Wien, 1937. Franz beginnt eine Lehre in einer Tabaktrafik, einer Art Kiosk in Österreich. Doch er lernt weniger über Zigarren als über das Leben und die Liebe. Auch, weil Sigmund Freud ein Stammkunde ist.
Am Schaufenster einer Tabaktrafik – die österreichische Version eines Kiosks – hängen dicht beschriebene Zettel. Die schmalen Streifen von vergilbtem Papier flattern im Wind. Auf jedem ist ein Traum notiert. Franz träumt viel, seit er in Wien ist: Wie er zuhause mit dem Boot über den See fährt und kentert. Oder wie er versucht seine Liebe, die Böhmin Anezka, zu halten. Sigmund Freud hat ihm geraten, diese Geschichten aufzuschreiben. Er ist Stammkunde in der Tabaktrafik. Irgendwann beginnt Franz, seine Träume am Schaufenster zu veröffentlichen – in einer Zeit, in der kaum noch jemand zu träumen wagt.
Der Trafikant und die Liebe
Die deutsch-österreichische Produktion „Der Trafikant“ ist unter dem Regisseur Nikolaus Leytner entstanden und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler aus dem Jahr 2012. Nikolaus Leytner ist ein vielfach ausgezeichneter österreichischer Regisseur und Drehbuchautor, er hat für seinen Film „Ein halbes Leben“ den Deutschen Filmpreis und den Grimme-Preis erhalten. Auch seine neuste Produktion ist preiswürdig: Er erzählt die Geschichte des jungen Franz behutsam und trifft damit den richtigen Ton.
Es ist das Jahr 1937. Um seine Lehre in einem Zigarren- und Zeitungskiosk zu beginnen, zieht Franz Huchel nach Wien. Den Slogan “Der Trafikant verkauft Genuss und Lust” lernt er am ersten Tag. Doch der junge Mann interessiert sich nicht sehr für die teuren Zigarren, die er verkaufen soll. Er lernt Sigmund Freud kennen und ist fasziniert von dessen Wissen.
Franz sucht Rat beim „Deppendoktor“. So nennt sein Chef den Psychoanalytiker. Eine besondere Freundschaft entwickelt sich: Während Freud seine Zigarren raucht, erzählt Franz aus seinem Leben. Als dann die Nazis in Wien einziehen, steht plötzlich viel mehr auf dem Spiel, als Franz’ Seelenheil: Jetzt geht es um das Überleben seiner Freunde.
Surrealistische Träume von Heldentaten
„Der Trafikant“ ist eine Geschichte, so aussichtslos wie das Leben kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gewesen sein muss. Trotzdem schafft es Regisseur Nikolaus Leytner durch einige Kunstgriffe auch Leichtigkeit und Frohsinn einen Raum zu geben. Dazu trägt der charmante österreichische Dialekt bei. Surrealistische Traumszenen wechseln sich mit Aufnahmen ab, die schonungslos die harte Realität der damaligen Zeit abbilden. In seinen Träumen war Franz schon immer mutig, in der realen Welt wird er es langsam.
„Der Trafikant“ startet am 1. November in den deutschen Kinos.