Was im Netz Normalität ist, kommt vermehrt auch im analogen Alltag an – per Smartphone bezahlen. FINK.HAMBURG hat das digitale Bezahlsystem in einer Supermarkt-Filiale in Pinneberg getestet.
Mal eben schnell den Wocheneinkauf in der Mittagspause erledigen, das kann gerade in der Vorweihnachtszeit schnell schiefgehen. Um Kund*innen die langen Wartezeiten an der Kasse zu ersparen, hat die Geschäftsleitung eines Supermarktes in Pinneberg gemeinsam mit dem Elmshorner Start-Up Fesforward die Koala-App entwickelt. Damit können die Produkte direkt am Regal gescannt und mit dem Smartphone bezahlt werden – ohne lästiges Warten an der Kasse.
Mehrere Anbieter fürs Bezahlen per App
Ganz neu ist die Selfscanning-Idee nicht, räumt Stefan Giese, technischer Leiter des Edeka-Marktes, ein. Eine ganz ähnliche App hatten etwa die Gründer des Münchner Start-Ups Scansation vor einigen Monaten in der TV-Sendung “Die Höhle der Löwen” vorgestellt. Die Investoren sahen in dem Konzept allerdings keine marktfähige Idee und investierten nicht.
Im Einsatz ist die Scansation-App schon seit Juli 2017 in einem Münchner Supermarkt. Allerdings müssen die Kund*innen die gescannten Produkte weiterhin an der Kasse bezahlen. Lediglich das Aus- und Einpacken erledigt sich durch das vorherige Scannen.
Mehrere Händler testen Selfscanning-Systeme
Für die Bezahlung direkt in der App fehle noch die Schnittstelle im Markt. Technisch sei das aber auch mit Scansation möglich, sagt Geschäftsführer Andreas Klett. “Viele Händler schätzen aber tatsächlich noch den Kundenkontakt.”
Dass Selfscanning-Systeme auf dem Vormarsch sind, zeigen auch Großhändler wie Saturn und Hornbach, die in einzelnen Filialen verschiedene Lösungen getestet haben. In den USA ist der Versandhändler Amazon mit seinen Amazon-Go-Filialen schon einen Schritt weiter. Statt Kassen gibt es dort Kameras und Sensoren. Diese erfassen, was die Kund*innen einpacken. Die mitgenommenen Waren werden automatisch über das Amazon-Konto abgerechnet.
Koala-App: Etwa hundert Kund*innen testen
Wie viele Kund*innen genau die App bislang heruntergeladen haben, weiß Giese nicht. Er geht von etwa 100 Android- und 500 Apple-Kund*innen aus. Die Zahl der aktiven Nutzer*innen, die mit der App bezahlen, schätzt er auf rund 100. “In der aktuellen Testphase sollen die Kinderkrankheiten ausgemerzt werden”, so Giese. Danach könnte das Bezahlsystem auch in die Filiale in der Hamburger Rindermarkthalle kommen.
Zum Thema Datenschutz sagt Stefan Giese: “Wir als Supermarkt bekommen keine Daten. Wir sehen nur, dass eine Zahlung geleistet wurde. Von wem und was, sehen wir nicht.” Er könne sich für die Zukunft aber vorstellen, dass auf einem Smartphone, mit dem immer ein bestimmtes Produkt eingekauft wird, angezeigt wird, dass dieser Artikel gerade im Angebot ist.