Erst von den deutschen Fans geliebt, dann erlebt Mario Götze einen rasanten Abstieg. Aljoscha Pause verfilmt in seiner Doku “Being Mario Götze” die bisherige Lebensgeschichte des Ausnahmetalents. Dafür begleitete er ihn sechs Monate lang – auf dem Fußballplatz und privat.
Es ist dunkel im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Die wichtigste Szene aus Mario Götzes Leben läuft in Großaufnahme – das entscheidende Tor im Finale der Fußball-WM 2014. Der Torschütze kann nicht glauben, dass er sich gerade dabei zusieht, wie er sein Tor schießt. Konzentriert schaut er auf die Szene, seine Frau Ann-Kathrin steht daneben. Beide lächeln, als der Ball im Tor landet, im Hintergrund ertönt heroische Musik.
Die Dokumentation von Aljoscha Pause entstand in Zusammenarbeit mit der Streamingplattform DAZN. Mario Götze, deutsches Ausnahmetalent und mittlerweile 26 Jahre alt, hat im Fußball so viel erlebt wie ein Manager, der auf der Karriereleiter ganz oben angekommen ist. Götze kann bereits auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken, sein bestes Fußballeralter hat er aber noch gar nicht erreicht. Mit dem Stilmittel der Flashbacks gelingt es dem Regisseur, diese zwei Aspekte in den Film einfließen zu lassen.
Die Dokumentation beginnt damit, wie Götze aufwuchs. Er erlernte das Fußballspielen in einem kleinen Dorf im Allgäu. Von klein auf ist er derart talentiert, dass er früh den Weg in die Jugendmannschaften von Borussia Dortmund schafft. Im Finale der A-Jugendmeisterschaft 2009 gehört er zu den jüngsten Spielern und ist, trotz Niederlage seiner Mannschaft, einer der besten auf dem Feld. Der damalige Trainer der Profis Jürgen Klopp sieht umgehend seine Stärke und nimmt ihn im Profi-Kader vom BVB auf.
Die Erfolgsstory nimmt ihren Lauf und Götze wird 2011 Meister, gewinnt 2012 das Double und schafft es 2013 mit Borussia Dortmund ins Finale der Champions League. Danach wechselt er zum FC Bayern München und erreicht 2014 den Höhepunkt: Fußballweltmeister mit Deutschland und Siegtorschütze im Finale.
Nach dem Höhepunkt folgt der Absturz
Danach beginnt der Abwärtstrend: Er bekommt bei Bayern München in den wichtigsten Spielen weniger Einsätze. Auf dem Platz ist der Spieler nicht mehr spritzig und steht in den Medien zunehmend in der Kritik. Bei der Europameisterschaft 2016 spielt er kaum noch eine Rolle. Er wechselt zurück zu Borussia Dortmund.
Anfang 2017 bekommt er dann endlich die Diagnose für seine schlechter werdende Fitness: Seine Muskeln sind durch falsche Trainingsbelastung und fehlende Regeneration so erschöpft, dass sie die Befehle aus dem Gehirn nicht mehr ausführen. Bei ihm wird eine Stoffwechselerkrankung diagnostiziert und er fällt sechs Monate aus. Auch danach läuft es bei ihm und seinem Verein nicht gut und schließlich folgt der absolute Tiefpunkt: Götze verpasst die WM 2018 in Russland.
Aljoscha Pause beleuchtet Götze in seinem Film von einer anderen als der gewohnten Seite. In den Medien wird er oft als Fußballer dargestellt, der keine Emotionen zeigt. Er spricht lieber in Floskeln anstatt klar Stellung zu einem Thema zu beziehen. In der Doku öffnet er sich in den Interviews und erklärt, warum er manchmal emotionslos wirkt.
Der Mensch Mario Götze im Vordergrund
In dieser Dokumentation wird nicht nur der Fußballer, sondern auch der Mensch Mario Götze nahbar. Sie zeigt zudem, dass Fußballer nicht immer nach der Außendarstellung beurteilt werden sollten.
Der Film arbeitet mit seiner klaren Struktur die bisherigen Höhen und Tiefen aus Götzes Leben heraus. Durch die vielen Gesprächspartner wie zum Beispiel Götzes älteren Bruder Fabian, seinen Vater oder Bundestrainer Joachim Löw zeichnet der Regisseur ein authentisches Bild von Mario Götze.
Vielleicht hilft ihm der Film ja sogar auf dem Weg zurück zur Normalform. Mit Borussia Dortmund läuft es aktuell hervorragend – doch Götze steht momentan wieder im Kader der ersten Mannschaft.