Viele Arten von Tierversuchen sind in der EU bereits verboten, doch noch immer werden hierzulande jährlich Millionen Meerschweinchen, Affen und Mäuse bei Versuchen gequält und getötet. Bis heute sind uns Alternativen nicht wichtig genug. Das zeigt ein aktueller Fall in Hamburg.
Viele Arten von Tierversuchen sind innerhalb der EU schon seit 2013 verboten. Zum Beispiel solche, bei denen Tieren Cremes in die Augen gerieben werden, um zu testen, ob und wie stark diese sich entzünden.
Anderen Tieren wird über Monate hinweg Rauch in die Nase gepumpt, im Auftrag der Tabakbranche. Auch das ist in der EU verboten. Solche und andere Versuche werden nun eben in anderen Ländern durchgeführt. Als ob noch bewiesen werden müsste, dass Rauchen schädlich ist. Gegen einen Autobauer wurden Anfang des Jahres Ermittlungen aufgenommen, weil Affen stundenlang Abgase einatmen mussten.
Dass Meerschweinchen, Affen und Hunde für so etwas Banales wie Lippenstift, Putzmittel oder Zigaretten leiden, erscheint ungerecht. Auch deshalb hat sich die EU für das Verbot solcher Tests entschieden – und sie damit doch nur verlagert.
Mehr als zwei Millionen Tiere landen jährlich in deutschen Versuchslaboren, das gab das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bekannt. Anders formuliert: Etwa 5500 Tiere werden hierzulande pro Tag der Forschung geopfert. Viele Menschen finden das nicht gut. Trotzdem kommt die Debatte um Tierversuche kaum voran.
Ist die Lage bei Medikamenten anders als bei den mittlerweile verboteten Versuchen für Kosmetika oder Zigaretten? Medikamente müssen schließlich getestet werden, bevor sie menschlichen Patienten verabreicht werden. Doch hier gibt es bereits Alternativen zu Tierversuchen: Der Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. nennt auf seiner Homepage viele Beispiele, etwa die Forschung an Zell- und Gewebekulturen mit künstlich gezüchteter Haut.
Die Stadt Hamburg investiert Millionen in Versuchslabore
Den Zwiespalt, in dem die Gesellschaft hier steckt, zeigt in Hamburg ein aktuelles Beispiel sehr deutlich: Im September verleiht die Stadt den Forschungspreis für Alternativen zu Tierversuchen. Gleichzeitig wird am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ein neues Gebäude für Versuchstiere gebaut, das 31 Millionen Euro kostet. Dieselben Politiker, die den Neubau befürworten, verleihen auch den Preis. Der ist mit 20.000 Euro dotiert. Da passt etwas nicht zusammen.
Laut dem “Hamburger Abendblatt” wurden in acht von 13 Hamburger Institutionen und Unternehmen mit biomedizinischer Forschung Tierversuche genehmigt. Etwa 150.000 Tiere seien dabei “verbraucht worden”.
Es geht auch anders
Doch nicht nur Firmen, Forschungseinrichtungen und die Politik machen Tierversuche möglich, auch wir Konsumenten spielen unsere Rolle. Wir haben schließlich im Drogeriemarkt die Wahl und auch Zugriff auf Informationen: Initiativen wie PETA oder “Vier Pfoten” veröffentlichen regelmäßig Listen mit Unternehmen, die Produkte herstellen, die ohne Tierversuche auskommen.
Zwei Beispiele: Für die Putzmittel von Frosch leiden keine Tiere, und das Klo wird trotzdem sauber. Die Kosmetikmarke Lavera zog sich vom chinesischen Markt zurück, weil dort Tierversuche für Kosmetik vorgeschrieben sind.
Die Tiere haben keine Wahl. Nur wir können etwas ändern.