Vor der Handball-WM in Deutschland und Dänemark hat Bundestrainer Christian Prokop den finalen Kader bekanntgegeben. Will die deutsche Mannschaft auch in Hamburg spielen, muss sie zumindest bis ins Halbfinale einziehen.
An diesem Donnerstag startet die Handball-Weltmeisterschaft in Berlin. Das Turnier wird von Deutschland und Dänemark ausgetragen, die Halbfinalspiele finden in Hamburg statt. Noch vor dem finalen Testspiel gegen Argentinien gab Bundestrainer Christian Prokop am vergangenen Sonntag den 16-Mann-Kader bekannt – mit einer echten Überraschung.
Wie bei der Europameisterschaft 2018 überraschte Prokop wieder mit einer prominenten Degradierung: Rechtsaußen Tobias Reichmann wurde nicht für das Turnier berücksichtigt. Auch Tom Suton wurde gestrichen.
Bereits 2018 war Prokop in die Kritik geraten, nachdem er mit Finn Lemke einen Stammspieler aus dem Aufgebot gestrichen hatte und Deutschland noch vor der Finalrunde ausgeschieden war. Noch 2017 hatte Lemke die Mannschaft als Abwehrchef zum Europameistertitel geführt.
Reichmann: Taktische Gründe für Nichtnominierung
Für die Nichtnominierung von Reichmann nannte Prokop vor allem taktische Gründe. “Die Entscheidung ist im Sinne der stärksten Mannschaft ausgefallen”, wird der Bundestrainer auf der Website des Deutschen Handball-Bundes (DHB) zitiert. “Taktische Beweggründe haben eine Rolle dafür gespielt, dass wir nur einen Rechtaußen mitnehmen, da haben Nuancen den Ausschlag gegeben.”
Der 22-jährige Suton sei dagegen wichtig für die Zukunft der Nationalmannschaft und solle sich “ranpirschen”. “Er hat jeden Lehrgang mitgemacht, er könnte uns im Fall der Fälle also ohne Probleme im Turnier helfen”, sagte Prokop. Im Verlauf der WM können Spieler nachnominiert werden.
Testspiele machen Hoffnung
Zwar geht die DHB-Auswahl nicht als Favorit in das Turnier, in den Testspielen vor dem Start der Handball-WM überzeugte sie aber. Gegen Tschechien zeigte die Mannschaft noch Schwächen in der Offensive und Defensive, trotz eines 32:24 (17:13)-Sieges.
Bei der Generalprobe gegen Argentinien dominierte Deutschland. 28:13 (9:6) besiegte die Prokop-Sieben den Panamerikameister in Kiel. Dabei zeigte vor allem die Defensive eine gute Leistung.
Der Topfavorit auf den Titel ist Dänemark. In der Gruppenphase trifft Deutschland auf Weltmeister Frankreich, Russland, Serbien, Brasilien und Korea.
Deutschlands Vorrundenspiele im Überblick:
10.01., 18.15 Uhr: Gegen Korea (TV: ZDF)
12.01., 18.15 Uhr: Gegen Brasilien (ZDF)
14.01., 18.00 Uhr: Gegen Russland (Das Erste)
15.01., 20.30 Uhr: Gegen Frankreich (ZDF)
17.01., 18.00 Uhr: Gegen Serbien (Das Erste)
“Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Berlin und freuen uns, dass es losgeht”, sagte Prokop. “Den freien Tag am Montag werde ich mit der Familie verbringen, kurz abschalten, dann mit guter Stimmung nach Berlin reisen. Es wird ein gigantisches Gefühl, in einer solchen Halle zu spielen.” Die Mercedes-Benz-Arena ist für das Eröffnungsspiel der deutschen Mannschaft gegen das vereinte Korea ausverkauft. Rund 17.000 Zuschauer fasst die Halle in Berlin.
Der Kapitän als Hoffnungsträger
Hoffnungsträger ist wieder einmal Uwe Gensheimer. Der Weltklassehandballer von Paris Saint-Germain erzielte gegen Tschechien zehn, gegen Argentinien acht Tore. Als Kapitän ist Gensheimer aber auch neben dem Torewerfen die zentrale Figur im deutschen Spiel.
Im “Kicker” versuchte Gensheimer, etwas Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. “Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es nicht förderlich ist, zu weit zu denken”, sagte der 32-Jährige.
Nur die Halbfinals in Hamburg
Die Vorrunde findet in Berlin und München, die Hauptrunde in Köln und Kopenhagen statt. Nach den Halbfinals in Hamburg werden die Platzierungs- und Finalspiele in Herning ausgetragen. 2007 gewann die Auswahl des DHB ebenfalls im eigenen Land den bisher letzten Weltmeistertitel.
Von den Weltmeistern 2007 steht kein Spieler im Aufgebot. Der 35-jährige Michael Kraus war trotz einer starken Hinrunde für den Bundesligisten TVB Stuttgart nicht nominiert worden.
Ein Weltmeister steht zwar nicht mehr auf der “Platte”, dafür aber in offizieller Rolle daneben. Der ehemalige Kreisläufer Oliver Roggisch ist Team-Manager der deutschen Mannschaft.