finaltag der Amateure war auch in Hamburg ein voller Erfolg. Am Samstag spielten die Männer ihr Finale im Lotto-Pokal, die Frauen am Montag zuvor. Die jeweiligen Landespokalsieger*innen starten nächste Saison in der ersten Runde des DFB-Pokals.
In einem umkämpften Finale hat sich Regionalligist FC Teutonia 05 am Samstag, wie schon im vergangenen Jahr, den Lotto-Pokal gesichert. Gegen den niedrigklassigeren Oberligisten TSV Sasel triumphierte das Team aus Ottensen knapp mit 1:0. Die Fans von Sasel waren am Samstagmittag zahlreich im Stadion Hoheluft erschienen. Knapp 4000 Zuschauer*innen sahen im Anschluss eine über weite Strecken ausgeglichene Partie.
Aktionen gegen Gewalt und Rassismus
Vor Beginn des Spiels gab es eine Gedenkminute für den 15-jährigen Nachwuchsspieler, der an Pfingsten bei einem Jugendturnier in Frankfurt von einem Gegenspieler attackiert worden war. Einige Tage später war er seinen Verletzungen erlegen. Der Hamburger Fußballverband (HFV) setzte aus diesem Grund ein klares Zeichen. „Gemeinsam gegen Gewalt” stand in weißen Buchstaben auf dem grünen Banner, gehalten von beiden Mannschaften und dem Schiedsrichtergespann.
Unter Leitung des unparteiischen Alexander Teuscher begann die Partie zunächst unruhig. Kurz nach dem Anpfiff musste Teuscher das Spiel unterbrechen. Der Grund: Eine Botschaft der Teutonia-Fans. Die Anhänger*innen warfen Papierbänder in Schwarz und Weiß auf das Spielfeld, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. In Anlehnung an Marcus Coffies Rückennummer starteten die Fans ihren Protest in der fünften Spielminute.
Kapitän Coffie soll am letzten Spieltag im Regionalligaspiel gegen den Bremer SV rassistisch beleidigt worden sein. Die Mannschaft hatte daraufhin geschlossen das Feld verlassen. Der Norddeutsche Fußballverband (NFV) hatte das Spiel im Anschluss mit 5:0 für Bremen gewertet. Darüber äußerten die Teutonia-Fans ihren Unmut: Ein Banner mit der Aufschrift „Rassismus rechtfertigt keinen Spielabbruch – was dann, Herr Schaffert?“ richtete sich direkt an NFV-Präsidenten Ralph-Uwe Schaffert.
Führungstor kurz vor der Pause
In den ersten zwanzig Minuten des Spiels neutralisierten sich die Teams gegenseitig. Abschlüsse waren auf beiden Seiten Mangelware. Sasel konnte das Tempo des Regionalliga-Vierten weitgehend mitgehen. Gegen Ende der ersten Spielhälfte drückte Teutonia auf den ersten Treffer der Partie. Nur Torwart Anton Lattke bewahrte Sasel vor dem Rückstand. Eine Flanke von Fabian Graudenz erreichte Ole Wohlers, der zehn Meter vom Tor entfernt völlig freie Schussbahn hatte. Der Saseler Schlussmann konnte den Schuss mit einer tollen Parade um den linken Pfosten lenken.
Nach Ablauf der ersten 45 Minuten zeigte der vierte Offizielle fünf Minuten Nachspielzeit an. Teutonia spielte weiter auf das Führungstor. Rechtsaußen Fabian Istefo flankte in den Saseler Strafraum, wo ein Verteidiger den Ball zunächst abblockte. Der Abpraller landete allerdings genau vor den Füßen von Graudenz. Aus neun Metern setzte dieser den Ball mit seinem linken Fuß rechts unter die Latte zum 0:1 ins Tor.
Im zweiten Durchgang knüpfte Teutonia an die Leistung der ersten Halbzeit an. In der 55. traf Istefo aus spitzem Winkel per Volleyschuss nur den Außenpfosten. Auch wenn Teutonia ein Chancenplus hatte, kam Sasel teilweise auch immer wieder gefährlich vor das gegnerische Tor. In der 60. Minute verzog Mittelfeldspieler Deran Toksöz frei aus 13 Metern.
In der Schlussphase vergab Teutonia durch Brandt (87. Minute) und Steinwerder (89. Minute) mehrere Chancen. Ein Abschluss vom Saseler Marc-Oliver Timm, der dem Tor von Teutonia aber nicht gefährlich wurde, bildete den Schlusspunkt.
Bierdusche bei der Pressekonferenz
Für Sasel-Trainer Danny Zankl war es nach neun Jahren das letzte Spiel an der Seitenlinie für den TSV. Nach dem Spiel zeigte er sich geknickt: „Das ist bitter. In diesem Moment ist der Kopf noch unten, aber das Rückgrat ist da. Es war mehr drin.” Auf der Gegenseite lobte Teutonia-Trainer Richard Krohn die Leistung der Saseler. Seine Einschätzung des Spielverlaufs: „Wir sind sehr schleppend in die Partie gekommen, aber mit der Zeit immer besser geworden. Der Zeitpunkt des Tores ist für uns natürlich perfekt gewesen.”
HFV-Präsident Christian Okun zeigte sich erfreut über die Stimmung im Stadion Hoheluft: „In allererster Linie war das heute wieder Werbung für den Amateurfußball! Ich fand es ganz stark, wie die Gesamt-Atmosphäre gestaltet worden ist.” Beendet wurde die Pressekonferenz schließlich durch die Teutonia-Spieler. Mit Megaphon und Bier bewaffnet stürmten sie den Pressraum und erteilten ihrem Trainer eine Bierdusche.
Zuschauerrekord beim Frauen-Pokalfinale
Im Finale standen sich Union Tornesch und FC St. Pauli gegenüber. Das Spiel endete 1:6. Die Kiezkickerinnen konnten ihren ersten Pokalsieg im dritten Anlauf feiern. Bereits 2016 und 2018 stand die Mannschaft im Pokalfinale, ging aber in beiden Fällen als Verlierer vom Platz. Entsprechend erleichtert zeigte sich auch FCP-Trainerin Kim Koschmieder: „Wir freuen uns riesig, endlich den Pokal geholt zu haben. Die Kulisse und die Choreo von den Fans heute war unglaublich und ist für den Frauenfußball etwas ganz Besonderes.”
Vor rund 2500 Pauli Anhänger*innen, die richtig Stimmung machten, zeigten der Regionalligist eine starke Vorstellung und gewann auch in der Höhe verdient. Unter den Braun-Weißen fand sich sogar organisierter Support von den Ultras St. Pauli und der Gruppe Schickeria München. Zum Stadion ging es im Fanmarsch. Im Block angekommen wurden die braun-weißen Fahnen geschwenkt und ein großes Banner ausgebreitet. Pyros hatten die Fans natürlich auch dabei.
Aber auch die Tornesch-Anhänger*innern waren lautstark mit Trommeln vertreten und feuerten ihre Mannschaft an – sogar nach dem verlorenen Finale feierten sie noch. Insgesamt erlebten fast 4000 Zuschauer*innen im Stadion Hoheluft das torreiche Pokalfinale – neuer Rekord! Noch nie waren so viele Fans beim Lotto-Pokalfinale der Frauen.
Kiezkickerinnen im Torrausch
Von Anfang an wurde der Regionalligist FC. St. Pauli seiner Favoritenrolle gerecht und machte ordentlich Druck. Direkt in der fünften Minute traf Tabea Schütt zum 0:1. Danach verpassten es die Kiezkickerinnen, die Führung auszubauen. Tornesch hingegen tat sich offensiv schwer und fand selten den Weg über die Mittellinie. Ihnen fehlte die Präzision im Passspiel. Es blieb bei guten Ansätzen. FC St. Pauli erwischte dann den optimalen Zeitpunkt und erhöhte kurz vor der Pause durch Janice Hauschild auf 0:2 (44. Minute).
Nach der Pause ging es dann schnell. In der 50. Minute traf Julia Hechtenberg zum 0:3, ehe Josefin Lutz für Tornesch per Traumtor – aus 25 Metern fiel der Ball links ins Tor – zum 1:3 verkürzte (52. Minute). In der 67. Minute scheiterte Pauli-Stürmerin Schütt vom Punkt aus elf Metern, vorausgegangen war ein klares Foulspiel. Schütt traf nur den rechten Pfosten. Das spielte aber keine Rolle mehr. Die Kiezkickerinnen kamen in einen Torrausch. Am Ende trafen Hauschild (79. Minute), Annie Kingman (83. Minute) und Ilijana Kljajic (87. Minute) zum 1:6 Endstand.
DFB-Qualifikation rettet Saison
Danach stand feiern auf dem Programm – bei beiden Mannschaften. Auch Tornesch ließ sich nicht unterkriegen und freute sich über den 2. Platz. Pauli feierte zusammen mit seinen Fans den Pokalgewinn und die Qualifikation für den DFB-Pokal. Die Gegnerthematik in der ersten Runde beantworte Trainerin Koschmieder pragmatisch: „Wir nehmen es wie es kommt”. Man freue sich auf Gegnerinnen außerhalb Hamburgs und das Erlebnis einer Auswärtsfahrt mit Übernachtung.
Für die St.-Pauli-Frauen sind der Pokalgewinn und die Qualifikation für den DFB-Pokal der Höhepunkt in der abgelaufenen Spielzeit. In der Frauen-Regionalliga Nord schrammten die Hamburgerinnen nur knapp am Abstieg vorbei. Mit 31 Punkten beendeten sie die Saison auf dem 10. Platz. Nur zwei Punkte trennten sie vom direkten Absteiger Eimsbütteler TV.
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Eindrücke vom Finalspiel der Männer zwischen Teutonia 05 und TSV Sasel.
Wenn Jolan Geusen, Jahrgang 2000, nicht gerade Tofuhack-Bolognese kocht, hört er Fußball-Podcasts. Seit einem Kreuzbandriss fährt er allerdings Rad, statt zu kicken. Als Kind wollte er Archäologe werden, entschied sich dann aber zum Studium der Politik- und Medienwissenschaft in Bonn. Journalistische Erfahrung sammelte er beim ARD MoMa, nebenbei arbeitet Jolan als freier Mitarbeiter beim „Bonner Generalanzeiger“. Der gebürtige Eifler kann bei 150 “Drei ???”-Folgen anhand der ersten 20 Sekunden den Titel benennen. Bis heute würde er gern einmal ein Bier mit den Sprechern der drei Detektive trinken. (Kürzel: lan)