Türchen auf: In diesem Jahr erzählen Hamburger*innen im FINK.HAMBURG-Adventskalender von ihrem Leben in der Weihnachtszeit. Heute erzählt Andreas, ein Obdachloser, warum er früher kurz vor Weihnachten immer einen Baum klaute.

Andreas lebt auf der Straße. Tagsüber arbeitet er im CaFée mit Herz, einer Anlaufstelle für Obdachlose auf St. Pauli. Nachts schläft er auf einem Parkdeck. Die Weihnachtszeit gehört für ihn zu den schwersten Zeiten des Jahres, denn sie ist kalt. FINK.HAMBURG-Redakteur Tobias Bug hat mit ihm gesprochen.

Was bedeutet Dir Weihnachten?

Andreas: Jahresende, Kaufrausch, vollkommen überzogene Dinge wie überall Weihnachtsmärkte. Weihnachten ist für mich zu sehr von Konsum geprägt. Für mich bedeutet das einfach nur Stress. Von mir aus können sie Weihnachten abschaffen.

Wie verbringst Du Weihnachten?

Andreas: An Weihnachten arbeite ich im CaFée mit Herz. Das sind für mich Tage wie alle anderen. Nur ist es bei uns in der Adventszeit deutlich stressiger als sonst, hier ist der Teufel los. Was bei uns an Klamotten und Lebensmitteln angeliefert wird, ist exorbitant.

Welche Kindheitserinnerungen hast Du an Weihnachten?

Andreas: Ich bin in Suhl aufgewachsen, in der damaligen DDR. Dort gab es folgende Tradition: Am Abend des 22. Dezember ist man im Dunkeln mit Freunden losgezogen und hat einen Weihnachtsbaum geklaut. Da wurde eine Flasche Korn mitgenommen und ein paar Bierchen und dann hat man irgendwo einen Baum geschlagen. Man durfte sich nur nicht vom Förster erwischen lassen. Natürlich hätte man sich das Ding auch für 5 Mark kaufen können, aber Weihnachten ohne einen geklauten Baum war schlichtweg kein richtiges Weihnachten.

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Foto: Tobias Bug