Die selbstständige Redakteurin Isabel Moss ermutigt junge Frauen zur Selbstliebe. Auf ihrem Blog „Mädelsschnack“ erzählt sie offen über die Verwirrung, die mit dem Erwachsenwerden einhergehen.

Isabel Moss ist leidenschaftlich und dickköpfig. Beim Gründen waren diese Eigenschaften durchaus hilfreich. Als Bloggerin, Autorin und freie Redakteurin schreibt sie für Magazine, Onlineportale und Zeitschriften mit dem Fokus auf Kinder und Jugendliche. Außerdem betreibt sie den Blog „Mädelsschnack“ und arbeitet an einem Jugendbuch. „Das macht mir unheimlich viel Spaß, weil ich für Kinder und Jugendliche einfach am liebsten schreibe“, sagt Isabel.

In der Serie Gründerinnen beleuchtet FINK.Hamburg die Hamburger Startupszene und stellt Frauen vor, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.

Ihr geregeltes Einkommen machen Kundenaufträge aus. Dafür investiert die junge Gründerin etwa 20 Stunden Arbeitszeit in der Woche. „Damit kann ich gut leben, aber ich habe auch noch Kapazitäten frei“, sagte sie. Allerdings lehnt Isabel Moss auch Aufträge ab. Kunden mit absurd geringen Gehaltsvorstellungen sind für sie keine Option. Gerade bei freien Redakteuren komme dieses Problem häufig vor.

Vor eineinhalb Jahren, im Sommer 2016, kam Isabel Moss’ Mann die Idee, sie könne sich selbständig machen. Isabel Moss hatte das bisher aufgrund des finanziellen Risikos nicht in Betracht gezogen. Sie arbeitete zu der Zeit bei dem Magazin InTouch, das eher eine oberflächliche Welt abbildet. Der Job machte sie nicht glücklich und engte sie stark ein. Ihr Mann machte ihr Mut, es zu versuchen. „Ich habe noch ein halbes Jahr geplant und überlegt was funktionieren kann und was nicht und dann habe ich gekündigt.“

“Ich weiß, dass meine Arbeit gut ist und dass sie auch dementsprechend bezahlt werden kann.“

Auch wenn sie mit ihrem Geschäftsmodell Erfolg hat, schleichen sich immer wieder Zweifel ein und damit auch die Angst, sich die Selbstständigkeit irgendwann nicht mehr leisten zu können. Trotzdem ist es ihr wichtig, sich bei Aufträgen nicht unter Wert zu verkaufen. Da überbrückt Isabel Moss lieber einen Monat mit etwas weniger Geld in der Tasche.

Nebenbei schreibt die junge Gründerin an einem Fantasyroman für Jugendliche. Darüber möchte sie aber nicht mehr verraten. Überschüssige Gedanken lässt sie in Kurzgeschichten fließen. So schafft sie im Kopf wieder Platz für Neues.

Erwachsen werden ist verwirrend und schwer

Ihr Herzensprojekt ist der Blog „Mädelsschnack“. Damit möchte sie Mädchen und jungen Frauen eine Plattform bieten, auf der sie sich mit ihren Sorgen und Problemen aufgehoben fühlen. Sie schreibt über Liebe, Gefühle, Sex und den eigenen Körper. Vieles dreht sich um Veränderungen und die Verwirrung, die damit einhergeht. Scham, Missgunst und Hass finden auf dem Blog keinen Platz. Isabel Moss möchte jungen Frauen ein positives Gefühl vermitteln.

Ihr ist das Thema so wichtig, weil sie in ihrer Jugend oft mit ihren Problemen und Gedanken allein war. „Ich merke beim Schreiben, auch wenn ich schon längst aus dem Alter raus bin, dass mir viele Themen total unangenehm sind. Das ist überhaupt nicht gesund, dass man sich für irgendetwas schämt, was zu einem gehört. Wenn das für mich als gestandene, erwachsene Frau schon schwierig ist, dann ist es für Jugendliche oft noch viel schwieriger.”

Die Bloggerin möchte Hilfestellungen oder zumindest eine Orientierung bieten, wenn sich im Teenager-Alter so vieles verändert: man selbst, der Körper, das soziale Umfeld, die Emotionen, die Gedanken.

Online ist „Mädelsschnack“ seit Dezember 2017 und hat etwa 1.050 Unique User pro Woche. Im Community Bereich „Mädels Club“ sollen Beiträge von den Leserinnen geschrieben werden, in denen sie sich über ihre Ängste und Sorgen austauschen können. Bisher ist dieser Bereich aber noch leer, Kommentare zu ihren Beiträgen bekommt Isabel Moss hauptsächlich über Facebook.

Gründen ist nichts für Feiglinge

Sein eigener Chef zu sein, findet die Hamburgerin super, obwohl sie streng mit sich ist. Das disziplinierte und organisierte Arbeiten gehört für sie genauso dazu, wie der Spaß und die Flexibilität nur an den Themen zu arbeiten, die man wirklich machen möchte. Sie organisiert sich mit einem per Hand geschriebenen Kalender, nutzt ein Financial Book, eine Buchhaltungssoftware und schreibt sich tägliche To-Do-Zettel. „Das ist alles in rosa und gold, es soll ja auch Spaß machen“, sagt Isabel Moss. Nervigen Aufgaben verpasst sie einen „Du schaffst das“-Stempel.

Wenn sie an ihre Gründungsphase zurückdenkt, erinnert sie sich gut daran, wie sehr es ihr vor der Buchhaltung gegrault hat. Mit Finanzthemen tut sie sich schwer und das war der Grund, warum sie auch lange überlegt hat, diesen Schritt wirklich zu gehen. „Zahlen sind mein Feind, ich mochte früher schon Graf Zahl nicht leiden“, sagt sie und lacht.

„Ich hatte echt Angst, dass ich alles ruiniere, weil ich überall die falschen Zahlen eintrage.“

Sie hatte viele offene Fragen und ging zu drei Steuerberatern. Keiner konnte gute Antworten liefern, alle spulten lediglich ihre Standardausführungen runter. Isabel Moss begann an sich zu zweifeln. „Das war sehr frustrierend, weil man irgendwann gedacht hat, man ist einfach zu dumm, dass man das alles nicht kapiert. Dann heißt es dranbleiben und sich den vierten Steuerberater suchen und irgendwann versteht man es dann doch.“

Aber es gab auch viel Unterstützung: Von der Agentur für Arbeit erhält sie für die Dauer von sechs Monaten einen Gründerzuschuss. Ihr Gründungskonzept konnte sie vielen Stiftungen und Vereinen vorlegen und erhielt Tipps. Die Kontakte erhält man vom Arbeitsamt auf Nachfrage.


Isabel Moss’ Tipps für Gründerinnen:

#1 Hilfe suchen

#2 Mutig sein

#3 Disziplin: Man muss sich selbst gut im Griff haben.


In der Serie Gründerinnen beleuchtet FINK.Hamburg die Hamburger Startupszene und stellt Frauen vor, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.