Türchen auf: In diesem Jahr erzählen Hamburger*innen im FINK.HAMBURG-Adventskalender von ihrem Leben in der Weihnachtszeit. Pater Gregor freut sich, dass Kirchen voller werden, sieht die Kommerzialisierung aber kritisch.

Gregor Chmielewski gehört zum Orden der Franziskaner-Minoriten in Hamburg. Er betreut unter anderem die Pfarreien St. Franziskus, St. Olaf und Herz Jesu. Er wohnt mit seinen Ordensbrüdern im Minoritenkloster in Horn.

Was verbinden Sie persönlich mit Weihnachten?

Pater Gregor: Ich persönlich verbinde mit Weihnachten vor allem das Zusammensein mit meiner Familie. Ursprünglich komme ich aus Polen. Dort gibt es eine Tradition mit zwölf Speisen und Bescherung. Auch werden unter den Familienangehörigen Oblaten verteilt und dann gegessen. Dabei kann man sich bei jemanden entschuldigen für das, was nicht gut war oder sich bedanken für das, was im letzten Jahr gut war. Man wünscht sich gegenseitig alles Gute. Und das ist etwas, was mich zutiefst berührt hat. Auch hier im Franziskaner Konvent pflegen wir die Tradition, weil wir alles aus Polen kommen. Das ist ein schönes Zeichen. Es ist sehr persönlich.

Aber wenn es um die Weihnachtszeit geht, dann muss man an viele Termine denken. Einmal muss man für Erwachsene predigen, eine Stunde später hat man einen Gottesdienst mit Kindern. Man muss mental total umschalten. Das ist manchmal schwierig. Aber Weihnachten ist unser Hauptgeschäft, weil viele Menschen kommen und viele Gespräche suchen.

Merkt man, dass in der Weihnachtszeit mehr Leute in die Kirche gehen?

Pater Gregor: Ja, das merkt man auf jeden Fall. Es gibt verschiedene Angebote. Besinnungstage oder auch Rorate-Messen [besonderen Gottesdienste auch Engelamt; Anmerkung der Redaktion], die im Kerzenschein stattfinden. Immer früh bevor Menschen zur Arbeit gehen. Der Gottesdienst ist dann musikalisch durch ganz besinnliche Adventslieder umarmt. Also wirklich eine schöne Atmosphäre. Ich glaube die Menschen sehnen sich nach so einer Atmosphäre. Vielen Menschen sind noch so geprägt, dass man an Weihnachten in die Kirche gehen soll. Sonst kriegt man wahrscheinlich kein Geschenk vom Christkind. Aber auch viele Familien machen sich auf den Weg und schauen die Krippen in den Kirchen an. Die Kirchen werden in diesen Tagen wirklich voll, was außergewöhnlich ist.

Finden Sie, dass Weihnachten immer mehr kommerzialisiert wird?

Pater Gregor: Ich bin der Meinung, dass Weihnachten sehr kommerzialisiert wurde. Na gut, Adventsmarkt, Weihnachtsmarkt ist eine gute Möglichkeit mit der Familie beisammen zu sein. Aber wenn ich zum Beispiel von hier nach Barmbek gehe, fahre ich über Wandsbek und sehe viele Geschäfte, die entweder bald geschlossen werden oder Schlussverkäufe haben. Das ist Wahnsinn. Und wie viele Menschen in den Geschäften drinnen sind. Ich gehe gerne gucken, was die Menschen bewegt. Alles ist plötzlich um 30 Prozent heruntergesetzt und trotzdem verdienen noch alle daran. Ich weiß nicht wie das möglich ist. Ich habe noch keinen getroffen, der etwas für umsonst gegeben hat.

Was für mich aber entscheidend ist, ist was nach Weihnachten passiert. Denn nach Weihnachten werden alle Zeichen von Weihnachten sofort ausgeräumt und dann kommen die Jahresschlussverkäufe. Und dann kommt die nächste Sache. Weihnachten ist ein Teil des großen Geschäftsjahres. Es wird nicht ganz zu dem Zweck verwendet, was es eigentlich sein sollte.

Ich würde mir wünschen, dass Menschen sich eine Pause gönnen. Wir haben Adventszeit nicht, um die besten Angebote rauszusuchen, sondern um sich auf etwas Wesentliches vorzubereiten. Es ist egal, ob man katholisch ist oder Kirchgänger oder überhaupt nicht getauft ist. Die ganze Gesellschaft ist von Weihnachten geprägt. Am Christkind kommt kein Geschäft vorbei. Alle feiern an dem Tag, wo wir in der Kirche auch Weihnachten feiern.

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Titelfoto: Oliver Völling